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Anleger sind so pessimistisch wie noch nie in der Coronakrise

Die Stimmung der Privatanleger sinkt wieder. Das könnte daran liegen, dass noch immer viele von ihnen in Verlierer der Krise investiert sind.

Der Dax hat in der vergangenen Woche knapp drei Prozent verloren – allerdings gab es große Unterschiede zwischen den Branchen. Foto: dpa
Der Dax hat in der vergangenen Woche knapp drei Prozent verloren – allerdings gab es große Unterschiede zwischen den Branchen. Foto: dpa

Die Anleger verlieren in der Coronakrise weiter an Zuversicht: Pessimistischer als jetzt blickten sie zuletzt im Juni vergangenen Jahres in die Zukunft, wie die Auswertung der wöchentlichen Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment unter mehr als 3500 Anlegern zeigt.

Der Zukunftsoptimismus der Anleger ist in der aktuellen Umfrage auf minus 1,9 gefallen – das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Coronakrise. Damit hat er seinen Abwärtstrend seit Mitte März fortgesetzt. Damals lag der Zukunftsoptimismus noch bei plus 4,1.

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Auch die generelle Stimmung der Anleger hat sich wieder deutlich eingetrübt und zeigt mit einem Wert von minus 2,4 Niedergeschlagenheit an. In der Vorwoche war die Stimmung der Anleger nach einem Rekordtief Ende Februar (minus 8,2) wieder in den neutralen Bereich zurückgekehrt.

„Dass die Stimmung absackt, ist nach der längeren Seitwärtsbewegung an den Aktienmärkten eigentlich ein gutes Zeichen“, sagt Sentimentexperte Stephan Heibel, der die wöchentliche Handelsblatt-Umfrage zur Börsenstimmung auswertet. Jede nachhaltige Rally braucht Pessimismus, weil dann erst wenige Anleger gekauft haben und noch viel Kapital eingesetzt werden kann.

Das gilt aber nur noch bedingt, wenn der Zukunftsoptimismus sinkt. „Da ist es schwer, Kaufinteresse zu wecken. Wie also sollen die Kurse steigen?“, fragt Heibel. Momentan fehlen also die Käufer.

Das bestätigt der Blick auf die Investitionsbereitschaft unter den Umfrageteilnehmern: Sie ist weiter zurückgegangen, von plus 1,1 auf minus 0,1 – Ende März hatte der Wert noch den Rekordstand von 5,8 erreicht. Jetzt überwiegt deutlich die Zahl der Anleger, die in den kommenden zwei Wochen Aktienpositionen verkaufen oder zumindest verkleinern wollen.

Das Euwax-Sentiment der Privatanleger der Stuttgarter Börse zeigt mit einem Wert von minus zehn ebenfalls großen Pessimismus an: Anleger sichern sich ab oder spekulieren sogar auf fallende Kurse. Auch Profis, die sich über die Eurex absichern – eine der weltweit größten Terminbörsen für Finanzderivate –, haben ihre Spekulationen auf steigende Kurse aufgelöst und sind inzwischen neutral positioniert.

Interessant ist die Stimmungsentwicklung der Umfrageteilnehmer vor dem Hintergrund, dass der Dax die vergangene Woche mit einem Minus von knapp drei Prozent abgeschlossen hat. Aber anders als beim Ausverkauf im März betraf das nicht alle Aktien gleichermaßen: Unternehmen, die von der Coronakrise weniger stark betroffen sind oder sogar von ihr profitieren, erholten sich weiter. Der Druck auf die Verlierer der Krise blieb dagegen hoch.

Woche der Differenzierung

Wenn man die 160 Titel aus Dax, MDax, TecDax und SDax in Branchen unterteilt, zeigt sich: Papiere aus der Gesundheitsbranche wie Sartorius oder Fresenius Medical Care legten in der vergangenen Woche im Schnitt um 2,8 Prozent zu, Technologieaktien wie Delivery Hero und Software AG stiegen durchschnittlich immerhin um 0,3 Prozent. Logistikaktien wie die Lufthansa oder Fraport verloren dagegen im Schnitt 4,9 Prozent an Wert.

Dass nach dieser Woche die generelle Stimmung und der Optimismus abnahmen, interpretiert Heibel folgendermaßen: „Ich lese aus diesen Daten heraus, dass noch immer viele Anleger in die Verlierer der Coronakrise investiert sind und in dieser Woche der Differenzierung Federn lassen mussten“, erklärt der Geschäftsführer des Analysehauses Animusx.

Während der Dax seit seinem Tief wieder um 25 Prozent gestiegen ist, sind die Corona-Verlierer von ihren Hochs aus dem Februar weit entfernt. Bei der Lufthansa beträgt das Minus seitdem 51 Prozent, bei Fraport 49 Prozent. Auch Aktien wie Airbus, MTU, Ceconomy, Commerzbank, Aareal Bank, Deutsche Pfandbriefbank, Hugo Boss, Bilfinger, Corestate, TLG Immobilien, Aroundtown und Deutsche Euroshop liegen jeweils um die 50 Prozent im Minus.

„Anleger, die diese Aktien noch im Portfolio halten, warten noch immer auf eine Gelegenheit, sie abzustoßen – oder hoffen auf ein schnelles Ende der turbulenten Zeiten“, sagt Heibel. Gleichzeitig gebe es viele Unternehmen, die ihre Barmittel zurückhielten und Maßnahmen ergriffen hätten, um auch eine länger anhaltende Coronakrise zu meistern. „Diese Unternehmen werden gestärkt aus der Krise hervorgehen“, meint Heibel.

Blick aufs Detail

Diese unterschiedlichen Aussichten der einzelnen Unternehmen machen es schwierig, für den Aktienmarkt in dieser Woche eine Richtung abzuleiten. „Es ist durchaus möglich, dass einzelne Titel stark reagieren, mal nach oben, mal nach unten, sich der Index unterm Strich aber nur moderat bewegt“, sagt Heibel und empfiehlt: „Es lohnt also weiterhin der Blick aufs Detail.“

In den USA ist die Stimmungslage der Privatanleger übrigens ähnlich: Auch dort dominieren die Bären, das Bulle-Bär-Verhältnis ist auf minus 25 gefallen. US-Profianleger sind derzeit neutral positioniert, wie das Verhältnis von gehandelten Verkaufsoptionen zu Kaufoptionen an der Chicago Board Options Exchange zeigt – einer der weltgrößten Optionsbörsen. US-Fondsmanager haben dagegen ihre Investitionsquote in der vergangenen Woche von 29 auf 45 Prozent angehoben.

Der Indikator des S & P 500 für technische Angst und Gier verharrt derweil mit einem Wert von 40 Prozent im neutralen Segment. Gleiches gilt für den stark schwankenden Short-Range Oscillator des S & P 500. Er weist nach einer überkauften Marktsituation infolge der Erholungsbewegung der vergangenen Wochen jetzt wieder eine neutrale Marktverfassung aus.