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ASTRAZENECA IM FOKUS: Aussichtsreicher Wettkämpfer im Covid-19-Ring

CAMBRIDGE (dpa-AFX) - Alle Welt jagt derzeit einem Impfstoff gegen die gefährliche Krankheit Covid-19 hinterher - mit dabei an vorderster Front der britisch-schwedische Konzern Astrazeneca <GB0009895292>. Während noch die Studien laufen, holt der Konzern bei der Vermarktung ein Ass nach dem nächsten aus dem Ärmel. Auch die Kursentwicklung der Aktie kann sich sehen lassen.

DAS IST LOS BEIM UNTERNEHMEN:

Astrazeneca, versiert im Geschäft mit Grippeimpfungen, ist rechtzeitig auf den Corona-Zug aufgesprungen. Dank einer Partnerschaft mit den eigentlichen Entwicklern des Wirkstoffes, der Universität Oxford und dem zugehörigen Jenner Institute, hält der Konzern nun die Zügel für die Weiterentwicklung der Impfung, Produktion und Auslieferung in den Händen.

Rund 140 Test-Impfstoffe gegen das neuartige Corona-Virus Sars-CoV-2 in klinischer und vorklinischer Phase listete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte Juni auf ihren Internetseiten auf - Astrazenecas Wirkstoff gilt unter all diesen Kandidaten als durchaus aussichtsreich. In einer Studie, die im Mai begonnen hat, soll die Impfung in den kommenden Monaten an insgesamt gut 10 000 Erwachsenen geprüft werden.

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Astrazenecas Impfstoff verwendet einen sogenannten viralen Vektor: Dabei werden gentechnisch gezielt veränderte ungefährliche Viruspartikel als Vehikel benutzt, um Informationen in Zellen einzuschleusen. Der Körper soll so die Bedrohung erkennen und Antikörper aufbauen. Konkret nutzt Astrazeneca das Erkältungsvirus von Schimpansen.

Im Kampf um einen Wirkstoff kocht derzeit so manches Land und so mancher Konzern sein ganz eigenes Süppchen. Die Briten aber hatten früh deutlich gemacht, dass sie ihr Produkt einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen wollen. In den USA steht die Impfung nun auf der Auswahlliste des Weißen Hauses. Und während die Tests mit dem Wirkstoff noch laufen und obwohl es keine Garantie auf Erfolg gibt, haben sich auch Großbritannien und die EU-Impfallianz inklusive Deutschland in großem Stil Millionen Impfdosen bereits für dieses Jahr gesichert. Über eine Lizenzvereinbarung in Indien sollen auch Schwellenländer bedacht werden.

Das Management um Konzernchef Pascal Soriot wird dabei nicht müde zu betonen, dass es gemäß seiner Non-Profit-Vereinbarung mit der Uni Oxford mit der Impfung während der Krise keinerlei Gewinne machen will. Werbewirksam ist das allemal. Langfristig sagen Branchenbeobachter für dem Sieger in diesem Wettrennen Milliardengewinne voraus.

Tatsächlich würde Astrazeneca, das inzwischen auch eine Covid-19-Studie mit dem Krebsmittel Calquence gestartet hat, eine Gewinnspritze gut zupass kommen. Der Konzern litt wegen des Patentverlusts bei einem seiner früheren Kassenschlager, dem Cholersterinsenker Crestor, jahrelang unter Umsatzeinbußen. Inzwischen aber zeichnet sich eine Trendwende ab. 2019 legten erstmals nach Jahren der Flaute die Erlöse wieder zu.

In den vergangenen Jahren krankte die Bilanz teils noch unter schwankenden Überschüssen. Hintergrund dieser Entwicklung war auch die Intensivierung der kostspieligen Forschung, die ihren Tribut forderte, denn Astrazeneca-Chef Pascal Soriot richtete das Unternehmen zuletzt konsequent auf innovative Therapien in seinen drei Geschäftsfeldern aus. Tatsächlich feiert Astrazeneca aktuell mit einigen neuartigen Krebstherapien wie Tagrisso, Imfinzi oder Lynparza Erfolge, sodass es in den nächsten Jahren, so scheint es, weiter ans "Früchte ernten" gehen könnte.

