Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • Dow Jones 30

    38.460,92
    -42,77 (-0,11%)
     
  • Bitcoin EUR

    59.824,14
    -2.132,30 (-3,44%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.389,96
    -34,14 (-2,40%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.712,75
    +16,11 (+0,10%)
     
  • S&P 500

    5.071,63
    +1,08 (+0,02%)
     

AUSBLICK 2022: Goldpreis bleibt gefangen zwischen Inflation und Zinsanstieg

FRANKFURT (dpa-AFX) - Hohe Inflation und steigende Zinsen: In diesem Umfeld sollten sich Goldfans laut Experten im neuen Jahr keine allzu großen Hoffnungen auf einen deutlich steigenden Goldpreis machen. Bereits 2021 pendelte er in einer vergleichsweise engen Spanne zwischen rund 1700 US-Dollar und etwa 1900 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Das Gold-Rekordhoch von 2075 Dollar aus dem Sommer 2020 bleibt wohl erst einmal in der Ferne. Zumindest so lange sich die Corona-Krise nicht noch einmal deutlich zuspitzt. Analysten sehen den Preis Ende 2022 im Durchschnitt um die 1700 Dollar. Im Vergleich zum Preis von rund 1800 Dollar am 20. Dezember entspricht das einem Minus von knapp 6 Prozent. In Euro notierte der Goldpreis am 20. Dezember bei knapp 1.600 Euro und damit etwa 50 Euro mehr als zum Jahresstart.

Rohstoffexperte Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg hat seine Prognose hingegen deutlich höher angesetzt. Seiner Einschätzung nach könnte die Feinunze Ende 2022 bei 1900 Dollar gehandelt werden. "Fundamental sieht es für den Goldpreis gar nicht so schlecht aus", erklärt der Experte. Er sieht den Goldpreis unter anderem wegen der hohen Inflation auf Erholungskurs. Der Experte verwies auf einen starken Anstieg der Nachfrage nach Goldschmuck sowie nach Münzen und Goldbarren.

Wichtige Impulse für den Goldpreis werden 2022 die zuletzt hohe Inflation und die Reaktion führender Notenbanken auf diese liefern. Zuletzt hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) davor gewarnt, die Inflation könne sich als "hartnäckiger" erweisen als gedacht, sollten Lieferengpässe in weiten Teilen der Industrie andauern. Eine Ansicht, die sich auch bei den Notenbanken langsam durchsetzt, nachdem monatelang von einem temporären Phänomen die Rede gewesen war.

WERBUNG

So beschleunigt die US-Notenbank Fed ihren Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik mittlerweile und die britische Notenbank stemmte sich jüngst mit ihrer ersten Zinserhöhung in der Pandemie gegen die hohe Inflation. Nur die Europäische Zentralbank gibt sich - zumindest nach außen - noch gelassen. Sie sendete zwar ein erstes Signal für ein Auslaufen ihrer ultralockeren Geldpolitik, steckt aber weiterhin viele Milliarden in den Kauf von Staatsanleihen und Unternehmenspapieren. Zinserhöhungen wird es unter der EZB-Präsidentin Christine Lagarde so schnell nicht geben.

Viele Volkswirte sind sich zwar sicher, dass sich die Inflation im Verlauf des Jahres 2022 abschwächen wird. Allerdings ist unklar, ob sie auf ein Niveau fällt, mit dem sich die Notenbanker wirklich wohlfühlen.

Neben der Inflation spielt unverändert die Corona-Krise eine wichtige Rolle. Die Pandemie sei eine "ständig präsente Quelle der Unsicherheit", heißt es im jüngsten Monatsbericht des Branchenverbandes World Gold Council (WGC). Nach Einschätzung des Verbands wird der Druck durch die Omikron-Variante des Coronavirus noch verstärkt. Die WGC-Experten weisen darauf hin, dass zahlreiche jüngst veröffentlichte Prognosen für das Jahr 2022 die möglichen Auswirkungen von Omikron noch gar nicht erfasst hätten.

Generell werde die Corona-Krise für Unsicherheit sorgen, was eine stärkere Nachfrage nach Gold als sicherer Anlagehafen wahrscheinlich mache, heißt es vom WGC. Außerdem geht der Branchenverband davon aus, dass der Goldpreis durch die Käufe durch Zentralbanken gestützt werde, auch weil "Gold nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Zentralbankreserven ist."

Goldexperte Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus ist sich sicher, dass der "langfristige Aufwärtstrend weiterhin intakt ist". Bei Heraeus werde seit Anfang November ein kontinuierlicher Anstieg der Nachfrage beobachtet, sagte Zumpfe. "Dabei nutzen Privatkunden zunehmend die Möglichkeiten des Online- und Versandhandels." Dennoch wollte der Heraeus-Experte nicht ausschließen, dass der Goldpreis wegen steigender Zinsen Ende 2022 bei 1700 Dollar notieren könnte.

Die stärkste Triebfeder für einen steigenden Goldpreis sehen Fachleute bei der hohen Inflation. Nach Einschätzung des Chefvolkswirts Klaus Bauknecht von der IKB Deutsche Industriebank dürfte aber nur eine anhaltend hohe Inflationsrate gekoppelt an eine Konjunkturflaute dem Goldpreis Auftrieb geben. Es sei ein "Stagflationsszenario" notwendig, bei dem die Notenbanken steigende Zinsen trotz hoher Inflation vermeiden, um die Konjunktur zu stützen. Zwar sei eine solche Entwicklung "nicht völlig von der Hand zu weisen", räumte Bauknecht ein. Er sieht beim Goldpreis dennoch "im Verlauf des Jahres 2022 kaum bedeutendes Anstiegspotenzial"./jkr/jsl/mis

--- Von Jürgen Krämer, dpa-AFX ---