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Wie die Autobauer gegen den Brexit kämpfen

„Glauben Sie nicht denjenigen, die kleinreden wollen“, fordert der Flyer der Initiative „Vote Leave“ unter einem dicken roten Balken. Der Flyer verspricht mit den Mythen aufzuräumen, die von denjenigen verbreitetet werden, die auf die Gefahren eines Brexits hinweisen. Neben den Zitaten von Experten stellen die Brexit-Befürworter die Frage: „Stehen Jobs auf dem Spiel?“

Die EU-Regulierung, argumentieren die Autoren des Flyers, mache es den Unternehmen schwerer, neues Personal einzustellen. Firmen würde England nicht verlassen, egal wie das Referendum ausgehe. Darüber sieht man die Marken-Logos von Nissan, Vauxhall, General Electrics, Unilever – und Toyota.

Doch bei den Japanern ist man alles andere als begeistert, für die Wahlwerbung der Brexit-Befürworter missbraucht zu werden. „Wir haben umgehend Klage gegen die unrechtmäßige Verwendung unseres Logo eingereicht“, erklärt ein -Sprecher gegenüber dem Handelsblatt.

In einem für die Japaner ungewöhnlichen deutlichen Statement macht Europachef Johan van Zyl klar, welche Relevanz die Europäische Union für das Geschäft von Toyota hat. „Im Jahr 1992, als wir entschieden haben unsere erste Produktion in Europa in England anzusiedeln, haben wir das auch wegen des offenen und freien Zugangs zum europäischen Binnenmarkt getan“, betont Johan van Zyl, Präsident des Europageschäfts von Toyota.

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Als Wahlempfehlung wollen die Japaner dieses Statement nicht verstanden wissen. Die Entscheidung liege bei der britischen Bevölkerung, „aber wir sind besorgt, dass ein Ausstieg weitere Herausforderungen nach sich ziehen könnte.“ Toyota ist nicht der einzige Autobauer auf der Insel, der seine Sorgen über den Ausstieg mittlerweile offen artikuliert.

Ihre monatelange Zurückhaltung haben die Autobauer mittlerweile komplett aufgegeben. Unter einem gemeinsamen Statement des britischen Verbandes der Autoindustrie SMMT finden sich die wichtigsten Hersteller auf der Insel. Darin heißt es, dass man weitreichende Bedenken hege, dass ein Brexit Jobs und Investments auf Spiel setzen könnte. Damit widersprechen sie ebenfalls dem zentralen Statement der Brexit-Kampagne.

Unterschrieben haben namhafte Manager der wichtigsten Hersteller: Ken Roger, Finanzchef von Jaguar-Land Rover, BMW-Vorstand Ian Robertson, Vauxhall-Chef Rory Harvey und der britische Toyota-Chef Tony Walker.

Statt mit Emotionen – wie es derzeit in den meisten politischen Debatten auf der Insel der Fall ist – argumentieren die Manager mit Fakten und der Relevanz ihrer Industrie, „um sicherzustellen, dass nach jüngsten Fehlinterpretationen absolute Klarheit über die Position der Automobilwirtschaft besteht“.


„Panikmache ist gefährlich“

Immerhin gelten die Autobauer als die letzte Instanz der schweren Industrie, die in England in den vergangenen Jahrzehnten an Relevanz eingebüßt hat. Landesweit beschäftige man 800.000 Mitarbeiter, betont der Verband, damit trage man 15,5 Milliarden Pfund pro Jahr zur britischen Wirtschaftsleistung bei.

Ein Erfolg, den man vor allem den Exporten zu verdanken habe. 80 Prozent aller Fahrzeuge gingen heute ins Ausland, mehr als die Hälfte davon in die EU. „Darum sprechen sich die SMMT-Mitglieder, egal ob klein oder groß, in überwiegender Mehrheit dafür aus, in der EU zu bleiben”.

Für Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen, wäre ein Brexit der Engländer dagegen für Kontinentaleuropa zu verkraften. Mit 2,6 Millionen Fahrzeugen machen die Verkäufe auf der Insel derzeit etwa drei Prozent des Weltmarktes aus. Selbst ein Einbruch um 50 Prozent würde sich darum kaum bemerkbar machen.

Darum sei auch das Neuwagengeschäft nicht nachhaltig bedroht. „England ist ein gesättigter Automarkt“, sagt Dudenhöffer. Auf zwei Engländer kommt ein Auto. Die Hochkonjunktur der vergangenen Jahre werde darum keinen Bestand haben, ob mit oder ohne Brexit. Darum warnt Dudenhöffer vor dem Referendum vor übertriebenen Bedrohungsszenarien. „Panikmache von Politikern, Verbänden und Unternehmen sind gefährlich“, sagt er. Doch die Skepsis der verantwortlichen Automanager wird längst nicht mehr hinter vorgehaltener Hand vorgetragen.