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Anschlag mitten im Besucherboom

Die Sicherheit ist dahin: Nach dem Anschlag in Barcelona ist klar, dass der Terror auch Spanien nicht verschont. Das Land galt als sicheres Reiseziel und verbuchte Besucherrekorde. Droht der Branche nun ein Einbruch?

Nach den Attentaten ist in Spanien nichts mehr wie vorher. Dreizehn lange Jahre ist das Land von Terrorattentaten verschont geblieben, während seine Nachbarn in Europa der Reihe nach Ziel von Attacken wurden.

Als vermeintlich sicheres Land hat Spanien von der Terrorangst derjenigen profitiert, die zuvor ihren Urlaub in Frankreich, der Türkei oder Nordafrika verbracht haben. Experten gehen davon aus, dass bis zum Jahresende 83 Millionen Touristen nach Spanien kommen werden – deutlich mehr als die 75 Millionen aus dem Vorjahr, die ihrerseits einen neuen Rekord dargestellt haben.

Das Land hat nach den zahlreichen Terroranschlägen in der Region einen wahren Ansturm an Besuchern erlebt. So stark, dass es die Kapazitäten bereits überfordert. In den Hauptzielen wie Barcelona oder Mallorca wurde es einigen Spanier bereits zu viel. Sie sprühten Sprüche wie „Tourist go home“ an Hauswände, zerstachen Reifen eines Touristenbusses oder klebten „Go Home“-Aufkleber an Mietwagen. Es waren zwar nur vereinzelte Aktionen, doch die allgemeine Wahrnehmung fassen die Spanier inzwischen in einem eigenen Wort zusammen: „Turismofobia“.

Mitten in die Debatte, wie man dem entgegenwirken und für einen nachhaltigeren Tourismus sorgen kann, platzen nun die Anschläge. In Barcelona tötete ein Lieferwagen, der auf der Flaniermeile Las Ramblas in die Menschenmenge raste, 13 Menschen und verletzte 100 weitere. In Cambrils, einem Küstenort Kataloniens, starb bei einem ähnlichen Versuch eine Frau, sechs Personen wurden verletzt, bevor die Polizei die Terroristen töten konnte. Jeder vierte Spanien-Tourist fährt nach Katalonien, die Hauptstadt Barcelona ist die meistbesuchte Stadt des Landes.

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Der Besucher-Boom der vergangenen Jahre in Spanien zeigt, dass Touristen nach Attentaten sehr wohl ihre Reiseziele ändern. Taleb Rifai, Chef der Welt-Tourismus-Organisation mit Sitz in Madrid, weist aber darauf hin, dass sich die Destinationen nach Anschlägen erstaunlich schnell wieder erholen.

„Frühere Fälle zeigen, dass solche Ereignisse eher kurzfristig sind und eine begrenzte Wirkung haben“, sagte Rifai dem Handelsblatt. „Barcelona und Spanien sind sehr gut entwickelt und wichtige Tourismusziele und wir sind absolut zuversichtlich, dass sie das auch weiterhin sein werden.“


Zunächst kaum Stornierungen

Spanien steht weltweit als Reiseziel an dritter Stelle – hinter den USA und Frankreich. Der Tourismus macht zwölf Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus und ist gerade jetzt in den Sommermonaten der treibende Faktor hinter der deutlich sinkenden Arbeitslosenzahl. Bräche er ein, wäre das ein empfindlicher Schlag für die spanische Wirtschaft, die nach der harten Krise gerade mit stattlichen drei Prozent wieder wächst.

Am Tag nach dem Anschlag blieben in Barcelona sämtliche Attraktionen wie die Kirche Sagrada Familia geöffnet. Als Geste chauffierten Touristenbusse Besucher kostenlos. Reiseverbände verzeichneten am Tag nach den Anschlägen zunächst keine starken Stornierungen. An den Börsen fiel die Reaktion verhalten aus. Die spanische Hotelkette Meliá, deren größter Markt Spanien ist, verlor am Tag nach den Anschlägen rund zwei Prozent.

Dass sich der Schaden wie von Rifai prognostiziert tatsächlich in Grenzen hält, darauf hoffen auch Städte wie Paris: Nach den Terroranschlägen Ende 2015 kamen im vergangenen Jahr 1,5 Millionen weniger Ausländer zu Besuch in die Stadt der Liebe.

Der Bürgermeister von Nizza, wo im vergangenen Sommer ein LKW in eine Menge raste und 86 Menschen tötete, schlug vor, einen europäischen Fonds zu gründen, den europäischen Touristenzielen hilft, sich gegen die Terrorbedrohung zu wappnen. Terroristen suchten sich schließlich vor allem beliebte Reiseziele als Orte für ihre Angriffe aus.

