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Anleiheinvestoren haken die Coronakrise in Südeuropa ab

Italien, Spanien und Portugal können sich so günstig verschulden wie vor dem Ausbruch der Pandemie. Doch die Ruhe an den Märkten ist fragil.

Wenn in der neuen Woche Italien, Portugal und Spanien neue Anleihen im Milliardenumfang am Markt platzieren, ist von Krisenstimmung keine Spur mehr. Zwar trifft Corona die spanische Wirtschaft hart. Die portugiesische Hauptstadt Lissabon wurde kürzlich von Deutschland zum Risikogebiet erklärt. Und auch in Rom steigend die Fallzahlen wieder an. Doch die Finanzmärkte leihen den südeuropäischen Ländern Geld zu Konditionen, als habe es Corona nie gegeben.

Die Risikoprämie für zehnjährige italienische Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen liegt nur noch bei 1,25 Prozentpunkten, das ist der niedrigste Wert seit April 2018. Spanien und Portugal müssen lediglich rund 0,70 Prozentpunkte Aufschlag gegenüber zehnjährigen deutschen Bundesanleihen zahlen – und damit kaum mehr als vor dem Beginn der Coronakrise in Europa Ende Januar.

Die Rendite der Bundesanleihe hat sich dabei seit Mai nur wenig bewegt, sie pendelt um das Niveau von minus 0,5 Prozent. Doch die Renditen, die Investoren von Italien, Spanien und Portugal verlangen, sind tief gefallen, seit die Europäische Zentralbank Hunderte Milliarden zusätzlich in Staatsanleihen der Euro-Länder pumpt.

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Zudem hat die Aussicht auf Anleihen der Europäischen Union die Sorge, der Währungsraum könnte auseinanderbrechen, zerstreut. Die ersten Zinspapiere mit gemeinschaftlicher Haftung sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, wie EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn dem Handelsblatt kürzlich sagte.

An den Märkten hat sich daher Entspannung breitgemacht, sodass nicht einmal die EZB groß gegensteuern muss. Die Ankaufvolumina unter dem in der Krise aufgelegten Notankaufprogramm PEPP zeigten, „dass der akute Krisenmodus vorbei ist“, schreibt Michael Leister, Anleiheanalyst der Commerzbank. Die Anleihekäufe richten sich nach dem Gewicht der Mitgliedsländer innerhalb der Währungsunion, dem sogenannten Kapitalschlüssel.

EZB hält sich zurück

In der Krise war die EZB vielfach davon abgewichen und hatte beispielsweise überproportional viele italienische Staatsanleihen gekauft, um zu verhindern, dass dort die Risikoaufschläge zu stark ansteigen. Inzwischen seien die Bondkäufe fast vollständig mit dem Kapitalschlüssel in Einklang gebracht worden, so Commerzbank-Experte Leister.

Zwar haben sich die Notenbanker zuletzt entschlossen gezeigt, dass sie den Ankaufsrahmen des PEPP von bis zu 1,35 Billionen Euro wenn nötig ausschöpfen, wie aus den Protokollen der EZB-Ratssitzung von September hervorgeht, die kürzlich veröffentlicht wurden. Doch derzeit hält sich die EZB zurück, um größeren Handlungsspielraum zu haben, sollte erneut Nervosität am Markt aufkommen.

Günther Scheppler, Anleiheanalyst bei der DZ-Bank, warnt jedoch vor zu viel Risikofreude der Investoren. Man könne „schnell zu dem Schluss kommen, in der Wirtschafts- und Finanzwelt ist alles im grünen Bereich“.

Doch angesichts einer möglichen zweiten Coronawelle, des unsicheren Ausgangs der US-Wahl und des zähen Ringens um den Brexit gebe es noch genug Risikofaktoren. Diese treten jedoch derzeit in den Hintergrund: „Die Suche nach Rendite, so hat es den Anschein, verfügt über mehr Gewicht als die Vorsicht vor den herrschenden Risiken“, so Scheppler. Längst nicht alle Investoren fühlen sich in einem solchen Marktumfeld wohl.