Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.742,36
    -95,04 (-0,53%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.919,46
    -17,11 (-0,35%)
     
  • Dow Jones 30

    37.942,84
    +167,46 (+0,44%)
     
  • Gold

    2.405,60
    +7,60 (+0,32%)
     
  • EUR/USD

    1,0666
    +0,0019 (+0,18%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.525,27
    +841,25 (+1,41%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.386,16
    +73,53 (+5,94%)
     
  • Öl (Brent)

    82,80
    +0,07 (+0,08%)
     
  • MDAX

    26.001,08
    -188,36 (-0,72%)
     
  • TecDAX

    3.188,15
    -22,69 (-0,71%)
     
  • SDAX

    13.940,71
    -91,66 (-0,65%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.896,45
    +19,40 (+0,25%)
     
  • CAC 40

    8.023,88
    +0,62 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.436,62
    -164,88 (-1,06%)
     

„Aufbau eines neuen Mobilfunknetzes würde mindestens zehn Milliarden Euro kosten“

Der Freenet-CEO Christoph Vilanek hat sich gegen eine Teilnahme an der Auktion für die Frequenzen für den Echtzeitmobilfunk 5G entschieden. „Der Aufbau eines neuen Mobilfunknetzes würde wohl mindestens zehn Milliarden Euro kosten“, sagte er dem Handelsblatt. Das Risiko sei zu hoch für sein Telekommunikationsunternehmen. Freenet werde weiter darauf setzen, die Netze der bestehenden Betreiber gegen Gebühren mitzubenutzen.

Allerdings zeigte sich Vilanek überzeugt, dass United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth für die Frequenzen mitbieten wird (was er nach Veröffentlichung dieses Interviews auch tat). „Davon gehe ich fest aus“, sagte Vilanek. Ihm sei zwar nicht klar, wie Dommermuth als vierter Netzbetreiber neben Telekom, Vodafone und Telefónica ein langfristiges Geschäftsmodell aufbauen könne. „Er würde einen solchen Schritt nicht gehen, wenn er nicht einen guten Plan hätte“, sagte Vilanek.

Am Freitag läuft um 15 Uhr die Frist für die Anmeldung zur Auktion der Frequenzen für den 5G-Mobilfunk bei der Bundesnetzagentur aus. Die Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica gelten als gesetzte Bieter. United-Internet-Gründer Dommermuth hatte öffentlich gesagt, er erwäge, selbst zum vierten Netzbetreiber aufsteigen zu wollen.

Lesen Sie hier das gesamte Interview:

WERBUNG

Herr Vilanek, wird Freenet mitbieten?
Nein. Der Aufbau eines neuen Mobilfunknetzes würde wohl mindestens zehn Milliarden Euro kosten. Gleichzeitig wäre dieser Schritt mit hohen Unsicherheiten verbunden, insbesondere auch, da der nun vergebene Frequenzbereich für Flächendeckung wenig geeignet ist. Wir wissen nicht, ob wir über Roaming die Netze der anderen Betreiber mitnutzen dürfen. Das Risiko wäre für uns zu groß.

United-Internet-Gründer Ralph Dommermuth will zum vierten Netzbetreiber aufsteigen. Begrüßen Sie den Schritt?
Ich sehe ein paar Nachteile, aber vor allem Vorteile durch solch einen Schritt. Wir hatten in der Vergangenheit vier Betreiber auf dem deutschen Mobilfunkmarkt. Derzeit sind es nur drei. Ein vierter Spieler könnte zu mehr Wettbewerb führen.

Würden Sie Herrn Dommermuth unterstützen?
Wir würden eine Kooperation ausloten, ebenso wie wir es mit den anderen Anbietern machen. Grundsätzlich gelten die gleichen Bedingungen für alle Netzbetreiber. Also müsste uns Herr Dommermuth ebenso wie die Telekom oder Vodafone einen diskriminierungsfreien Zugang zu seinem Netz gewähren. Dann arbeiten wir gerne als Service Provider auch auf seinem Netz.

Aber wäre es nicht volkswirtschaftliche ineffizient, wenn die Investitionen sich in Deutschland auf vier statt drei Netze verteilen?
In der Frage bin ich hin- und hergerissen. Es stehen 300 Megahertz bei der anstehenden Auktion zur Verfügung. Wir gehen davon aus, dass ein neuer Spieler mindestens 40 Megahertz ersteigern müsste, damit er ein Netz aufbauen kann. Doch die drei großen Anbieter Telekom, Vodafone und Telefónica haben alle gesagt, dass sie mindestens 100 Megahertz brauchen. Ersteigert ein vierter Spieler einen Teil der Frequenzen, könnten sie den drei großen Anbietern beim Netzausbau fehlen. Dennoch glaube ich, dass mehr Wettbewerb dem deutschen Markt sehr gut tun würde.

Aber was ist das Geschäftsmodell für ihn?
Das weiß ich nicht. Aber ich habe Herrn Dommermuth als einen sehr erfahrenen Geschäftsmann kennengelernt. Er würde einen solchen Schritt nicht gehen, wenn er nicht einen guten Plan hätte.

Warum geht Herr Dommermuth denn dann das Risiko ein, selbst viel Geld für ein neues Netz auszugeben?
Weil sein bestehendes Geschäftsmodell an Grenzen stößt. Noch hat er einen privilegierten Zugang zum Netz von Telefónica. Das geht noch auf die Auflagen für die Übernahme von E-Plus durch Telefónica zurück. Doch diese Regeln laufen in einigen Jahren aus. Und dann ist nicht sicher, dass er weiter Zugang zu anderen Netzen aushandeln kann. Also muss er etwas ändern. Ich kann seine Überlegungen nachvollziehen.

Erwarten Sie, dass ein völlig anderer Spieler an der Auktion teilnehmen könnte, der bislang noch nicht in Erscheinung getreten ist – vielleicht ein Investmentfonds?
Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Ich bin in der Branche sehr gut vernetzt. Und ich habe nicht mal den Schatten eines möglichen Spielers wahrgenommen.

Wie realistisch ist eine Bieterschlacht bei der Auktion?
Das kann ich nicht sagen. Aber klar ist: Wenn vier Spieler für die Frequenzen bieten, dürften die Erlöse sicherlich höher ausfallen, als wenn nur die drei etablierten Netzbetreiber das Verfahren unter sich ausmachen.

Die Bundesregierung erwägt den chinesischen Netzbetreiber Huawei vom Ausbau des 5G-Netzes auszuschließen. Halten Sie das für einen richtigen Schritt?
Nein. Mir ist nicht klar, wo eine Grenze gezogen werden soll. Chinesische Technik steckt auch in der Ausrüstung von den europäischen Ausrüstern Nokia und Ericsson. Soll das auch unterbunden werden? Die Debatte wird populistisch geführt.

Halten Sie Huawei für sicher?
Soweit würde ich nicht gehen. Ich glaube nur nicht, dass die Sicherheit alleine dadurch steigt, dass ein Anbieter vom deutschen Markt ausgeschlossen wird. Es wäre ja schwer vorstellbar, dass im nächsten Schritt etwa auch Smartphones von Huawei auf dem deutschen Markt verboten werden. Hier gibt es einfach keine klare Linie. Es wirkt eher so, als würden die USA einen Konkurrenten aus China unter Druck setzen wollen. Das scheint Teil des Handelskriegs zwischen Washington und Peking zu sein – und nicht eine wirkliche Sicherheitsdebatte.

Herr Vilanek, vielen Dank für das Interview.