Von seinem hohen Schuldenberg kommt der Konzern indes nur langsam herunter. Ende des vergangenen Geschäftsjahres betrug die Nettoverschuldung 11,9 Milliarden Dollar (10,6 Milliarden Euro). Umso mehr sorgten bei Beobachtern zuletzt Gerüchte über ein angebliches Interesse am US-Pharmakonzern Gilead Sciences <US3755581036> für Stirnrunzeln. Zumal beiden Unternehmen nur wenig Überschneidungen eingeräumt werden. Allerdings ist auch Gilead in der Corona-Krise mit seinem Wirkstoffkandidaten Remdesivir zum gefragten Namen geworden. Die Amerikaner sollen aber den Vorstoß der Briten abgewiesen haben.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Von den im dpa-AFX Analyser gelisteten Experten, die sich seit dem Corona-Crash zu dem Unternehmen geäußert haben, spricht sich mit sechs Analysten eine klare Mehrheit für einen Kauf der Aktie aus. Nur ein Experte votiert neutral mit "Halten" der Aktie, die restlichen drei Branchenbeobachter raten zum Verkauf. Bei Bloomberg sieht das Bild ähnlich aus. 20 der dort 31 erfassten Experten empfehlen das Papier zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit rund 8900 Pence leicht über dem aktuellen Niveau.

Die meisten Experten haben sich zuletzt wegen aktueller Krebsstudien zu Wort gemeldet, oder wegen der Übernahmegerüchte. Am positivsten sieht derzeit James Gordon von der US-Bank JPMorgan <US46625H1005> auf das Unternehmen. Der Analyst James traut Astrazeneca in den Jahren 2021 bis 2024 dank neuer Medikamente ein hohes durchschnittliches Wachstum von 18 Prozent im Jahr zu.

Dies sollte sich auch auf die Gewinne durchschlagen, deren Zuwachsraten damit die höchsten im Sektor sein dürften, ist der Experte überzeugt. Umso mehr zeigte sich Gordon überrascht, dass sich die Briten mit Gilead einlassen wollten. Denn der US-Konzern biete vergleichsweise geringes Wachstum und eine eher schmale Produktpipeline. Auch mangele es angesichts fehlender Überschneidungen therapeutischer Bereiche an Synergien zwischen den beiden Konzernen.

Keyur Parekh von der US-Bank Goldman Sachs <US38141G1040> hat unterdessen seit Jahren nicht an seinem "Verkaufen"-Votum für die Aktie gerüttelt. Mit seinem Kursziel von 6000 Pence traut er dem Papier am wenigsten zu, obwohl er sich durchaus immer wieder auch positiv zum Unternehmen äußert. So bescheinigt auch er aktuell dem Konzern hohes Wachstum in den kommenden Jahren.

Besonders beeindruckt zeigte sich Parekh Ende Mai von den Daten aus einer Studie zum Lungenkrebsmittel Tagrisso, dem er durch die Anwendung bereits im Frühstadium einer bestimmten Form der Krankheit weitere Umsatzmilliarden prophezeite. Nichtsdestotrotz hält der Experte die meisten guten Nachrichten bei Astrazeneca für bereits eingepreist.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die Aktie des britischen Pharmakonzerns zeigt sich aktuell in Topform, denn die Aussicht auf steigende Gewinne aber auch hohe Dividenden locken seit Jahren die Anleger. Wie ein Phoenix aus der Asche ist das Papier auch nach dem Corona-Crash wieder auferstanden - als Motor wirkten hier auch überraschend starke Zahlen zum Jahresauftakt und die Nachrichten zu den Impfstoff-Bestellungen der Regierungen. So ging es vom Tiefpunkt im März bei 5871 Pence um 60 Prozent bis auf das bisherige Rekordhoch bei 9333 Pence im Mai hoch.

Seitdem hat die Aktie allerdings wieder an Wert eingebüßt und notiert aktuell zu Kursen bei knapp 8500 Pence. Der Zuwachs seit dem März-Tief summiert sich jedoch immer noch auf mehr als 40 Prozent. Damit läuft das Papier dem britischen Leitindex FTSE 100 <GB0001383545> vorweg, der es seitdem auf ein Plus von nur 30 Prozent bringt.

Beeindruckender aber ist der Vergleich über drei Jahre: Wer Ende Juli 2017 eingestiegen ist, als die Aktie nach einer enttäuschenden Lungenkrebsstudie zeitweise fast ein Fünftel an Wert einbüßte, hat seinen Einsatz bis heute nahezu verdoppelt.

Aktuell bringt es Astrazeneca auf eine Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 140 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Schweizer Schwergewicht Roche <CH0012032048> (rund 310 Mrd Dollar) sind das aber weniger als die Hälfte. Und der US-Primus Pfizer <US7170811035> bringt mit rund 185 Milliarden Dollar an der Börse rund ein Drittel mehr als die Briten auf die Börsenwaage.