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Ausländische Firmen investieren in Deutschland so stark wie noch nie

Der weltgrößte Onlineriese Amazon richtet in Mönchengladbach ein neues Logistikzentrum ein, die Fluggesellschaft Ryanair investiert weitere 300 Millionen Dollar in Frankfurt und reagiert so auf die Rekordbuchungen am größten deutschen Flughafen, der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli schafft in Aachen weitere 950 Stellen zu den bereits 2.300 Arbeitsplätzen, um seine Produktion auszuweiten.

Ein amerikanisches, ein britisches und ein Schweizer Unternehmen suchen sich Deutschland aus, um ihre Geschäfte international zu erweitern. Sie expandieren, um die wachsende Nachfrage im In- und Ausland zu befriedigen.

Das Ergebnis: Ausländische Unternehmen investierten im vergangenen Jahr in 1.124 Projekte in Deutschland – das ist nach Erhebungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY so viel wie noch nie und sechs Prozent mehr als im Rekordjahr 2016.

Aufgrund ihrer geografischen Mittellage in Europa mit guter Infrastruktur gilt die größte Volkswirtschaft als idealer Standort für internationale Konzerne. Das unterstreicht eine Image-Befragung unter über 700 Managern. Zwei von drei Führungskräften nannten Deutschland als einen von drei Top-Investitionsstandorten in Europa. Dahinter folgen Frankreich mit 56 und Großbritannien mit 52 Prozent.

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Aus Investorensicht punktet Deutschland vor allem mit dem hohen Qualifikationsniveau seiner Arbeitskräfte, der guten Verkehrsinfrastruktur – trotz vieler Baustellen auf den Autobahnen – sowie mit dem stabilen politischen und rechtlichen Umfeld.

Allerdings schneidet Deutschland bei einigen wichtigen Kriterien schlechter ab: So bewerten nur noch 66 Prozent der Befragten die Telekommunikationsinfrastruktur positiv – vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 76 Prozent, im Jahr davor bei 84 Prozent.

Bei der Breitbandversorgung hat Deutschland Nachholbedarf und liegt hier im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld – „zu wenig für einen Hightech-Standort, zumal es bei der Glasfasertechnik in Deutschland noch deutlich schlechter aussieht“, betont EY-Deutschlandchef Hubert Barth.

Erstaunlich: Trotz des bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der EU (Brexit) setzen ausländische Unternehmen auf die Insel. Das Land belegt mit 1.205 Investitionsprojekten ausländischer Firmen – sechs Prozent mehr als im Jahr davor – vor Deutschland den ersten Platz.

Insgesamt kündigten die investierenden Firmen an, 50.000 neue Stellen in Großbritannien zu schaffen – so viel wie in keinem anderen Land. In Deutschland versprachen die Unternehmen 31.000 neue Arbeitsplätze.

Der Standort Deutschland profitiert vom Brexit

Großbritannien profitiert vom traditionell starken Engagement amerikanischer Unternehmen. Sie sehen das Land vor allem aufgrund der gemeinsamen Sprache und der ähnlichen Kultur als idealen Brückenkopf zu Kontinentaleuropa. Daran ändert der Brexit nichts.

Im Gegenteil: Gegenüber dem starken Vorjahr steigerten amerikanische Firmen ihre Investitionen auf der Insel noch einmal um 16 Prozent auf 334 Projekte. Offenbar setzen viele ausländische Unternehmen trotz schwieriger EU-Austrittsverhandlungen auf eine Einigung, die Unternehmen aus Großbritannien auch künftig den freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt ermöglicht.

Auch deutsche Firmen wenden sich keineswegs von der Insel ab. 2017 investierten sie in 101 Projekte in Großbritannien, zehn Prozent mehr als im Jahr davor. Ein Vorteil: Seit dem Brexit-Votum hat das britische Pfund gegenüber dem Euro knapp 15 Prozent an Wert verloren. Das macht in Großbritannien produzierte Waren im Euro-Raum wettbewerbsfähiger und preiswerter – beispielsweise den Mini von BMW.

Doch nicht nur deutsche Firmen, auch der Standort Deutschland profitiert vom Brexit-Votum. Immer mehr ausländische Firmen siedeln sich hierzulande an oder bauen ihre bestehenden Standorte aus. So schloss Amerikas Investmentbank Goldman Sachs in Frankfurt einen Mietvertrag für deutlich größere Büroflächen.

Die Zahl der Mitarbeiter dürfte sich von 200 auf mehr als 700 erhöhen. Die Standortinitiative „Frankfurt Main Finance“ rechnet mit 10.000 zusätzlichen Bankern über die nächsten fünf Jahre; die Frankfurt School of Finance kalkuliert gar mit 20.000 Jobs.

Hauptinvestitionsziel deutscher Unternehmen im Ausland ist neben Großbritannien das Nachbarland Frankreich. In vielen Ländern, darunter Tschechien, Ungarn und Österreich waren deutsche Firmen im vergangenen Jahr die größten Investoren. Die Länder profitieren von der Wirtschaftskraft Deutschlands, den Rekordgewinnen der Unternehmen und ihrer hohen Investitionsbereitschaft.

So investiert der Halbleiterkonzern Infineon 1,6 Milliarden Euro in eine Chipfabrik im österreichischen Kärnten. Die Auftragsbücher sind voll und das bestehende Werk in Dresden produziert bereits am Limit. „Die Kunden rennen uns die Türen ein“, sagt Konzernchef Reinhard Ploss, „es geht darum, wo am schnellsten ein Werk hochgefahren werden kann.“

Ein Grund für Investitionen im Ausland ist die Nähe zum Kunden, aber auch Subventionen und andere Zuwendungen, wie die Forschungsförderung. Für ausländische Firmen, die sich in Deutschland engagieren, ein nicht unerheblicher Grund. Fast jeder zweite befragte Konzernmanager bezeichnete Deutschland in diesem Zusammenhang als „attraktiv“.