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Autobahnverwaltung: „Wir haben bessere Daten als Google“

Die Verwaltung aller deutschen Autobahnen durch den Bund ist noch in der Startphase. Das Management setzt voll auf Digitalisierung und eine Service-App.

Die Macher der Stau-App versprechen sich eine bessere Verkehrslenkung. Foto: dpa
Die Macher der Stau-App versprechen sich eine bessere Verkehrslenkung. Foto: dpa

Die neue Autobahngesellschaft des Bundes will in Zukunft Baustellenplanung und Verkehrsinformationen auf die Autofahrer ausrichten. „Wir setzen ganz klar auf Nutzerorientierung“, kündigte Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der „Autobahn GmbH des Bundes“ gegenüber dem Handelsblatt an. Geplant ist unter anderem, bis 2022 eine Autobahn-Service-App zu entwickeln, die frühzeitig und bundesweit Stau-Umleitungen empfehlen kann, vor überlasteten Verkehrsknoten warnt und Informationen über den Service von Rast- und Parkanlagen bietet.

Offiziell soll die 2018 gegründete Autobahn GmbH ab 2021 Bau und Verwaltung der 13.000 Kilometer Bundesautobahnen von den 16 Ländern übernehmen. Dafür laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Doch schon jetzt könnten laut Krenz wichtige Schritte vorbereitet werden, um den Verkehr optimaler zu lenken und Autofahrer aktueller zu informieren.

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„Wir haben die besseren Daten als Google, aber wir sind noch nicht besser“, stellt Krenz selbstkritisch fest. Das will der ehemalige Eisenbahnmanager grundlegend und vor allem schnell ändern. Krenz war zuletzt Chef von Abellio, Deutschlandtochter der Niederländischen Staatsbahnen.

Bereits im Aufbau ist die Verkehrszentrale Deutschland in Frankfurt. Dort werden Informationen aus den acht bestehenden regionalen Leitzentralen zusammenführt, eine wichtige Voraussetzung für großräumige Verkehrslenkung, die wegen der Zuständigkeiten der Länder für die Bundesautobahnen derzeit faktisch nicht existiert.

„Autobahnen enden bislang an den Landesgrenzen“, sagt Krenz. Auch regional sollen Informationen üben den Verkehrsfluss besser genutzt werde. Tagesbaustellen beispielsweise könnten auf ihre kurzfristigen Staueffekte hin beobachtet und notfalls auf andere Zeiten etwa in die Nacht verlegt werden.

Die Digitalisierung sieht Krenz als „Riesenchance“, den Autobahnverkehr zu optimieren, ohne gleich neue Straßen bauen zu müssen. Und „wir brauchen auch keine Mega-IT“, sagt er. Ein großer Teil der Autobahnen sei mit Sensoren zur Verkehrsüberwachung ausgestattet, aber die Informationen würden allenfalls in den Bundeländern genutzt.

Eine besondere Herausforderung ist es allerdings, die 1400 IT-Systeme der diversen Betriebshöfe und Planungsämter zu vereinheitlichen. Das, sagt Krenz, werde Zeit brauchen.

Reibungsloser als gedacht könnte der Personalwechsel von den Bundesländern zur Autobahngesellschaft laufen. 15.000 Beschäftigte sind betroffen, 1000 davon sind Beamte. Die Beamten wechseln zum neuen Fernstraßenbundesamt mit Sitz in Leipzig und werden sozusagen an die Autobahn GmbH ausgeliehen. Die 14.000 Angestellten und Arbeiter der Länder dagegen müssen freiwillig vom öffentlichen Dienst zur GmbH wechseln.

