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Zuckerberg gerät wegen Manipulationsvorwürfen gegen Facebook in Erklärungsnot

Nach Fake News und russischen Manipulationsversuchen steht Facebook wegen illegal genutzter Nutzerdaten erneut massiv in der Kritik.

Facebook hat ein Problem und wird es einfach nicht los: Immer wieder nutzen Menschen das soziale Netzwerk aus, um Wahlen zu beeinflussen oder gar die Demokratie zu untergraben.

Im vergangenen US-Präsidentschaftswahlkampf hat die von Donald Trump beauftragte Datenanalysefirma Cambridge Analytica laut Berichten der „New York Times“ und des britischen „Guardian“ die Facebook-Profile von mehr als 50 Millionen Nutzern ohne deren Genehmigung angezapft. Mit Hilfe der gewonnen Daten soll das von Unternehmen anschließend gezielt Werbung für den späteren Wahlsieger Trump an Facebook-Nutzer verschickt haben.

Es ist bereits der dritte derartige Fall für Facebook in rund einem Jahr. Das Unternehmen hatte erst im September einräumen müssen, dass in den Monaten vor und nach der US-Wahl etwa 3000 Anzeigen mit polarisierenden Inhalten geschaltet worden seien.

Die Auftraggeber säßen vermutlich in Russland, hieß es seinerzeit. Davor waren es Verbreiter von Fake News, die mit falschen Geschichten versuchten, die Stimmung in bestimmten Gruppen für ihre Zwecke aufzuheizen. In allen drei Fällen spielte Facebook die mutmaßlichen Risiken zunächst herunter. Um Fake News und die russische Beeinflussung kümmerte das Unternehmen sich erst, als sich die Kritik von Nutzern, Experten und der Politik nicht legte.

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Amerikanische und britische Gesetzgeber machen laut der „New York Times“ bereits mobil. Sie fordern von Facebook eine Erklärung, wie ein Datenunternehmen mit Verbindungen zu Trumps Wahlkampagne private Informationen von mehr als 50 Millionen Facebook-Profilen sammeln konnte, ohne die Nutzer darauf aufmerksam zu machen. Cambridge Analytica wurde unter anderem von Trumps ehemaligem Chefstrategen Steve Bannon gegründet.

Am Samstag teilte bereits die Staatsanwaltschaft des US-Bundesstaates Massachusetts mit, dass sie Ermittlungen gegen Cambridge Analytica eingeleitet habe. Laut der „Financial Times“ untersucht auch die britische Informationsbeauftragte Elizabeth Denham den Fall.

Jeder Fall machte zudem die widerstrebenden Interessen des sozialen Onlinenetzwerks deutlich: Zum einen muss es seine Nutzer beschützen, zum anderen braucht es deren Daten für seine höchst lukrative, zielgerichtete Werbung.

Am späten Freitagabend teilte Facebook mit, man habe Cambridge Analytica mittlerweile vom Datenfluss abgeschnitten. Das Unternehmen habe zu Unrecht die Informationen von 270.000 Menschen erhalten, die eine als Persönlichkeitstest deklarierte App innerhalb von Facebook heruntergeladen hätten. Facebook hatte von dem Bruch der Privatsphäre bereits vor zwei Jahren erfahren, ging aber erst jetzt an die Öffentlichkeit.

„Das ist ein abstoßender Missbrauch der Privatsphäre“

Mit dieser Aussage spielt Facebook aber wohl erneut das Ausmaß herunter, wie Christopher Wylie sagt. Der ehemalige Cambridge-Angestellte, der den beiden Zeitungen als Zeuge diente, erklärte, man habe Daten von rund 50 Millionen Profilen abgreifen können – und zwar über die unwissenden Facebook-Freunde der Personen, die die App heruntergeladen hatten.

Wylie erklärte, Cambridge habe mit den Daten detaillierte Profile erstellt, mit denen einzelne Wähler identifiziert und angesprochen wurden, um sie mit personalisierten politischen Botschaften zu einer Meinungsänderung zu bringen. „Das war ein grob unethisches Experiment“, sagte er. „Du spielst mit einem ganzen Land. Mit der Psychologie eines gesamten Landes, ohne dass es zugestimmt hätte oder sich dessen bewusst ist.“

Cambridge Analytica hat jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen und bezeichnete Wylie als verärgerten Ex-Mitarbeiter. Man sei zwar mit einer Verletzung der Facebook-Regel an die Daten gelangt, doch dafür sei ein Mittelsmann verantwortlich gewesen.

Man habe die Daten niemals verwendet und komplett gelöscht, als man von dem Verstoß erfahren habe. Wylie widerspricht dieser Aussage jedoch, und Facebook hat eine Untersuchung dazu eingeleitet.

Jonathan Albright, Forschungsdirektor für digitalen Journalismus an der Columbia University, sagt, Facebook müsse die gleiche Transparenz herstellen, die es auch seinen Nutzern abverlangt, wenn diese ihre Gewohnheiten und Vorlieben über Likes und Dislikes zeigten. Es grenze jedoch an Nachlässigkeit, wie Facebook immer wieder Informationen zurückhalte.

Am Samstag betonte das Unternehmen, die Datensammlung von Cambridge sei keine Verletzung der Privatsphäre gewesen, weil jeder ja seine Zustimmung gegeben habe, seine Daten mitzuteilen. Die App sei den bestehenden Privatsphäreregeln gefolgt, kein System wurde infiltriert, niemand habe Passwörter gestohlen oder sensible Informationen ohne Zustimmung erlangt.

Der einzige Verstoß aus Sicht von Facebook war es, dass die Daten, die für Forschungszwecke gedacht waren, an eine dritte Partei, in diesem Fall Cambridge, gegangen seien.

Experten sagen jedoch, dieses Argument ergebe nur Sinn, wenn jeder Nutzer die verworrenen Privatsphäre-Einstellungen von Facebook komplett verstehe, die in der Grundeinstellung oft auf maximalem Datenaustausch stehen.

„Das ist ein abstoßender Missbrauch der Privatsphäre“, sagt Larry Ponemon, Gründer des Ponemon-Instituts, das zum Thema Privatsphäre forscht. „Generell sind die meisten dieser Privatsphäre-Einstellungen oberflächlich. Die Firmen müssen einfach mehr tun, damit sie ihre eigenen Verpflichtungen auch einhalten.“