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Anleger sollten Turnaround-Aktien im Blick behalten

Kaum erholt sich der Dax ein paar hundert Punkte, schon machen die US-Börsen nicht mehr mit. Zwar haben beide Aktienmärkte, der amerikanische und der deutsche, in der vergangenen Woche in der Spitze vier bis fünf Prozent gut gemacht. Doch kurzfristig ist nun auch in Amerika die Lage brenzlig geworden: Die führenden Indizes S & P, Dow und Nasdaq verlaufen unter ihrer 200-Tagelinie und halten sich nur mit Mühe über mittelfristigen Unterstützungen. Gerade in Zitterphasen wäre es wichtig, wenn die Indizes etwas mehr Wasser unter den Kiel bekämen.

Symptomatisch zeigt sich die Schwäche der US-Märkte an einer Branche, die von Donald Trump in den vergangenen Jahren besonders profitiert hat: die Rüstungsindustrie. Der Branchenindex Nyse Arca Defense, in dem neben den Rüstungsaktien General Dynamics, Lookheed Martin oder Raytheon auch der Flugzeugbauer Boeing steckt (der ebenfalls Rüstungsgerät produziert) hat den seit 2016 laufenden steilen Trend vor kurzem gebrochen.

Die Rückschläge dieser genuinen Trump-Branche könnten ein Zeichen dafür sein, dass der Trump-Boom, der 2016 begann, nun langsam zu Ende geht. Die Kapitalmarktstrategen der französischen Axa-Versicherung erwarten für die US-Wirtschaft in diesem Jahr 2,9 Prozent Wachstum, im nächsten Jahr 2,3 Prozent und 2020 nur noch 1,4 Prozent.

Fed vor Zinserhöhung

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Kommt es in der nächsten Sitzung der amerikanischen Notenbank am 18. und 19. Dezember dennoch zur erwarteten Erhöhung der Leitzinsen, also dann der vierten in diesem Jahr? Fed-Chef Jerome Powell spricht davon, dass die US-Wirtschaft derzeit sehr gut laufe. Der Arbeitsmarkt ist robust, die Inflation hat sich allerdings im November auf 2,2 Prozent etwas abgeschwächt. Im Oktober lag sie noch bei 2,5 Prozent.

Unterm Strich wird die Fed wohl die Zinsen erhöhen – auch um auf jeden Fall nicht als trump-hörig dazustehen. Zudem könnte sie sich verbal ein Fenster offenhalten, um im Falle einer abflauenden Konjunktur mit weiteren Erhöhungen zurückhaltend umzugehen.

Europa trübe, EZB lässt Zinsen unten

Auch in Europa trübt sich das Konjunkturklima ein. Die Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum werden reihenweise zurückgenommen. Für 2018 liegen sie im Schnitt nur noch bei eineinhalb bis zwei Prozent, für 2019 gehen Pessimisten wie das ifo-Institut auf gut ein Prozent zurück. Das wäre noch keine Katastrophe, viel schwächer aber sollte die Wirtschaft jetzt nicht mehr werden. Ein Abgleiten in eine echte Rezession haben die Börsen insgesamt noch nicht eingepreist.

Dass die EZB in diesem Umfeld die Zinsen nicht erhöht, ist kein Wunder. Neue Anleihekäufe werden zum Jahreswechsel planmäßig eingestellt, Käufe auslaufender Anleihen wird es aber weiterhin geben. Eine Wende hin zu höheren Leitzinsen ist frühestens für Ende 2019 in Sicht – wenn die Wirtschaft gut läuft und die Inflation hoch genug ist. Angesichts der jüngsten Schwächezeichen ist wohl eher damit zu rechnen, dass die Zinsen auch dann noch auf sehr niedrigem Niveau bleiben. Die Ratingagentur Fitch rechnet 2020 mit der ersten Zinserhöhung der EZB.

Bundesanleihen runter, Aktien werden attraktiver

Auf die neuen Prognosen haben sich die Kapitalmärkte schon eingestellt: Zehnjährige Bundesanleihen bringen mit 0,3 Prozent fast so wenig, wie seit zwei Jahren nicht mehr. US-Staatsanleihen gleicher Laufzeit haben sich mit 2,9 Prozent deutlich unter der Dreier-Marke eingependelt. Beide Zinskurven sprechen dafür, dass die Renditen in den großen Industrieländern auf absehbare Zeit niedrig bleiben. Sogar ein abermaliger Rückgang ist nicht ausgeschlossen. 2016 hatte die Rendite zehnjähriger Bunds mit minus 0,2 Prozent ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht.

Auf die Lauer legen bei der Deutschen Bank

Der Dax ist in den vergangenen Wochen schwer unter Druck geraten, weil Anleger wegen Handelsstreitigkeiten, Brexit-Problemen und italienischer Schulden mit einem Konjunkturrückschlag rechnen. Nachdem es dabei allerdings schon zu heftigen, crashartigen Kursverlusten gekommen ist, stellt sich zunehmend die Frage, wann und bei welchen Aktien es in den nächsten Monaten wieder interessante Kaufkurse geben könnte.

