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Apple löst Ansturm auf deutschen Mittelständler aus

Apples iPhone X hat räumliches Sehen zur Alltagstechnik gemacht und Fantasien unterschiedlichster Branchen geweckt. Das bringt das deutsche Unternehmen PMD Technologies an seine Kapazitätsgrenzen.

Seit einem halben Jahr erkennt Bernd Buxbaum sein Unternehmen kaum noch wieder. „Wir bekommen jede Woche neue Anfragen aus aller Welt“, sagt Buxbaum, Chef und Gründer des Siegener Unternehmens PMD Technologies. Hinter dem unerwarteten Ansturm steckt ein Unternehmen, das viele von Buxbaums Mitarbeitern zwar aus dem privaten Alltag, nicht aber als Kunden kennen: Apple.

Seit November 2017 ist das neueste Smartphone des Konzerns, das iPhone X, auf dem Markt, und erkennt seine Nutzer dank einer 3D-Kamera nicht bloß wie auf einem Foto, sondern vermisst die Gesichtszüge dreidimensional.

Damit hat Apple eine Technologie, die bislang vor allem in der Industrie zum Einsatz kam, in den Alltag gebracht – und die Fantasie von Herstellern aus unterschiedlichsten Branchen geweckt. Gebäudetechnikproduzenten testen nun, ob 3D-Sensoren als biometrische Türöffner taugen. Autofirmen wollen Fahrzeuginnenräume vermessen, um Airbags passend zur Sitzposition der Passagiere auszulösen. Spieleproduzenten statten Virtual-Reality-Brillen mit 3D-Sensoren aus, um die Umgebung zu scannen.

Und alle holen sich dazu Rat bei den wenigen, die sich mit den Sensoren wirklich auskennen – etwa bei Buxbaum. Denn sein Unternehmen entwickelt seit 2002 dreidimensionale Sensoren für Industrieroboter, die dafür sorgen, dass in Fabriken längst Alltag ist, was die Kunden des neuen iPhones noch in Staunen versetzt: Buxbaums Spezialkameras helfen Maschinen, ihr Umfeld räumlich zu erfassen, oder Greifarmen, die Lage von Werkstücken zu erkennen.

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Hightech für einen anspruchsvollen, aber begrenzten Kreis von Kunden. Bislang zumindest. Seit vergangenem Herbst werden plötzlich auch Elektronikfirmen aus China, Korea, Taiwan und den USA bei Buxbaum in der alten Industriestadt am Rande des Westerwalds vorstellig.

Schon gilt als sicher, dass die Entwickler in der Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino es nicht beim Vermessen der Gesichtszüge belassen werden.

Das Unternehmen arbeite „auch an 3D-Kameras für die Handyrückseite“, sagt ein Szenekenner. Damit könnte das Telefon Räume dreidimensional vermessen. Eine realitätsgetreue Vorschau, wie sich etwa ein neues Sofa ins Wohnzimmer einfügt, wäre möglich. Oder Charaktere in virtuellen Spielen, die sich perspektivisch passend ins Kamerabild der realen Welt einblenden.


„2019 dürfte das erste Apple-Handy mit 3D-Weltsicht marktreif sein“

„2019 dürfte das erste Apple-Handy mit 3D-Weltsicht marktreif sein“, sagt ein Mobilfunkmanager. „Dann muss die Konkurrenz nachziehen.“ Und so drängen sich die Elektronikfirmen nun in Siegen. PMD hat mit Partnern wie dem Chipkonzern Infineon oder dem Optikunternehmen Leica 3D-Kameras entwickelt, die kleiner, robuster und billiger sind als Apples Sensoren.

„Trotzdem sind sie mindestens so gut“, versichert Buxbaum. Ein Grund: Apples Sensoren brauchen zwei optische Elemente, um die Tiefe im Raum zu bestimmen, einen Infrarotprojektor und eine Kamera. Für rund 350 Millionen Dollar hatte Apple den Entwickler dieser Technik, ein israelisches Unternehmen, 2013 übernommen.
PMD dagegen kommt mit einem Bauteil aus. Es ähnelt einem Radar, wirft unsichtbare Infrarotblitze in den Raum und misst die Zeit, bis das von Objekten reflektierte Licht wieder auf den Sensor trifft. Aus Zehntausenden Pixeln entsteht ein räumliches Bild der Umwelt. Gut 300 Patente schützen das Verfahren. Neben PMD gibt es mit dem japanischen Elektronikkonzern Sony, der 2015 den belgischen Spezialisten Softkinetic übernommen hat, nur einen ernst zu nehmenden Konkurrenten für diese Technik weltweit.

„Chips, die Distanzen über die Laufzeit des Lichts messen, waren vorwiegend in der Industrie im Einsatz“, sagt Martin Gotschlich, Chef der 3D-Sensorsparte bei Infineon, „jetzt bringen wir sie in den Massenmarkt.“ Das drückt den Preis: Statt wie bisher in der Industrie bis zu 1000 Euro sollen sie mit millionenfach produzierten Smartphone-Chips bald weniger als zehn Euro kosten.

Gotschlich glaubt fest daran, dass andere Anbieter dem Vorbild von Apple folgen: „2019 kommen 3D-Kameras auch bei der Konkurrenz in der Handyoberklasse, in fünf Jahren könnten sie überall Standard sein.“

Das erschließe der Technik weitere Einsatzfelder. Gegenwärtig wächst der Markt für die Module mit dem dreidimensionalen Blick um mehr als 50 Prozent pro Jahr.

Auch der Unterhaltungsroboter Kuri vom US-Start-up Mayfield Robotics nutzt beispielsweise Sensorik aus Siegen. Das kugelige Maschinenwesen erfasst per 3D-Kamera die Welt und soll zum digitalen Familienmitglied werden, wenn es Hörbücher vorliest und die schönsten Momente der Familie festhält und als Videos aufs Handy von Eltern wie Kindern streamt.