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Ausländische Aktionäre lieben deutsche Konzerne

Es ist nicht nur bemerkenswert, dass Ausländer stärker in deutsche Aktien investieren als Deutsche. Sie sind bei der Auswahl der Unternehmen zudem sehr geschickt.

Deutsche Unternehmen haben zwar zwischen Hamburg (Beiersdorf), Berlin und München (Siemens) ihre Zentralen, doch das hindert ausländische Anleger nicht daran, sie aufzukaufen. Ausländische Investoren erhöhen ihr Engagement bei den 30 Dax-Konzernen immer weiter – und das unabhängig aller Kursturbulenzen.

Derzeit befindet sich mehr als jede zweite Aktie in ausländischen Depots: 54 Prozent der Anteilsscheine lassen sich nach Handelsblatt-Berechnungen eindeutig ausländischen Investoren zuordnen – vor 20 Jahren lag der Anteil bei einem Drittel. Seitdem haben sich die Verhältnisse umgekehrt: Deutsche Anleger halten noch knapp 30 Prozent an Deutschlands 30 größten börsennotierten Unternehmen.

Gut 16 Prozent aller Aktien lassen sich geografisch nicht zuordnen. Bei den 20 Unternehmen, von denen vergleichbare Angaben für das Jahr 2005 vorliegen, stieg der Anteil ausländischer Anteilseigner: und zwar von durchschnittlich 48 Prozent im Jahr 2005 auf zuletzt 58 Prozent.

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Nur noch wenige Unternehmen haben mehrheitlich deutsche Aktionäre. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Firmen mit einem starken Ankeraktionär, wie beispielsweise die Familie Henkel beim gleichnamigen Düsseldorfer Waschmittelhersteller, Familie Merck beim gleichnamigen Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern und Familie Herz beim Hamburger Markenriesen Beiersdorf.

Die immer größere Internationalisierung bleibt nicht ohne Folgen, denn der typische deutscher Anleger ist, oder besser war, der Klein-Aktionär. Der typische ausländische Anleger aber ist eine milliardenschwere Fondsgesellschaft, die Aktien im Namen vieler Tausend Anleger hält.

Kritische Konzernprüfung vor Hauptversammlungen

Nach einer Studie des Deutschen Investor Relations Verbands (DIRK) und des Marktforschers IHS Markit sind nordamerikanische institutionelle Anleger die größten Investoren im Dax. Das sind milliardenschwere Pensionskassen und Vermögensverwalter. Diese tendieren immer stärker dazu, vor Abstimmungen auf Hauptversammlungen eigene Richtlinien zu entwickeln und Beschlussvorlagen der Konzernführung kritisch zu prüfen und nicht einfach abzunicken.

„Dies birgt Risiken, allerdings auch Potenzial bei der Ansprache der Investorenbasis“, urteilt Frederik Frank, Vizedirektor bei IHS Markit. Die Folge solch veränderter Mehrheitsverhältnisse waren in diesem Jahr spektakuläre Abstimmungsergebnisse samt Reputationsverlust des Vorstandes auf den Hauptversammlungen – wie etwa beim Pharmakonzern Bayer nach der umstrittenen Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto und der Deutschen Bank, wo es dem Management auch nach zehn Jahren nicht gelingt, die Finanzkrise hinter sich zu lassen.

Auffällig ist, dass es ausländischen Investoren erstaunlich gut gelingt, sich bei den Börsengewinnern einzukaufen. Umgekehrt verbleiben viele Verliereraktien bei den deutschen Anlegern. Mit 87 Prozent sind ausländische Anleger beim Dax-Neuling MTU so stark engagiert wie bei keinem anderen Dax-Konzern.

Die Bilanz: Mit 270 Prozent Kursgewinn ist MTU die drittbeste Aktie im Dax aus Sicht der vergangenen fünf Jahre. Noch besser entwickelten sich nur Adidas und Wirecard, wo ebenfalls ausländische Anleger deutlich die Mehrheit halten. Auch die Deutsche Börse, Infineon, Linde und Allianz haben sich in den vergangenen fünf Jahren überdurchschnittlich gut entwickelt. An allen Unternehmen halten Ausländer die Mehrheit.

Heimische Anleger hingegen dominieren bei Unternehmen wie BMW, Continental und Volkswagen – also Aktien, die in den vergangenen fünf Jahren an Wert verloren haben. Eher wenig Interesse haben Ausländer mit einem Anteilsbesitz von 50 Prozent auch an der Deutschen Bank, der mit Abstand schlechtesten Aktie im Dax. „Dumb german money“ bezieht sich also nicht nur auf schlechte Anlagen im Ausland, sondern auch in der Heimat.