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Apple erneut entthront: Wie Microsoft wieder zur Nummer eins der Wall Street aufstieg

CEO Satya Nadella auf Build-Konferenz in Seattle (Foto: © Microsoft)
CEO Satya Nadella auf Build-Konferenz in Seattle (Foto: © Microsoft)

Das Imperium schlägt zurück. Seit vier Jahrzehnten liefern sich Apple und Microsoft ein beeindruckendes Duell um die Vorherrschaft der Tech-Branche, das an der Wall Street nun wieder in Richtung Redmond dreht. Seit Wochenbeginn ist Microsoft wieder der wertvollste Konzern der USA. Die Hintergründe.

Die Fehde ist legendär. Steve Jobs gegen Bill Gates. Macintosh gegen Windows. Das coole Techie-Produkt gegen nerdige Software. Über Jahrzehnte wurde die ziemlich beste Feindschaft der IT-Pioniere leidenschaftlich zelebriert – am ikonischsten vielleicht in der Werbung, in der der Kultkonzern aus Cupertino in den Nullerjahren über den seinerzeit schlingernden Rivalen aus Seattle nach Vergnügen in der „I’m a Mac“-Kampagne herzog.

Doch die alte Rivalität, die zu Spitzenzeiten einem Glaubenskrieg glich, ist längst Geschichte. Der uramerikanische Grundsatz „The winner takes it all“ scheint überraschenderweise in der Tech-Branche der vergangenen Jahre immer öfter außer Kraft gesetzt. Apple kann es so gut gehen wie nie zuvor – und Microsoft erstaunlicherweise auch. Das ist die Erkenntnis des vergangenen Börsenjahres, in dem die beiden Tech-Giganten ihre Aktionäre mit erstaunlichen Renditen verwöhnten.

Microsoft klettert wieder auf den Thron der Wall Street

In der neuen Dekade scheint sich der alte, neue Dualismus nahtlos fortzusetzen – diesmal nur unter anderen Vorzeichen. Während Apple 2019 noch mit einem traumhaften Kurszuwachs von 85 Prozent aus dem Jahr ging, folgte Microsoft mit einem Plus von rund 60 Prozent unwesentlich dahinter.

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Tesla, Apple, Microsoft & Co.: Nächster Halt – Börsencrash?!


2020 jedoch schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung aus: Während Apples Höhenflug in den vergangenen Wochen leicht durch die aufkommenden Sorgen um die Auswirkungen des Coronavirus gestoppt wurde, hat der wertvollste Softwarekonzern der Welt mit einem Kursplus von bereits 20 Prozent seit Anfang Januar mehr als doppelt so stark zugelegt wie der iPhone-Hersteller, der bislang ein Plus von 9 Prozent verbuchen kann.

Satya Nadella legt immer neue Allzeithochs vor

Die Folge: Zu Wochenbeginn hat sich Microsoft nach knapp einjähriger Absenz wieder an Apple vorbeigeschoben und zumindest in den USA den Börsenthron erklommen. (Weltweit liegt der saudi-arabische Ölmulti Saudi Aramco seit dem Börsenlisting im vergangenen Dezember vorne.)

Microsoft-Aktienchart
Microsoft-Aktienchart


Bei Kursen von nunmehr 189 Dollar notierte der ein Jahr ältere Tech-Pionier bei 1,435 Billionen Dollar gestern auf dem höchsten Stand seiner knapp 45-jährigen Unternehmensgeschichte.

Geschäftsmodell der wiederkehrenden Umsätze

Wie ist der erstaunliche Lauf zu erklären? In erster Linie mit einer Grunderneuerung des Geschäftsmodells, die Apple noch bevorsteht. Microsoft dagegen hat sich unter Satya Nadella von der langjährigen Abhängigkeit der Cash Cows Windows und Office befreit, die unter Amtsvorgänger Steve Ballmer immer weiter gemolken wurden. Nadella vertiefte die Beziehung zu seinen (Geschäfts-) Kunden unterdessen noch weiter, indem er für die Bürosoftware Office das im Internetzeitalter beliebte Abo-Modell einführte. Gut für Microsoft: Statt wie früher nur einmal für die CD-Version zu zahlen, werden Kunden nun mit Office 365 Jahr für Jahr zur Kasse gebeten.

