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Aussteller leiden wirtschaftlich unter Messeabsagen

Mehr als 40 Prozent der Firmen haben greifbare Einbußen erlitten, weil Präsenzmessen ausfallen. Neue Kunden ohne Messen zu finden sei schwierig.

Gerade Mittelständlern fehlen Messen, um Neukunden zu gewinnen. Foto: dpa
Gerade Mittelständlern fehlen Messen, um Neukunden zu gewinnen. Foto: dpa

Die zweite Welle der Corona-Pandemie lässt bereits etliche Präsenzmessen auch im neuen Jahr platzen. Am Freitag erst wurde die für März geplante Gastronomiemesse Internorga in Hamburg gestrichen. Eine digitale Veranstaltung wird jetzt auf „Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit“ geprüft. Am Dienstag nun wurde die Internationale Möbelmesse in Köln, die im Januar hybrid stattfinden sollte, für dieses Jahr komplett abgesagt.

Der Ausfall der Messe trifft die Branche hart. „Als größte Möbelnation Europas braucht Deutschland die IMM Cologne als zentrale Leitmesse“, betont Jan Kurth, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM).

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In diesem Jahr wurden rund drei Viertel der in Deutschland geplanten Messen wegen Corona abgesagt. Für 2021 sieht es derzeit nicht viel besser aus – zumal ausreichend Impfstoffe wohl frühestens ab Herbst verfügbar sein werden.

Inzwischen spüren die ausstellenden Unternehmen, welche Geschäftschancen ihnen durch die Absagen von Präsenzmessen entgehen. Geschäftschancen, die virtuelle Messen bislang nur teilweise auffangen können.

76 Prozent der Aussteller beklagen, dass ihnen Möglichkeiten zur Gewinnung neuer Kunden fehlen. Das ergab eine Umfrage unter 427 ausstellenden Unternehmen der Branchen Maschinenbau, Elektrotechnik und Elektronik sowie Optik, Photonik und Medizintechnik im Oktober 2020. Beteiligt waren die Verbände VDMA, ZVEI, Spectaris und der Verband der deutschen Messewirtschaft Auma.

Kundenpflege aus der Ferne

„Das physische Treffen auf einer Messe ist sowohl für die Neukundengewinnung als auch für die Pflege langjähriger Kundenbeziehungen enorm wichtig“, meint Markus Endres, Projektmanager für Dialog und Events von ZF Friedrichshafen. 84 Prozent der Unternehmen fehlt das Networking mit Besuchern und anderen Ausstellern. Mehr als jeder zweite Aussteller vermisst zudem den Überblick über Neuigkeiten in der Branche – also die Wettbewerbsbeobachtung, die wichtige Impulse gibt.

Rund 60 Prozent der Aussteller fehlen Messen als Chance zur realen Präsentation neuer Produkte. „Nirgendwo sonst kann ein Besucher sich so umfassend und konzentriert informieren – und ein Aussteller seine Produkte und Dienstleistungen so effizient und zielgerichtet präsentieren“, meint Egbert Wenninger, Senior Vice President Glass bei Grenzebach Maschinenbau.

„Für uns Mittelständler sind Messen überlebenswichtig, um neue Kunden zu finden – gerade auch aus dem Ausland“, sagt Unternehmer Oliver Kempkes. In dritter Generation leitet er Kuli Hebezeuge mit rund 100 Mitarbeitern in Remscheid. Die Hälfte des Umsatzes macht der Kranbauer außerhalb Deutschlands. Die internationalen Leitmessen Bauma in München, Logimat in Stuttgart und die Hannover Messe Logistics sind deshalb Pflichttermine. „Für uns sind die Messen einzigartige Chancen, uns im Umfeld der großen Wettbewerber zu präsentieren“, so Kempkes.

Ein Auftrag ergab sich etwa aus einem zufälligen Kontakt auf der letzten Baumesse Bauma 2019. Die große Krananlage ist derzeit in der Produktion. „In der Pandemie fehlen uns nun Messen zur Geschäftsanbahnung“, klagt Kempkes. Bisher hat sich der Kranbauer nicht mit digitalen Messeformaten beschäftigt. „Wir werden aber nicht umhinkommen“, weiß der Mittelständler.

Finanzielle Einbußen spürbar

Denn der Ausfall von Präsenzmessen hat finanzielle Folgen für die Unternehmen: Bereits mehr als 40 Prozent der Aussteller haben laut der Studie konkrete wirtschaftliche Einbußen erlitten. „Mit jedem weiteren Monat ohne Messebeteiligung dürfte das Ausmaß zunehmen“, fürchtet der Messeverband Auma.

Viele Messeveranstalter versuchen, die Pandemie mit virtuellen Formaten so gut es geht zu überbrücken. Doch nur ein Teil der Aussteller geht diesen virtuellen Weg – meist ist es gerade einmal ein Viertel der Unternehmen. Da hilft es auch nicht, dass digitale Messestände weniger Kosten verursachen, weil die Standmiete geringer ist und Aufbau-, Reise- und Hotelkosten wegfallen.

„Das sieht auf den ersten Blick günstiger aus, aber eine Präsenzmesse hat nach wie vor größere Effekte für die Geschäfte unserer Kunden“, sagt Wolfram Diener, Chef der Messe Düsseldorf.


Trotzdem werden Messen nur schwer an ihre Bedeutung vor der Pandemie wieder anknüpfen können. „Zwischen 2022 und 2024 werden wir weitgehend zur Normalität zurückfinden, die aber höchstens bei 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus liegen dürfte“, meint Peter Ottmann, Co-Chef der Messe Nürnberg.

Trotzdem geben immerhin 42 Prozent der befragten Aussteller an, dass die Bedeutung von Messen aus ihrer Sicht in den nächsten fünf Jahren gleich bleiben oder sogar steigen wird. „Durchaus bemerkenswert in der gegenwärtig auch psychologisch schwierigen Situation, in der kaum Messen stattfinden können“, meint der Auma.

Allerdings dürften in Zukunft einige Aussteller auf virtuelle Formate umsteigen. Zudem werden so manche Messestände wohl kleiner ausfallen als vor der Pandemie. Auch Mittelständler Kempkes zieht das in Betracht. „Schließlich müssen wir mit unserem Messebudget zusätzlich die digitalen Formate bespielen.“

Der nächste Messetermin für Kuli Hebezeuge ist die Hannover Messe im April. „Wir fiebern der Messe in Hannover entgegen“, sagt Aussteller Kempkes. „Produkte direkt betrachten und anfassen zu können, das kann kein digitales Format ersetzen.“