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Autisten als IT-Berater - Auticon kauft US-Firma Mindspark

Auticon, die deutsche IT-Beratung, die ausschließlich Autisten beschäftigt, expandiert in die USA. Das soziale Start-up übernimmt Wettbewerber Mindspark aus Los Angeles. Das US-Start-up wurde 2013 von IT-Experten Chad Hahn gegründet. „Damit wird Auticon zum größten derartigen Anbieter der Welt“, sagt Kurt Schöffer, CEO von Auticon.

Bislang ist Auticon an sieben Standorten in Deutschland tätig und hat Dependancen in Großbritannien, Frankreich und seit April auch in der Schweiz. Zu den Kunden zählen neben Mittelständlern auch Dax-Konzerne wie BMW, Siemens, Allianz und Lufthansa. Nach der Übernahme beschäftigt Auticon rund 125 Menschen mit Autismus.

Den Zukauf von Mindspark haben Investoren mit einem mittleren siebenstelligen US-Dollar-Betrag finanziert, erfuhr das Handelsblatt. Dazu zählen neben Ananda Impact Ventures und Yabeo Capital auch Namen wie Stephen Brenninkmeijer aus der C & A-Dynastie sowie Susanne und Felix Porsche. Auch Virgin-Gründer Richard Branson, selbst bekennender Legastheniker, gehört seit 2016 zum Kreis der Auticon-Investoren.

„Wir glauben fest daran, dass Menschen im Autismus-Spektrum ein wichtiger Schlüssel zur Lösung der Herausforderungen in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning sind“, ist Investor Felix Porsche überzeugt.

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Denn gerade Asperger-Autisten, die einen Großteil der IT-Berater von Auticon bilden, haben ein ausgeprägtes logisches Denkvermögen und eine überdurchschnittliche Konzentrationsfähigkeit. Sie sind ausdauernd bei Routineaufgaben und haben ein extrem gutes Auge für Details und Anomalien. Studien zufolge ist jedes 67. Kind, das heute geboren wird, dem Autismus-Spektrum zuzurechnen.

Die soziale Interaktion von Autisten ist jedoch oft gestört. Viele haben Schwierigkeiten beim Interpretieren und Anwenden von einfachen „sozialen Codes“ wie Augenkontakt halten, Händeschütteln oder Small Talk. „In der Regel können sie sich nicht gut verkaufen, was gerade bei Bewerbungsgesprächen hinderlich ist“, sagt der Auticon-CEO Schöffer. Die Folge: „Nach wie vor sind nur 15 bis 20 Prozent der Autisten im ersten Arbeitsmarkt beschäftigt. Obwohl sie meist sehr gut ausgebildet und zum Teil hochbegabt sind“, bedauert er.

Hinzu kommt: Autisten nehmen oft außergewöhnlich viele Reize auf, was ihnen die Arbeit erschwert. Daher wäre ein möglichst reizarmes, autismus-gerechtes Arbeitsumfeld notwendig. Bei Auticon soll dieses Umfeld möglich sein. „Die Kollegen sehen, wie unkompliziert es doch ist, mit Autisten zu arbeiten, wie viel fachlichen und persönlichen Mehrwert Autisten mit in die Projektteams bringen“, so Schöffers Erfahrung.

Das soziale Start-up wurde 2011 von Dirk Müller-Remus, Vater eines Autisten, in Berlin gegründet. Bei seinem Sohn wurde erst eine Hochbegabung diagnostiziert, dann das Asperger-Syndrom, eine leichte Form des Autismus.

Das Schlüsselerlebnis hatte Müller-Remus, als er eine Selbsthilfegruppe von Autisten besuchte: Die waren hochqualifiziert, aber alle arbeitslos. Um Autisten in den Beruf zu bringen, gründete er mit seiner Frau Auticon. Betriebswirt Schöffer lernte Müller-Remus über ein soziales Investment kennen. Sie wurden Partner.

Seit sich der Gründer aus dem operativen Geschäft in den Beirat zurückgezogen hat, ist Schöffer alleiniger Geschäftsführer von Auticon. Müller-Remus hat inzwischen ein weiteres soziales Start-up gegründet: Diversicon, eine Zeitarbeitsfirma, die Autisten coacht, ausbildet und an Firmen vermittelt.

„Denn nur jeder zehnte Autist ist von IT begeistert“, merkte Müller-Remus irgendwann. Er hat viel vor: In sieben Jahren will er mit Diversicon 1000 Job für Autisten schaffen.

Auch Auticon will weiter expandieren. Schließlich sind IT-Spezialisten weltweit rar und begehrt. Auticon bietet Dienstleistungen in Zukunftsfeldern wie Artificial Intelligence, Business Analytics oder Data Mining an. Für SAP Success Factors wurde beispielsweise eine Testautomation „aus der Cloud für die Cloud“ entwickelt.

Derzeit ist Schöffer mit verschiedenen potenziellen Partner in Italien, Spanien, Skandinavien und Osteuropa im Gespräch. Auch in Australien und Kanada ist der Markteintritt geplant.

„Auticon ist schon jetzt eine einmalige Erfolgsgeschichte, die eine gesellschaftliche Aufgabe und wirtschaftliches Handeln verbindet“, meint Matthias Sohler von Yabeo Capital, Auticon-Investor der ersten Stunde.