Kritik an hohen Verwaltungskosten

Anfangs sah es so aus, als würde das kaum gelingen. Inzwischen liegt allerdings ein Tarifvertrag vor, der offensichtlich attraktiv ist und zum Wechsel animiert. So bietet die GmbH ein 13. Monatsgehalt, eine einmalige Wechselprämie von 1500 Euro und die Höherstufung der Straßenwärter. Und: In Ost- wie in Westdeutschland werden die gleichen Löhne und Gehälter gezahlt. Autobahn-Chef Krenz geht davon aus, dass am Ende die meisten der ehemaligen Landesbediensteten bei der GmbH antreten. „Seit dem Abschluss des Tarifvertrages im Sommer ist das Interesse deutlich gestiegen“, versichert er.

Die Wechselbereitschaft der künftigen Mitarbeiter ist allerdings nicht das einzige Handicap, mit dem die noch junge Bundesfirma kämpfen muss. Belastet wird der Start vor allem durch Kritik an den hohen Ausgaben für Verwaltung und für Berater. Zweifel gibt es auch am Zeitplan.

Zur Reform der Autobahnverwaltung nimmt das Bundesverkehrsministerium bis Ende 2021 nach eigenen Angaben insgesamt 86 Millionen Euro „Beratungs- und Unterstützungsleistungen in Anspruch“. Das musste das Ministerium auf eine Anfrage des haushaltspolitischen Sprechers der Grünen im Bundestag Sven-Christian Kindler einräumen.

Rund 46 Millionen Euro davon entfallen allein auf Beratungsleistungen für die GmbH selbst. Krenz verteidigt den Aufwand „Wir sind angesichts einer Aufbauphase in deutscher Rekordzeit auf externe Unterstützung angewiesen. Beispiel für den Aufbau sind die Umsetzung der IT- und SAP-Systeme sowie der riesige Personalübergang.“

Die GmbH wurde 2018 gegründet und hat ihre Arbeit vor knapp einem Jahr aufgenommen. Das Verkehrsministerium verweist auf die „Komplexität und das Ausmaß des Reformvorhabens“ aber auch darauf, dass dieser Aufwand im Vorfeld „nicht vorhersehbar“ gewesen sei.

Grünen-Politiker Kindler sieht das allerdings anders. „Mit Millionen für immer neue private Berater versucht Verkehrsminister Andreas Scheuer die Autobahnreform zu retten, koste es was es wolle.“ Außer bei der gescheiterten Pkw-Maut sei kein Projekt dieser Größenordnung bekannt, bei dem mehr als ein Drittel des Budgets für Berater ausgegeben werden soll. Kindler beziffert das Gesamtbudget für die Reform der Autobahnverwaltung auf 360 Millionen Euro.

Laut Haushaltsplan wird die Autobahn GmbH ab 2021 jährlich rund 1,3 Milliarden an Verwaltungskosten verschlingen. Kosten, die bislang weitgehend von den Bundesländern getragen wurden.

Autobahnchef Krenz weist Zweifel zurück. „Wir werden am 1. Januar 2021 wie geplant starten.“. Und er ist auch sicher, dass die neue Autobahn-GmbH auf Sicht das Ziel der Reform erreichen wird, nämlich Geld zu sparen. Zum Beispiel durch die Bündelung des Einkaufs von Fahrzeugen und Material oder durch eine bessere Koordinierung der Bauaufträge.

Der Bund wird zwar weiterhin das Budget vorgeben. Derzeit sind es knapp acht Milliarden Euro für die Fernstraßen in Deutschland. Aufgabe der Autobahn GmbH sei es, so Krenz, „im Rahmen dieses Budgets Spielräume zu schaffen. Und damit das vorhandene Geld sinnvoll und zielorientiert auszugeben“.

Wie diese Effizienzgewinne gemessen werden, ist allerdings noch völlig offen. Möglicherweise steht der Autobahn GmbH dieselbe Diskussion bevor wie der Deutschen Bahn, die im Auftrag des Bundes das Schienennetz verwaltet. Im Jahresrhythmus kritisiert unter anderem der Bundesrechnungshof, dass die Verwendung der Milliarden aus Steuermitteln nicht korrekt kontrolliert werde.