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Apple-Absturz: Gelingt dem iKonzern noch mal das Comeback – oder droht das Nokia-Schicksal?

Apple Store Seoul: Kehrt die Anziehungskraft zurück? (Foto: © Apple)
Apple Store Seoul: Kehrt die Anziehungskraft zurück? (Foto: © Apple)


Der Tag X ist da: Die iPhone-Ära, die Apple zum wertvollsten Konzern der Dekade befördert hatte, geht zu Ende. Die Absätze des Kultsmartphones kollabieren dramatisch – und mit ihnen Apple an der Börse. Apple-CEO Tim Cook beschwört in diesen Tagen einen Neustart als Service- und Gesundheitsunternehmen, doch wie realistisch ist ein weiteres Apple-Comeback tatsächlich?

Die Fragezeichen nach dem Horrorstart in 2019 sind so groß wie nie in der Amtszeit von Tim Cook: Erstmals seit dem Tod von Steve Jobs befindet sich Apple wieder in der Defensive. Erstmals seit 2002 Jahren musste der stolze Techpionier aus Cupertino wieder eine Umsatzwarnung aussprechen, die einem Erdbeben in der Techbranche glich.

Mehr als sieben lange Jahre dominierte Apple die Börsenwelt nach Belieben – nun zählt der iPhone-Hersteller nicht einmal mehr zu den drei wertvollsten Unternehmen und ist nach Amazon, Microsoft und Google-Alphabet auf den vierten Platz des Börsenrankings abgerutscht. So schwach notierte Apple zuletzt im Jahr 2009.

“Apple wird in Teilen der Wall Street missverstanden”

Entsprechend steht Apple-CEO Tim Cook nach einem spektakulären Kurssturz von über 40 Prozent , der in gerade mal drei Monaten über 450 Milliarden Dollar an Börsenwert ausradierte, in diesen Tagen so sehr unter Druck wie nie. Um das Heft des Handelns wieder in die Hand zu bekommen, startete Tim Cook in den vergangenen Tagen eine regelrechte PR-Offensive.

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In einem weitreichenden Interview mit CNBC-Marktkommentator James Cramer (“Mad Money”) versuchte Cook den jüngsten Börsenabsturz zunächst kleinzureden. “Ich habe das wieder gehört. In 2001, 2005, 2007, 2008, 2010 und 2013”, erklärte Cook in Anspielung auf Krisenjahre, in denen die Apple-Aktie an der Börse schwer unter die Räder gekommen war.

“Ich bin nicht überrascht über die Marktreaktion. Apple wird in Teilen der Wall Street missverstanden”, glaubt Cook. “Die Börse ist kurzfristig sehr emotional. Wir betrachten es langfristig. Und langfristig war das Unternehmen nie gesünder. Unser Ökosystem war nie stärker.”

Liegt Apples Zukunft im Gesundheitsbereich?

Cook verlor bei Cramer, der in der Vergangenheit immer wieder empfohlen hatte, die Apple-Aktie “zu halten und nicht zu traden”, keine Zeit, um Fanfaren auf die erfreuliche Entwicklung außerhalb des iPhone-Geschäfts zu blasen. So lägen die Umsätze der Wearables-Sparte bereits 50 Prozent über den Bestwerten des iPods. Apples Pipeline sei zudem prall gefüllt.

“Wir haben seit Jahren an einigen großartigen Dingen gearbeitet – vor allem im Gesundheitsbereich und Bereich des Wohlbefindens”, lockte Cook. Der Apple-Chef verstieg sich gar zu der überraschenden Aussage: “Wenn man sich in der Zukunft einmal die Frage stellen wird, was Apples größte Errungenschaft für die Menschheit war, dann wird es die Gesundheit sein.”

Mutmaßlich 13 Millionen iPhones weniger verkauft als im Weihnachtsquartal 2017

Was nach einem wohlformulierten Aufbruch in eine glorreiche Zukunft klingt, erweist sich in der grauen Realität zunächst einmal als Nebelkerze, denn auf absehbare Zeit bleibt Apple, ob es Tim Cook herunterredet oder nicht, von seinem wichtigsten Produkt der Unternehmenshistorie abhängig: dem iPhone.

Und die Perspektiven des erfolgreichsten Produkts in der Geschichte der Verbraucherelektronik scheinen sich von Woche zu Woche weiter einzutrüben. Nach Einschätzung von BTIG-Analyst Walter Piecyk rechnet dieser nunmehr mit lediglich 64 Millionen verkauften iPhones im Weihnachtsquartal – nach 77 Millionen Einheiten im Vorjahreszeitraum.

iPhone-Einbruch könnte auch Servicesparte belasten

Doch mit dem Weihnachtsquartal dürfte das iPhone-Drama nicht ausgestanden sein – im Gegenteil. Wie der Nikkei Asian Review in der vergangenen Woche vermeldete, muss Apple seine Produktion im laufenden Quartal abermals nach unten anpassen – auf lediglich 40 bis 43 Millionen gefertigte iPhones. Apple würde damit im ersten Kalenderquartal gar bereits 20 Prozent weniger Smartphones absetzen als noch im Vorjahr.

Entsprechend skeptisch ist Hedgefondsmanager Dan Niles für Apples weitere Entwicklung, in der die Servicesparte eine immer größere Rolle spielen soll. “Das iPhone treibt das Servicegeschäft mit Verzögerung”, erklärte Niles Ende der Woche gegenüber dem Finanzsender CNBC.

“Wenn Apple nun nicht mehr so viele iPhones verkauft, wie kann es dann so viele Einheiten von Apple Care und von Apple Music verkaufen. Sie werden an Marktanteilen verlieren, was sich entsprechend im Servicegeschäft niederschlägt”, gibt der Fondsmanager von AlphaOne Capital zu bedenken. Die weitere Erosion in Apples Geschäft sei noch nicht hinreichend in der Aktie eingepreist, glaubt Niles.

Droht gar das Nokia- und Blackberry-Schicksal?

Entsprechend könnte Apple in einer jahrelangen Abwärtsspirale gefangen sein, bis der Techpionier mithilfe einer brandneuen Produktkategorie, die jedoch noch länger auf sich warten lassen könnte, oder neuen Flaggschiffmodellen, mit denen aber erst wieder Ende 2020 zu rechnen ist, zum Wachstum zurückfindet.

Bis dahin könnte Apple jedoch schlimmstenfalls das Schicksal eines früheren Smartphone-Schwergewichts drohen, das im vergangenen Jahrzehnt plötzlich einen jähen Absturz erlitt, von dem es sich nie wieder erholte. “Nokia erlebte Ende 2007 plötzlich eine massive Ausweitung der Erneuerungsraten, die jenseits aller linearen Schätzungen lag”, gab Goldman Sachs-Analyst Rod Hall vergangene Woche in einer Kurzstudie zu bedenken.

Das Finanzportal Motley Fool stellte anlog die Frage in den Raum, ob Apple auf dem Weg sei, zum nächsten Blackberry zu werden. So abwegig der Vergleich heute auf den ersten Blick noch erscheint, weil Apple in allen Geschäftsbereichen hochprofitabel agiert und zudem über Nettobarreserven von über 120 Milliarden Dollar verfügt, sind die Erkenntnisse aus den vergangenen Dekaden der Verbraucherelektronik doch alarmierend. Wenn der Einbruch eines weit verbreiteten und verehrten Produkts einmal schlagartig begonnen hat, ist eine Trendumkehr in der Technologiebranche denkbar schwer.