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Anleger stehen vor der Woche der Wahrheit

Lockdown light und US-Wahl: Zwei Mega-Ereignisse verunsichern in der neuen Handelswoche die Anleger. Diese müssen sich auf Turbulenzen einstellen.

Selten ballen sich zwei derart bedeutende Großereignisse innerhalb einer Handelswoche an den Märkten. Ab Montag fährt Deutschland, das größte Land der Eurozone, seine Volkswirtschaft ein zweites Mal teilweise herunter. Und in der Nacht zu Mittwoch blickt die Welt gebannt nach Washington auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen.

Beide Ereignisse für sich genommen hätten schon das Potenzial, die Märkte kräftig durcheinanderzuwirbeln. Europaweit und auch in Deutschland steigen die Covid-19-Fallzahlen rasant. Daher hat die Bundesregierung beschlossen, weitereichende Kontaktbeschränkungen einzuführen und Gastronomie und Hotels zu schließen.

Es werde eine Weile dauern, bis klar sei, ob der von Bund und Ländern beschlossene „Wellenbrecher-Lockdown“ wie gewünscht wirke, sagt Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. „Noch sollen Unternehmen, Schulen und Kitas offenbleiben und die Hoffnung auch an der Börse ist groß, dass dies so bleiben kann.“

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Gesamtwirtschaftlich werde das Schließen von Gaststätten und etlichen Dienstleistungsbereichen für weitere vier Wochen aber merkliche Effekte haben, „selbst wenn die Einbußen nicht so gravierend sein dürften wie im Frühjahr“, sagt DZ-Bank-Volkswirt Stefan Bielmeier.

Völlig ungewiss ist auch, wie die Märkte auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen reagieren. Als großer Favorit in Wahlumfragen gilt der demokratische Herausforderer Joe Biden. Amtsinhaber Donald Trump werden von den Demoskopen nur geringe Chancen ausgerechnet.

Chaos nach der Wahl?

Aus Sicht der Investoren gehe es weniger jedoch weniger darum, ob sich Präsident Trump behaupten könne oder ob Biden siege, sagt Axel Cron, Chef-Anleger der Vermögensverwaltung der Bank HSBC in Deutschland.

„Im Kern werden beide einigermaßen wirtschaftsfreundlich agieren. Für die Kapitalmärkte ist Fed-Chef Jerome Powell letztlich wichtiger als der nächste Präsident, und der hat den Kurs bereits vorgegeben: dauerhaft niedrige Zinsen.“ Eine Bekräftigung dieses Kurses erwarten Börsianer im Anschluss an die US-Notenbanksitzung am Donnerstag.

Das eigentliche Risiko sehen Analysten eher im Umgang mit dem Wahlergebnis. „Sollte Trump verlieren, wird er den Prozess der Machtübergabe so schwierig wie möglich gestalten“, warnt Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade.

Außerdem würden die ersten Hochrechnungen voraussichtlich ein verzerrtes Bild liefern, da die Auszählung der zahlreichen Briefwahl-Stimmen meist erst nach Schließung der Wahllokale beginne, gibt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, zu Bedenken. Anleger sollten sich daher auf Kursturbulenzen einstellen.

Daher sind bereits in der vergangenen Handelswoche zahlreiche Investoren in Deckung gegangen. Der Dax notierte zum Börsenschluss bei 11.556 Zählern und damit 0,36 Prozent schwächer. Der EuroStoxx50 notierte mit knapp 1,8 Prozent im Minus bei 2958 Punkten.

Der US-Leitindex S & P 500 fiel um 1,2 Prozent auf 3270 Zähler. Auf Wochensicht fuhren die Aktienmärkte den größten Verlust seit März ein. Seit Mitte Dezember hat etwa der Dax rund 13 Prozent eingebüßt und befindet sich seither im Korrekturmodus. Im Gegenzug kletterte der Volatilitätsindex VDax, das Angstbarometer der Börse, auf den höchsten Stand seit Juli.

Notenbanken stehen bereit

Da half es auch nicht, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal überraschend stark um 8,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal wuchs. Denn die Märkte blicken längst auf die Wirtschaft im vierten Quartal. Und da stimmte etwa Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank, auf negative Nachrichten ein. „Der kurzfristige Ausblick zeigt ganz klar eine Verschlechterung“, sagte sie am Donnerstag auf der nach der EZB-Ratssitzung.

Immerhin: Die Märkte können sich darauf verlassen, dass die Notenbanken weiterhin alles dafür tun, dass die Pandemie keine neue Schuldenkrise auslöst. EZB-Chefin Lagarde deutete eine Erweiterung des Anleihekaufprogramms PEPP an, das die Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen niedrig hält. Auch der Chef der US-Notenbank Powell dürfte am kommenden Donnerstag signalisieren, dass die Fed die Wirtschaft mit ihrer lockeren Geldpolitik unterstützt.

Lockdown, US-Präsidentschaftswahl, Fed-Sitzung: Die kommende Handelswoche hält eine Reihe marktbewegender Termine bereit. Konjunkturdaten wie die Stimmungsbarometer für die deutschen und europäischen Einkaufsmanager am Montag sowie die am Donnerstag und Freitag die Auftragseingänge und Produktionszahlen für die deutsche Industrie dürften da in den Hintergrund treten.

Und nebenbei geht die Berichtssaison der Unternehmen für das dritte Quartal weiter. Allein im Dax öffnen etwa ein halbes Dutzend Firmen ihre Bücher. Hierzu zählen der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer sowie die beiden Versicherer Münchener Rück und Allianz. Aus dem Ausland legen der Billigflieger Ryanair und Berkshire Hathaway, die Investmentgesellschaft des Börsengurus Warren Buffett Zahlen vor.

Auch hier sind Anleger vor bösen Überraschungen nicht gefeit, wie die SAP-Zahlen zu Beginn der Woche zeigten. Nach einem gekappten Langfrist-Ausblick fiel der Aktienkurs des wertvollsten deutschen Unternehmens um 22 Prozent. Anleger sollten in diesem Umfeld daher extrem wachsam bleiben.