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Argentinien erhöht Leitzins auf 40 Prozent – das sind die Gründe

Viele Argentinier erinnern die Turbulenzen der letzten Tage an den Finanzmärkten an vergangene Zeiten – die sie hofften, schon längst hinter sich gelassen zu haben. So stürzte der Peso gegenüber dem Dollar am Donnerstag um 8,5 Prozent ab. Seit Jahresanfang hat die argentinische Währung damit 17 Prozent gegenüber dem Dollar verloren.

Doch obwohl die Zentralbank seit Jahresbeginn rund sechs Milliarden Dollar und damit fast ein Zehntel der gesamten Devisenreserven verkauft hat, hielt der Abwertungsdruck an. Auch die 600 Punkte Zinserhöhung in einer Woche verpufften wirkungslos. Die Nachfrage nach Dollar stieg weiter an. Erst als die Zentralbank am Freitag den Leitzins erneut um 675 Punkte auf nun 40 Prozent erhöhte, begann der Peso wieder an Stärke zu gewinnen.

Für die Analysten der Bank of America Merrill Lynch hat die Zentralbank mit der Zinsanhebung gezeigt, dass sie bereit ist, alles zu tun, um den Peso zu stützen. „Kurzfristig hat die Zentralbank damit Vertrauen geschaffen und eine Währungskrise vermeiden können“, glauben sie. Die Experten der französischen BNP bleiben jedoch skeptisch: „Viel mehr als ein Pflaster ist das nicht“, lautet ihr Urteil.

Die Argentinier wurden wie ihre Regierung von der Peso-Schwäche überrascht. Einerseits hat das Pampaland keinen Einfluss auf die entscheidende Ursache für die Pesoschwäche: Es sind vor allem die steigenden US-Zinsen, welche den Run auf den Dollar beschleunigt haben.

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Andererseits ist jedoch auch der Aktionsradius der argentinischen Geldbehörde beschränkt. Denn unter Druck steht der Peso schon seit vergangenem Jahr. 2017 verlor die argentinische Währung bereits 25 Prozent gegenüber dem Dollar.

Doch um die sich gerade langsam erholende Konjunktur nicht abzuwürgen, beschloss die Zentralbank im Januar sogar noch, die Zinsen zu senken. Dabei hätte auch die hohe Inflation in Argentinien durchaus höhere Zinsen vertragen: Nach einer Dekade des Gelddruckens unter den Vorgängern des seit Ende 2015 regierenden Präsidenten Mauricio Macri ist die Teuerung weiterhin extrem hoch.

Bei 25 Prozent steht sie und soll gegen Ende des Jahres – so das Ziel der Zentralbank vor den Turbulenzen – bis auf 15 Prozent sinken. Weil die Zentralbank so lange die Zügel schleifen ließ, musste sie nun beim drohenden Run aus dem Peso hektisch und abrupt die Zinsen erhöhen, um wieder Vertrauen zu schaffen.

Den Run aus dem Peso haben vor allem ausländische Fonds verstärkt. Sie wollten damit die Kapitalertragssteuer vermeiden, welche die argentinische Regierung jetzt bei Rücküberweisungen von Gewinnen ins Ausland erheben will. Einheimische Sparer wollten danach ebenfalls ihre Pesos in Dollar umwandeln – und haben damit die Abwertung noch verstärkt.

„Es ist überraschend mit welcher Geschwindigkeit sich in Buenos Aires eine Krisenstimmung breit macht“, sagt Edward Glossop von Capital Economics. Nun sei auch der Regierung klar, dass sie die Sparmaßnahmen verstärken müsse, so Glossop. So senkte Finanzminister Nicolás Dujovne jetzt das Defizitziel für den Haushalt kurzfristig von 3,4 auf 2,7 Prozent, um kurzfristig 3,2 Milliarden Dollar sparen zu können.

Bisher hoffte die Regierung, das Land mit einer graduellen Strategie aus seiner tiefen Krise holen zu können: Die Regierung vermied Kürzungen der Sozialleistungen im Haushalt, um nicht unpopulär zu werden.

Sie hoffte, sich mit Hilfe ausländischen Kapitals so lange finanzieren zu können, bis die Multis und inländischen Unternehmen angesichts des wirtschaftsfreundlichen Klimas und der Investitionschancen wieder zu investieren beginnen würden. Mit dem beschleunigten Wachstum und steigenden Steuereinnahmen sollte schließlich auch das hohe Haushaltdefizit von sechs Prozent im Verhältnis zum BIP gesenkt werden.

Doch die Strategie droht jetzt mit den steigenden Zinsen in den USA zu scheitern: Mit dem strikteren monetären Kurs wird die Zentralbank nun einerseits das Wachstum bremsen. JP Morgan rechnet nur noch mit einem Wachstum von 2,4 Prozent in diesem Jahr statt 2,8 Prozent.

Zwar beginnen die Unternehmen zu investieren, doch nicht in dem Tempo und Ausmaß, wie es die Regierung gerne hätte. Auch die Inflation wird durch die Peso-Schwäche wieder hochgetrieben. 22 Prozent Geldentwertung erwartet JP Morgan für dieses Jahr.

Es scheint, als müssten sich die Argentinier wieder auf Turbulenzen einstellen.