KONTEXT

Drei Tatorte in Spanien

Barcelona

Hier starben auf den Ramblas am Donnerstag 13 Menschen, Dutzende wurden verletzt. Die Flaniermeile Las Ramblas ist eine knapp 1,3 Kilometer lange Promenade im Zentrum der Stadt. Sie führt von der Placa de Catalunya im Norden bis zum Alten Hafen am südlichen Ende. Der Boulevard zählt zu den Hauptattraktionen für Touristen.

Cambrils

In dem Küstenort wurden laut Polizei fünf Terroristen getötet, die am frühen Freitagmorgen laut Medienberichten einen Anschlag verüben wollten. Der Ort liegt rund 100 Kilometer südlich von Barcelona bei Tarragona.

Alcanar

Bereits am Mittwoch gab es laut Behörden eine Explosion in einem Wohnhaus in dem Ort Alcanar. Bei der Gasexplosion in der Provinz Tarragona etwa 200 Kilometer südlich von Barcelona seien ein Mensch getötet und sieben weitere verletzt worden, erklärte der katalanische Polizeichef Josep LluÁ­s Trapero. Es gebe "klare" Verbindungen zu dem Anschlag in Barcelona.

KONTEXT

Terrorattacken in Europa

17. August 2017

In Barcelona rast ein Lieferwagen in eine Menschenmenge. Es gibt mehrere Tote und Verletzte.

09. August 2017

In einem Vorort von Paris attackiert ein Algerier Soldaten mit einem Pkw. Es gibt sechs Verletzte.

28. Juli 2017

In Hamburg attackiert ein Mann mehrere Menschen in einem Supermarkt. Dabei wird ein Mann getötet, fünf weitere Menschen werden verletzt.

20. Juni 2017

Bei einem versuchten Anschlag auf den Zentralbahnhof in Brüssel wird der Angreifer getötet.

19. Juni 2017

Als Racheakt für Terroranschläge in Großbritannien fährt Darren Osborne mit einem Minivan in London in eine Gruppe Muslime. Es gibt einen Toten und zehn Verletzte.

19. Juni 2017

Bei einem versuchten Anschlag auf dem Champs-Elysées wird ein Attentäter getötet. Er hatte sein Auto mit Sprengstoff beladen.

06. Juni 2017

Bei einer Hammer-Attacke vor dem Notre-Dame wird ein Polizist verletzt. Der Anschlag war islamistisch motiviert.

03. Juni 2017

Bei einem Anschlag in London mit einem Kleinlaster sterben elf Menschen, weitere 48 werden verletzt.

22. Mai 2017

Ein Selbstmordattentäter zündet bei einem Konzert der US-Sängerin Ariana Grande in der Manchester Arena im Norden Großbritanniens einen Sprengsatz. Er reißt 22 Menschen mit in den Tod.

07. April 2017

Ein Mann fährt mit einem gestohlenen Lkw durch die Fußgängerzone der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Vier Menschen kommen ums Leben.

22. März 2017

Ein Angreifer fährt mit einem gemieteten Geländewagen Fußgänger auf der Westminster Bridge in London nieder, vier von ihnen sterben. Anschließend ersticht der Mann einen Polizisten.

19. Dezember 2016

Mit einem gestohlenen Lkw fährt der mutmaßliche Attentäter Anis Amri über einen Weihnachtsmarkt in Berlin. Dabei kommen zwölf Menschen ums Leben.

14. Juli 2016

In Nizza lenkt ein Mann während der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag einen Lkw in die Menschenmenge auf der Promenade der Stadt. 86 Menschen sterben.

22. März 2016

Bei Selbstmordanschlägen am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahn-Station im Zentrum der Stadt kommen 32 Menschen ums Leben. Ermittlungen ergeben, dass die Attentäter enge Verbindungen zu einer Gruppe hatten, die zuvor Anschläge in Paris verübt hatte.

13. November 2015

Extremisten, die mit der Terrormiliz Islamischer Staat in Verbindung stehen, töten bei einem Attentat im Pariser Konzertsaal Bataclan und weiteren Orten in der französischen Hauptstadt 130 Menschen. Ein Hauptverdächtiger im Zusammenhang mit dem Anschlag, der 26 Jahre alte Salah Abdeslam, wird am 18. März 2016 in Brüssel festgenommen.

14. Februar 2015

Ein Bewaffneter tötet den dänischen Filmemacher Finn NÁ¸rgaard und verletzt drei Polizisten in Kopenhagen. Einen Tag später greift er eine Synagoge in der dänischen Hauptstadt an. Er tötet einen jüdischen Wachmann und verletzt zwei Polizisten, bevor er erschossen wird.

07. bis 09. Januar 2015

Attentäter greifen das Büro der französischen Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen koscheren Supermarkt in Paris an. Bei den beiden Attacken kommen 17 Menschen ums Leben. Das Terrornetzwerk Al-Kaida reklamiert die Tat für sich und erklärt, "Charlie Hebdo" habe den Propheten Mohammed beleidigt. Bereits 2011 war ein Anschlag mit Brandbomben auf das Büro der Zeitschrift verübt worden, bei dem niemand verletzt wurde.

Quelle: AP