Wie schnell es hierbei gehen kann, zeigt die Deutsche Bank. Seitdem Spekulationen kursieren, die Bundesregierung könnte eine Fusion mit der Commerzbank anschieben, steigt die Aktie. Offiziell ist natürlich noch nichts, ähnliche Spekulationen hat es schon mehrmals gegeben. Und selbst wenn sie zuträfen, wäre es noch ein weiter Weg, aus beiden rissigen Geldhäusern eine feste Großbank zu machen.


Bottom-Fishing bei BASF und Fresenius

Grundsätzlich dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis es eine Lösung in der deutschen Bankenfrage gibt. Deutschland ist die wichtigste Wirtschaft in Europa und ist in Sachen Bankwesen Notstandsgebiet. Das reicht vom Abstieg seiner Aktienbanken über die Auflösung der Landesbanken bis zum kleinteiligen Feld der öffentlichen Institute. Es ist kein Wunder, dass auf globaler Ebene Goldman, JP Morgan, HSBC, BNP oder UBS mittlerweile in einer anderen Liga spielen als deutsche Adressen. Langfristig und strukturell gesehen muss Deutschland hier aufholen – und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass eine Neustrukturierung um den bisherigen Kern erfolgen dürfte. Und das ist die Deutsche Bank.

Heiße Turnaround-Spekulation

Zwischen sechs und acht Euro, so war im Dax Radar vergangener Woche zu lesen, dürften erste Käufer bei der Deutschen Bank kommen. Dieser Akkumulations-Prozess könnte sich in den nächsten Wochen fortsetzen. Einen Tiefpunkt zu konkretisieren, ist unrealistisch. Deshalb gleich wild zu kaufen, kann ebenfalls ins Auge gehen. Gerade weil die Politik im Hintergrund wahrscheinlich anschiebt, besteht die Gefahr, dass die bisherigen Aktionäre weiterhin zur Kasse gebeten werden, etwa über eine Verwässerung bei neuen Kapitalzuflüssen. Wie das Beispiel Commerzbank-Rettung gezeigt hat, kann sich dies im Kurs katastrophal auswirken.

Fazit deshalb: Die Deutsche-Bank-Aktie ist die heißeste Turnaround-Spekulation im Dax, heikler noch als Thyssenkrupp. Dennoch könnte sich der weite Kursbereich zwischen fünf und zehn Euro langfristig als Boden erweisen. Zeithorizont für ein solches Investment sind aber nicht ein paar Monate, sondern mehrere Jahre.

BASF ist besser als sein Kurs

Ein weiterer Turnaround zeichnet sich bei BASF ab. Die Aktie hat im abgelaufenen Jahr 40 Prozent an Wert verloren. Nach der jüngsten Gewinnwarnung und den verhaltenen Prognosen zur Chemiekonjunktur dürfte BASF 2019 kein leichtes Jahr vor sich haben. Doch selbst vorsichtig gerechnet dürften rund fünf Milliarden Euro Nettogewinn bleiben. Bei einer zehnfachen Gewinnbewertung ergäbe das rund 50 Milliarden Euro fairen Börsenwert, etwa 55 Euro je Anteil.

Genau in diesem Bereich lag der Tiefpunkt der Aktie Anfang 2016. Bei 50 Euro liegt dann die nächste zentrale Unterstützung, die zurück geht bis vor die Finanzkrise. Sollte es im Dax in den nächsten Wochen turbulent werden, könnten sich bei BASF zwischen 50 bis 60 Euro Einstiegsgelegenheiten ergeben.

Fresenius mit Luxusproblemen günstig

Drittes Beispiel ist die abgestürzte Aktie von Fresenius (FMC läuft ähnlich, Fresenius ist für Anleger als breiteres Investment aber sicherer). Seit Frühjahr 2017 hat sich Fresenius glatt halbiert. Das ist der schwerste Rückschlag der Aktie seit der Finanzkrise. Auch hier hatte Fresenius die Hälfte seines Werts verloren. Der größte Fresenius-Crash indessen war das immer noch nicht. Den gab es kurz nach der Jahrtausendwende, als die Aktie sogar um drei Viertel zusammengebrochen ist. Grund war damals die Angst vor milliardenschweren Asbestklagen, mit denen Fresenius nach einer umstrittenen Übernahme in den USA konfrontiert wurde.

Daran gemessen ist die aktuelle Gewinnwarnung fast schon ein Luxusproblem. Selbst wenn der Nettogewinn von Fresenius auf Jahre hinaus im Bereich um 3,50 Euro je Aktie stagnieren sollte, läge die Gewinnbewertung beim Zwölffachen. Das ist günstig für eines der weltweit führenden Unternehmen in der Branche Gesundheit.

Eine Hypothek von Fresenius ist sicherlich die Bilanz, in der wegen zahlreicher Übernahmen erheblicher Goodwill (Firmenwert) aktiviert ist. Das ist ein Risiko, wenn sich die zugekauften Unternehmen nicht so entwickeln, wie erwartet. Wahrscheinlich ist das auch der Grund dafür, dass die Fresenius-Aktie auf Gewinnenttäuschungen seit jeher so heftig reagiert. Fazit: Fresenius ist eine riskante Turnaround-Spekulation, die in den nächsten Monaten zwischen 30 und 40 Euro einen langfristigen Boden bilden könnte.