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Anteilseigner strafen Heideldruck ab – Aktie bricht um sieben Prozent ein

Mit neuen Abo-Modellen und der Vermarktung von Fertigungs-Wissen will sich Heideldruck neu erfinden. Doch die Zahlen zeigen: Es geht nur langsam voran.

Rainer Hundsdörfer tritt selbstbewusst vor das Mikrofon. „Seit dem letzten Jahr ist bei Heideldruck viel passiert und wir haben das Fundament für künftiges Wachstum gelegt“, sagt der Chef von Heidelberger Druckmaschinen am Vormittag in den Räumen des Frankfurter Commerzbank-Towers.

Erstmals seit mehreren Jahren präsentiert der Heidelberger Spezialist für Druckmaschinen seine Jahreszahlen wieder in der Finanzmetropole und nicht am Firmensitz in Heidelberg oder in der Fabrik in Wiesloch. Die unausgesprochene Botschaft dahinter: Man will endlich raus aus der Defensive.

Die Zahlen, die Hundsdörfer an diesem Vormittag präsentiert, zeigen, dass das nur ganz langsam gelingt. Währungseffekte führten im Geschäftsjahr 2017/18 (zu Ende Märze) zu einem Umsatzrückgang auf 2,420 (Vorjahr: 2,524) Milliarden Euro. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie Restrukturierungsaufwendungen schrumpfte auf 172 (179) Millionen Euro.

Das Ergebnis nach Steuern brach sogar von 36 auf 14 Millionen Euro ein. Hier verzerrten allerdings Sondereffekte die Zahlen, etwa Wertberichtigungen aufgrund der eigentlich positiven Absenkung des US-Unternehmenssteuersatzes.

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Bereinigt stieg der Gewinn leicht an. Das Betriebsergebnis vor Steuern stieg von 34 auf 39 Millionen Euro. Hoffnung für die kommenden Monate liefert der Auftragsbestand, der mit 604 Millionen Euro deutlich über dem Vorjahresniveau (497 Millionen Euro) liegt.

Nach wie vor lebt Heidelberger fast ausschließlich vom tradierten Verkauf von Druckwerken an die überwiegend mittelständischen Druckereien. Die neuen Geschäftsideen sind ein noch sehr zartes Pflänzchen.

Das realisierten am Dienstagvormittag wohl auch die Investoren. Sie hatten in den zurückliegenden Monaten Vorschusslorbeeren verteilt, der Kurs der gebeutelten Heideldruck-Aktie hatte seit Januar gut elf Prozent an Wert gewonnen. Am Dienstag machte sich Ernüchterung breit. Das Papier brach am Vormittag um über sieben Prozent ein.

Das Unternehmen mit einer fast 170-jährigen Geschichte blickt auf schwierige Jahre zurück. Zum einen werden die Druckmaschinen immer produktiver, so dass die Druckereien weniger Maschinen benötigen. Zudem gibt es eine starke Konsolidierung unter den Druckereien. Zum anderen verändert sich der Druckmarkt, ganze Bereiche verschwinden.

Der gut laufende Verpackungsdruck kann diese Rückgänge nicht auffangen. Sechs Jahre in Folge schrieb das Unternehmen rote Zahlen, ein Restrukturierungsprogramm folgte dem nächsten. Im Geschäftsjahr 2016/2017 dann endlich ein erster Hoffnungsschimmer. Es stand wieder ein Gewinn in den Büchern, wenn auch mit gerade einmal 36 Millionen Euro nur ein kleiner.

Umso wichtiger sind die kleinen ersten Hinweise in den aktuellen Zahlen, die zeigen, dass die neuen Ideen langsam fruchten. So habe der Auftragseingang im Schlussquartal mit 676 Millionen deutlich über dem vergleichbaren Vorjahreswert von 604 Millionen Euro gelegen, betonte Finanzchef Dirk Kaliebe. Das läge unter anderem an den neuen sogenannten Subskriptionsverträgen. Sie sind Teil der Neuausrichtung, die Hundsdörfer und sein Team angestoßen haben.

Zwar wird die Produktion von Druckwerken auf absehbare Zeit das bedeutendste Geschäft bleiben. Aber drum herum wird kräftig umgebaut. Das betrifft etwa die Art und Weise, wie diese Werke künftig verkauft werden. Heideldruck will künftig verstärkt eine gewisse Auflage statt Druckwerke verkaufen.

Dabei stellt das Unternehmen den Druckereien alles zur Verfügung, von der Maschine über die Wartung bis zur Farbe. Die Druckerei zahlt dafür eine Art Abo-Preis. Ein Vorteil: Das Unternehmen steigert seinen Umsatz mit den sogenannten Consumables, also Verbrauchsmaterial wie Farbe oder Papier.

Aktuell hat Heidelberg in diesem Markt einen Anteil von fünf Prozent, in fünf Jahren soll er zehn Prozent betragen, was ein zusätzliches jährliches Umsatzpotenzial von 250 Millionen Euro ausmacht. Gleichzeitig soll dieses Modell eine höhere Profitabilität haben als der klassische Maschinenverkauf.

Zu sagen, wo die in Zukunft liegen wird, dafür sei es noch zu früh, sagte Kaliebe. Eine Indikation gebe aber das Ziel, die Ergebnismarge von sieben auf zehn Prozent zu steigern.

Das Problem: In der Bilanz sind die Erfolge dieses Modells erst in der Zukunft zu sehen, vor allem, wenn immer mehr Druckereien umsteigen und etwa zunehmend Farbe bei Heideldruck bestellen. Zunächst sinkt oder stagniert die Zahl der verkauften Maschinen.

Für Hundsdörfer und Kaliebe eine Herausforderung, das den Investoren zu erklären. „Es ist eine Strategie, die nicht über Nacht funktioniert“, so Hundsdörfer. Aber sie komme am Markt an. 17 Verträge seien unterzeichnet, mit weiteren 100 Kunden spreche man derzeit. „Wir werden spätestens im übernächsten Geschäftsjahr deutlich davon profitieren“, so der Heideldruck-CEO.

Da ist aber auch noch die Idee einer Plattform für Fabrikdaten. Dahinter steckt der Plan, der Informationsverarbeiter für industrielle Prozesse zu werden. Mit seinen hochtechnischen und präzisen Druckmaschinen hat Heidelberger über viele Jahrzehnte eine ausgeprägte Kompetenz für die Serienfertigung aufgebaut – von der CAD-Zeichnung bis zur Montage.

Im Moment nutzt Heideldruck dieses Wissen selbst für die Auftragsfertigung von Waren wie etwa 3D-Druckern. Man will das Wissen aber künftig auch anderen verkaufen. Dazu soll es in eine Software gegossen und über Lizenzen vertrieben werden.

Auch Hallenkapazität bieten die Heidelberger an. Jungunternehmen, die etwa eine Produktidee haben, können diese mit der Plattform besser in die Fertigung bringen – so der Plan.

All das zusammen soll dem Unternehmen einen mittelfristig jährlich wiederkehrenden und damit planbaren Mehrumsatz von 500 Millionen Euro liefern. Trotz der Klatsche, die das Unternehmen an diesem Dienstag von seinen Investoren bekommen hat – Hundsdörfer ist überzeugt, dass das gelingt: „Wir wollen Heidelberg zu einem Leuchtturm der Industrie machen.“