„Das Geschäftsmodell der wiederkehrenden Umsätze ist die ultimative monogame Beziehung zwischen Corporate America und einem Unternehmen”, bringt Marketing-Professor Scott Galloway Microsofts großes Plus auf den Punkt. „Jedes Jahr geben Unternehmen pro Mitarbeiter Hunderte von Dollar für Microsoft Office aus. Die Erneuerungsraten liegen bei praktisch 100 Prozent.“

Microsofts Cloud-Geschäft elektrisiert die Börse

So sehr Nadella den Erlösstrom von Office optimiert hat, so sehr ist es dem 52-jährigen Microsoft-Veteranen, der seit 1992 beim Softwareriesen arbeitet, zudem gelungen, das Unternehmensportfolio zu diversifizieren. Anders als Apple-Chef Tim Cook, der in den neun Jahren unter seiner Ägide nicht annähernd ein Nachfolgeprodukt zum iPhone entwickelt hat, konnte Nadella bemerkenswerte Erfolge mit der Cloudsparte erzielen, die er zuvor jahrelang geführt hat.

So verbuchte die Intelligent Cloud-Sparte, angeführt vom Flaggschiff Azure, im jüngsten Quartal bereits Erlöse von 11,9 Milliarden Dollar – und wächst weiter mit 27 Prozent schneller als Apples großer Hoffnungsträger Services, der u.a. ebenfalls Cloudspeicher-Dienstleistungen umfasst und zuletzt um 17 Prozent zulegte. Mehr noch: Microsofts Cloud-Computing-Plattform Azure entwickelt sich mit einem Umsatzwachstum von 62 Prozent deutlich dynamischer als Platzhirsch Amazon Web Services, das zuletzt ein Umsatzwachstum von 34 Prozent verbucht hatte.

Weihnachtsquartal „eine Meisterleistung“

Unter dem Strich konnte Microsoft im jüngsten Quartal ein Umsatzplus von 14 Prozent auf 36,9 Milliarden Dollar und einen Gewinnzuwachs von gar 38 Prozent auf 11,65 Milliarden Dollar ausweisen. Demgegenüber entwickelten sich Apples Geschäfte im jüngsten Quartal mit einem Umsatzwachstum von 9 Prozent und einen Gewinnzuwachs von 11 Prozent deutlich langsamer, auch wenn der Kultkonzern aus Cupertino mit 91,2 Milliarden Dollar immer noch zweieinhalb Mal so viel erlöst und fast doppelt so viel verdient.

„In den 20 Jahren, in denen ich Microsofts Geschäftsbilanzen analysiere, haben wir viele gute Quartale erlebt, aber dieses hier war eine Meisterleistung. Nach unserer Meinung war es vielleicht sogar Remonds bessere Performance, die wir je gesehen haben, die einen Eintrag in die Geschichtsbücher würdig ist“, adelte Wedbush-Analyst Dan Ives die abgelaufene Bilanz für das vierte Kalenderquartal 2019.

Dynamischere Geschäftsentwicklung bei Microsoft

An der Wall Street wird die dynamischere Geschäftsentwicklung in Seattle mit höheren Multiplen goutiert. Während Apple aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25 bewertet wird, bewilligen Anleger gar ein KGV von 33 für Microsoft. Ist Microsoft nach dem Traumlauf der vergangenen 12 Monate, in denen der Börsenwert um mehr als 600 Milliarden Dollar gesteigert wurde, überbewertet?

Gegenüber dem marktbreiten S&P 500- und dem Nasdaq-100 wird die Aktie mit satten Premiumaufschlägen gehandelt. Microsoft wird von vielen geliebt, aber aus substanziellen Gründen“, resümiert CNBC-Marktkommentator Michael Santoli.