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Anleger wetten auf neues Allzeithoch

Der deutsche Aktienindex steht unmittelbar vor dem Sprung über seinen bisherigen Rekordstand im April 2015. Experten warnen jedoch vor überzogener Euphorie. Sie sehen vor allem ein Risiko.

Bereits am ersten Handelstag des neuen Monats könnten an der Frankfurter Börse die Sektkorken knallen: Anleger haben den Dax zuletzt in Schlagdistanz zu seinem bisherigen Allzeithoch getrieben: Keine 80 Punkte trennen den deutschen Aktienindex von seinem Rekordstand vom April 2015 bei 12.390 Zählern. Ob der Dax in den kommenden Tagen weiter auf Rekordjagd gehe, könne auch davon abhängen wie die vielen Datenveröffentlichungen in der neuen Woche ausfallen, sagt Analyst Patrick Harms von der HSH Nordbank .

Vor allem aus den USA prasseln Konjunkturzahlen auf die Investoren ein. Zu den bedeutendsten gehören das Barometer für die Stimmung der Einkaufsmanager aus der US-Industrie zum Wochenstart sowie die am Freitag anstehenden Beschäftigtenzahlen. Hierzulande warten Anleger vor allem auf die Arbeitslosenzahlen und das Stimmungsbarometer der Einkaufsmanager für die Eurozone am Montag. Bei den deutschen Daten blicken Investoren in der zweiten Wochenhälfte auf die Entwicklung der Industrieproduktion und die der Auftragseingänge. Hier rechnen Ökonomen nach dem vorherigen starken Rückgang mit einer starken Gegenbewegung.

Doch auch wenn der Optimismus momentan ungebrochen erscheint, mehren sich nach Einschätzung von Experten die Zeichen für eine Korrektur an den Börsen: „Aktien dies- und jenseits des Atlantiks haben das gegenwärtig fundamental abzuleitende Kurspotenzial ausgeschöpft“, sagt etwa Marktstratege Markus Reinwand von der der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Aufgrund des inzwischen nicht mehr attraktiven Chance-Risiko-Verhältnisses biete es sich an, die aktuellen Kursavancen für Gewinnmitnahmen zu nutzen.

Vor übertriebener Euphorie warnt auch sein Kollege Tobias Basse von der NordLB – selbst wenn dem Dax ein neues Rekordhoch gelingt, das „psychologisch gewollt“ sei: „Man darf die Signalwirkung eines neuen Dax-Rekordes nicht überbewerten“, so Basse. Schließlich seien US-Aktien bereits recht teuer – und einem größeren Rücksetzer an der Wall Street könnten sich die europäischen Börsen kaum entziehen.

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„Die Chancen für eine Konsolidierungsbewegung stehen nicht schlecht“

Die US-Indizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 treten seit Wochen unterhalb ihrer jüngsten Bestmarken nur noch auf der Stelle. Auch vergangenen Freitag hielten sich Investoren zurück. Das politische Scheitern bei der US-Gesundheitsreform stellt die Zuversicht der Anleger auf die Probe. Die Umsetzbarkeit der durch die US-Regierung anvisierten Steuersenkungen und Infrastrukturinvestitionen zweifeln Anleger nun ebenfalls an.

„Neben zunehmenden Sorgen um die Wirkung der US-Politik scheinen die Kurse innerhalb der vergangenen Wochen zu stark angestiegen“, nennen die Strategen der DZ-Bank einen weiteren Grund für die schwächelnden Notierungen. Die Gewinnschätzungen seien bei diesem Tempo nicht mehr mitgekommen, die Bewertung sei teuer. Die Schlussfolgerung der Experten: „Die Chancen für eine Konsolidierungsbewegung stehen nicht schlecht“, schließlich drohe nun nach dem Ende der Berichtssaison eine nachrichtenarme Zeit.

Für Unsicherheit an den weltweit richtungsweisenden Börsen in den USA sorgt zudem, dass bei der US-Notenbank Fed offenbar der Abbau ihrer aufgeblähten Bilanz näher rückt: Laut dem einflussreichen Präsidenten des Fed-Ablegers New York, William Dudley, könnte der Startschuss dafür noch in diesem Jahr fallen. „Das würde mich nicht überraschen“, sagte er dem Sender Bloomberg TV.

In Europa dagegen drehten vor dem Wochenende die meisten Länderindizes nach anfänglichen Verlusten ins Plus und schlossen ihren besten März seit 2010 ab. Hierzulande verbuchte der Dax zudem sein drittes Quartalsplus in Folge und hat allein seit Jahresbeginn über sieben Prozent zugelegt.

Bei den Einzelaktien waren europaweit die zinsabhängigen Papiere des Immobiliensektors besonders gefragt, die im Schnitt knapp zwei Prozent kletterten. Grund war die überraschend niedrig ausgefallene Schnellschätzung für die Inflation im Euroraum, die zuvor aufgekommenen Spekulationen auf eine schneller als erwartet nahende Straffung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) einen Dämpfer verpasste. Die Teuerung im gemeinsamen Währungsgebiet ist laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat im März um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Volkswirte hatten im Mittel ihrer Prognosen hingegen mit 1,8 Prozent gerechnet.


Zeichnungsfrist für die Kapitalerhöhung der Deutschen Bank läuft aus

Bei den deutschen Schwergewichten waren die Versorger besonders gefragt: RWE-Titel stiegen als größter Dax-Gewinner um rund drei Prozent auf ein Sechs-Monats-Hoch. Analysten von Oddo Seydler hatten die Anteilsscheine von „neutral“ auf „kaufen“ hochgestuft. Eon konnten im Fahrwasser zwei Prozent zulegen.

In besonders große Kauflaune versetzt hatte die Anleger hierzulande der Bausoftwarespezialist Nemetschek. Auslöser war eine optimistische Geschäftsprognose: Die Aktien des Unternehmens schnellten zeitweise um mehr als elf Prozent hoch. Damit waren sie größter Gewinner im deutschen Technologieindex Tecdax. Nemetschek hat weitere Gewinn- und Umsatzzuwächse ankündigt.

In der nächsten Woche legen Unternehmen nur noch vereinzelt neue Geschäftszahlen vor. Am Mittwoch etwa öffnet die kanadische Kaufhof-Mutter Hudson's Bay ihre Bücher. Darüber hinaus läuft am Donnerstag die Zeichnungsfrist für die rund acht Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung der Deutschen Bank aus. Börsianer interessieren sich dabei unter anderem dafür, ob alle Großanleger mitziehen. Seit Beginn der Zeichnungsfrist haben die Aktien des Geldhauses etwa vier Prozent zugelegt – mehr als doppelt so stark wie der Dax.

Mit Material von Reuters