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Apobank gibt früherem Dienstleister Mitschuld am IT-Desaster

Die Apobank greift den IT-Dienstleister Fiducia GAD an, weil dieser den Zahlungsverkehr nicht habe weiterführen wollen. Fiducia weist die Vorwürfe zurück.

Die Umstellung ihrer IT hat der Apotheker- und Ärztebank (Apobank) enorme Probleme bereitet. Ein Teil der Schwierigkeiten hält noch immer an. Nun gibt Apobank-Chef Ulrich Sommer dem früheren IT-Dienstleister, Fiducia GAD, eine Mitschuld an dem Debakel. Fiducia ist der IT-Provider der rund 800 Volks- und Raiffeisenbanken.

Die Apobank hatte ihre IT am Pfingstwochenende auf den Schweizer Anbieter Avaloq umgestellt. Im Zuge der Migration funktionierten unter anderem Überweisungen und andere einfache Bankdienstleistungen nicht reibungslos. Kunden reagieren äußerst verärgert.

Aus Sicht von Sommer hat Fiducia der Apobank überraschend und erst Anfang 2018 mitgeteilt, dass die neue Avaloq-Software nicht auf den Hardwaresystemen der Fiducia laufen könne. Ein sogenannter Mischbetrieb sei demnach nicht erwünscht. „Wir waren im Jahr 2020 gezwungen, einen Big Bang vorzunehmen und Hardware und Software gleichzeitig umzustellen“, sagte Sommer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Es habe zu diesem Zeitpunkt kein organisatorisches oder betriebswirtschaftliches Zurück mehr gegeben.

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Auch an anderer Stelle greift Sommer Fiducia sowie das genossenschaftliche Spitzeninstitut DZ Bank an. Es sei ursprünglich vereinbart gewesen, dass Fiducia den Zahlungsverkehr auch nach der Avaloq-Einführung weiterführe. „Erst später informierte uns die Fiducia GDA, dass das nicht geht. Avaloq musste deshalb zusätzlich unseren Zahlungsverkehr programmieren.“ 2018 hätten Fiducia und die DZ Bank die Leistungserbringung im Zahlungsverkehr abgelehnt, so Sommer weiter. Zu einem späteren Zeitpunkt habe die DZ Bank diese Entscheidung zurückgenommen.

Fiducia tritt den Vorwürfen entgegen: „Die Migration der Apobank auf die neue IT war von Beginn an als kompletter Systemwechsel angelegt.“ So sei es in der Ausschreibung vorgesehen gewesen und im Rahmen des Demigrationsvertrags vom Februar 2018 von beiden Seiten fixiert worden. Ein Mischbetrieb stand demnach „von vornherein außer Frage“.

Auch gegen die Vorhaltungen zum Zahlungsverkehr wehrt sich Fiducia. Eine Fortführung des Zahlungsverkehrs mit den Systemen von Fiducia sei „vor dem Hintergrund eines klaren Verantwortungsschnittes und einer Minimierung der Risikostrecke Zahlungsverkehr durch verschiedene Provider nicht opportun“ gewesen. Die DZ Bank wollte sich nicht äußern.

Kunden reagieren verärgert

Sommer verteidigte die Herangehensweise der Apobank. Das Geldhaus habe von der Beratungsgesellschaft Deloitte eine unabhängige forensische Fehleranalyse erstellen lassen. „Das Ergebnis: Unser Vorgehen und die Auswahl unserer Partner waren richtig.“ Es gebe keine singuläre Ursache für die Fehler, sondern ausschlaggebend sei die Komplexität der zeitgleichen Umstellung des Kernbanksystems mit 230 Subsystemen. Sommer sagt: „Erschwerend war die gleichzeitige Umstellung von Hard- und Software.“

Für die Apobank mit ihren 480.000 Kunden ist die IT-Umstellung ein Megaprojekt. Sie muss dafür einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag aufwenden. Die genauen Kosten hat das Geldhaus, das nach der DZ Bank die größte deutsche Genossenschaftsbank ist, bisher nicht genannt. Anders als die Volks- und Raiffeisenbanken wird die Apobank angesichts ihrer Größe direkt durch die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) überwacht.

Manche der IT-Probleme hielten mehrere Wochen lang an. Noch immer werden einige Last- und Rücklastschriften nicht korrekt ausgeführt. Zeitweise wurden beispielsweise Zahlungen im Onlinebanking erst mit Verzögerung angezeigt, auch Überweisungen wurden verspätet ausgeführt. Sammelüberweisungen funktionierten zeitweise gar nicht.

Bei zahlreichen Kunden sorgte zudem das neue Anmeldeverfahren für das Onlinebanking für Irritationen. Der Ärger war auch deshalb so groß, weil viele Ratsuchende zunächst niemanden erreichen konnten – die Hotlines waren überlastet. Zudem gab es fehlerhafte Kontoansichten. Die Apobank reagierte zerknirscht und bat die Kunden Anfang Juli um Entschuldigung. Dennoch muss sie damit rechnen, dass einige Kunden ihr den Rücken kehren.