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Worauf sich Passagiere und Airlines einstellen müssen

Fluggäste können einige einfache Regeln beachten, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Airlines müssen mit finanziellen Einbußen rechnen.

Der plötzliche und signifikante Ausbruch des Coronavirus in Italien verstärkt die Verunsicherung von Fluggästen. Die bisherigen Maßnahmen etwa von Airlines hatten vorübergehend für etwas Entspannung bei den Passagieren gesorgt. Flüge aufs chinesische Festland sind seit Wochen abgesagt. Das Virus schien sich damit zumindest weitgehend in der Volksrepublik isolieren zu lassen.

Ein Trugschluss, wie sich nun zeigt. Immer noch ist nicht klar, wo sich der erste italienische Bürger mit der neuen Lungenkrankheit infizierte. Vor allem diese Unsicherheit ist Gift für alle Reisepläne.

Erschwerend kommt hinzu, dass viele Reisende das Gefühl haben, dass die von Fachleuten und Medizinern empfohlenen Maßnahmen zum Schutz gegen eine Ansteckung an Bord eines Flugzeugs nur schwer umzusetzen sind. So wird allgemein ein Abstand von einem bis zwei Meter zu einem Erkrankten oder einem mit entsprechenden Krankheitssymptomen empfohlen. Doch wie soll das funktionieren, wenn man in der „Röhre“ dicht an dicht sitzt?

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Auch die bislang ungeklärte Frage, wie sich das Virus genau verbreitet, treibt die Sorgen. Kann es sich auch durch die Belüftung ausbreiten? Die sprunghaft gestiegenen Zahlen an Erkrankten auf mehreren Kreuzfahrtschiffen lässt das zumindest vermuten. Auch in Flugzeugen läuft ständig die Belüftung.

Doch die Situation an Bord eines Flugzeugs unterscheidet sich von der an anderen Orten. Denn die Kabinenluft wird standardmäßig von Verunreinigungen wie Staub, Bakterien und Viren gereinigt. Die Hersteller der Maschinen verweisen darauf, dass die Luft, die man im Flugzeug einatmet, sauberer ist als die, die wir alle auf der Erde „konsumieren“. Es ist also durchaus richtig, wenn Lufthansa-Vorstand Harry Hohmeister darauf verweist, dass die Luft an Bord eines Flugzeugs ähnlich sauber ist wie die in einem Operationssaal.

Dennoch ist auch jeder Einzelne gefragt. Hilfreich ist etwa die gegenseitige Rücksichtnahme. Wer husten oder niesen muss, sollte das nicht in die eigene Hand tun. Besser ist die eigene Armbeuge oder noch besser ein Einmaltaschentuch, das hinterher ordnungsgemäß entsorgt wird, wie etwa Christoph Pölcher, Arzt des ADAC Ambulanz-Service, rät.

Wie überall gilt auch im Flugzeug, dass regelmäßiges Händewaschen vorsorgt. Generell sollte man das Berühren von Mund, Nase und Augen mit der Hand so weit wie möglich vermeiden. Atemschutzmasken helfen dagegen nur bedingt. Sie können eine Ansteckung nicht verhindern, die Gefahr im besten Fall aber zumindest etwas reduzieren.

Italien ist für viele europäische Airlines ein wichtiger Markt

Zudem hat die Besatzung an Bord eines jeden Flugzeugs klare Anweisungen erhalten, was zu tun ist, sollte es einen Verdachtsfall geben. So hat die Bundesregierung alle Airlines, die aus China kommen, angewiesen, die Passagiere zu einer sogenannten Selbstauskunft zu verpflichten. Diese enthält drei Fragen zum Thema Aufenthalt und Reisepläne.

Crews müssen zudem Personen an Bord melden, die erkennbar krank sind. In dem Fall wird der medizinische Dienst am Flughafen hinzugezogen und ein Arzt entscheidet, wie es weitergeht.

All das kostet. Doch Angaben über die wirtschaftlichen Folgen der Krise für die Fluggesellschaften sind noch rar. Auch das ist eine Folge der latenten Unsicherheit darüber, wie es weitergehen wird. Lufthansa will erst am 19. März auf der Bilanzpressekonferenz genauere Angaben machen und verweist bis dahin auf die börsenrechtlich vorgeschriebene „Schweigepflicht“. Air France-KLM hat die Kosten des Virus kürzlich auf 150 bis 200 Millionen Euro beziffert.

Klar ist, dass mit dem Ausbruch in Italien bei vielen Airlines neu gerechnet werden muss. Zwar gibt es bisher keine mit China vergleichbaren Restriktionen für den Luftverkehr dorthin. Die italienische Regierung hatte am Wochenende zudem erklärt, die Reisefreiheit, die in Europa unter anderem über das Schengener Abkommen geregelt ist, nicht einschränken zu wollen.

Doch Italien ist für viele europäische Fluggesellschaften ein wichtiger Markt – gerade bei Privatreisenden. Sollten sich etwa die Urlauber bei ihren Reisen in den kommenden Wochen und Monaten zurückhalten, würden das die Anbieter deutlich spüren.

Die Experten von Credit Suisse haben in einer aktuellen Studie errechnet, dass bei der irischen Billig-Airline Ryanair allein 19 Prozent der insgesamt angebotenen Sitzplatzkapazität an dem Land hängt. Beim Rivalen Easyjet sind es immerhin noch zwölf Prozent. Die Billig-Anbieter haben das jahrelange Siechtum der nationalen Fluggesellschaft Alitalia genutzt, ihre Präsenz in Italien kräftig auszubauen – vor allem in Norditalien, wo sich das Coronavirus nun ausbreitet. Alitalia ist seit rund drei Jahren insolvent und wird nur durch Staatshilfen in der Luft gehalten.

Auch für Lufthansa ist Italien ein wichtiger Markt. Angesichts der weltweiten Präsenz der Airline beziffern die Experten von Credit Suisse den Anteil Italiens an der gesamten Kapazität aber auf nur ein bis drei Prozent. Allerdings weisen sie darauf hin, dass aus Italien auch viele Umsteiger für die Langstreckenjets an den Drehkreuzen München und Frankfurt kommen.

Deshalb seien Anbieter mit einer niedrigeren Marge auf Ergebnisseite stärker von den Folgen des Virus betroffen als jene mit einer hohen Marge. Generell haben die großen Netzwerk-Airlines wie Lufthansa und Air France-KLM eine niedrigere Marge als etwa Ryanair.