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Anleger müssen sich auf unruhige Zeiten einstellen

Marktexperten rechnen auch in den kommenden Wochen nicht mit einer Beruhigung der Märkte. Foto: dpa

In der kommenden Woche steht die Veröffentlichung zahlreicher Konjunkturdaten an. Bestimmend an den Märkten bleiben jedoch politische Konflikte.

Handelsstreit, Brexit und jetzt auch noch eine Regierungskrise in Italien – während sich die Bilanzsaison dem Ende neigt, rücken erneut politische Konflikte in den Fokus der Anleger. Marktexperten rechnen auch in den kommenden Wochen nicht mit einer Beruhigung. „Uns steht ein heißer Börsenherbst bevor“, sagt Robert Greil, Chefstratege der Privatbank Merck Finck. Die Konflikte verschlechtern den ohnehin schon eingetrübten Konjunkturausblick.

Schon die vergangene Woche verlief an den Aktienbörsen turbulent. Nach dem deutlichen Kurseinbruch zu Monatsbeginn setzte der deutsche Leitindex seine Verlustserie fort. Die zwischenzeitlichen Gewinne vom Donnerstag schmolzen am Freitag gleich wieder dahin und der deutsche Leitindex ging mit einem Minus von 1,28 Prozent bei 11.693 Punkten aus dem Handel. Auch der Euro Stoxx 50 gab seine Gewinne vom Vortag wieder ab und notierte zuletzt bei 3.333 Punkten. An den US-Börsen verzeichnete der Dow Jones ein Minus von 0,3 Prozent bei 26.287 Punkten. Der S & P 500 schloss 0,7 Prozent schwächer bei 2.918 Punkten.

Regierungskrise in Italien

Auf die Stimmung der Anleger drückte zum Ende der vergangenen Handelswoche insbesondere der drohende Zerfall der italienischen Regierung. Italiens Innenminister und Chef der rechtspopulistischen Lega, Matteo Salvini, hatte das Bündnis mit der populistischen 5-Sterne-Bewegung für arbeitsunfähig erklärt und forderte Neuwahlen. Damit steht die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone vor einer ungewissen Zukunft.

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In der Folge zogen sich Investoren aus den italienischen Staatsanleihen zurück. Der Renditeaufschlag der zehnjährigen italienischen Papiere zu den deutschen Papieren schnellte auf 239 Basispunkte nach oben und war damit so hoch wie seit Anfang Juli nicht mehr. Zinsstratege Christoph Rieger von der Commerzbank sagte, der Anstieg sei höher als er erwartet habe. „Die Unsicherheit spricht für höhere Risikoaufschläge, aber sobald die Unsicherheit sich gelegt hat, dürfte eine neue Mitte-Rechts-Regierung wohl keine Fiskal- und Wirtschaftspolitik verfolgen, die schlechter als die der aktuellen Regierung ist.“

Der Kursrutsch bei den italienischen Staatsanleihen setzte sogleich auch die Bankaktien unter Druck. Der europäische Bankenindex Euro Stoxx Banks gab am Freitag rund 2,5 Prozent nach. Die italienischen Banken Ubi Banca und BCA BRM verbuchten Kursverluste in Höhe von mehr als acht Prozent, die Papiere von Unicredit gaben rund fünf Prozent nach. Auch die deutschen Geldhäuser wie Deutsche Bank und Commerzbank büßten rund drei Prozent ihres Kurswertes ein.

Handelsstreit verschärft sich

Das beherrschende Börsenthema ist nach Ansicht von Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, weiterhin der verschärfte US-chinesische Handelskonflikt. „Mit einer baldigen Lösung wird nicht mehr gerechnet“, sagt er. Die Folgen: „Je länger der selbstverschuldete Handelskonflikt auf die Unternehmens- und Verbraucherstimmung drückt, umso gravierender fallen Investitions- und Konsumzurückhaltung aus“, sagt er. Der Leidtragende der Eskalationsspirale sei der internationale Freihandel.

Nach einem „Handelskrieg“ fürchten Anleger inzwischen auch einen „Währungskrieg“ zwischen China und den USA. Die Angst schürte China in der vergangenen Woche mit der Abwertung seiner Währung. Dabei sei eine „psychologische Marke durchbrochen“ worden, sagte David Kohl, Chefvolkswirt Deutschland bei der Privatbank Julius Bär. „Die Konfrontation zwischen den USA und China weitet sich damit auf die Währung aus und erhöht die Unsicherheit an den Finanzmärkten.“

Der entscheidende Grund für den schwächeren Yuan sei jedoch die aktuelle Konjunkturentwicklung in China, so Kohl, „während die Kontrolle des Wechselkurses durch die Zentralbank vor allem für geringere Schwankungen als bei anderen Währungen sorgt“. Gleichwohl führe die Währungsabschwächung dazu, dass der Abwärtsdruck auf die Preise in China auch weltweit spürbar werde. Die globalen Deflationsrisiken nähmen dadurch zu.

Auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, blickt skeptisch nach China, denn die dortige Wirtschaft mache trotz des Konjunkturprogramms keine Anstalten, sich zu erholen. „Auf unserer monatlichen Prognosesitzung haben wir das zum Anlass genommen, unser China-Bild grundlegend zu revidieren“, sagt er. „Wir rechnen jetzt nicht mehr damit, dass sich die chinesische Konjunktur nennenswert beleben wird.“ Deshalb habe er auch die Wachstumsprognosen für Deutschland und den Euro-Raum deutlich gesenkt. Vor diesem Hintergrund rechnet Krämer damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) im September ein umfassendes Lockerungspaket beschließt.

Angst vor ungeregeltem Brexit

Nach der Ernennung von Boris Johnson zum neuen Premier in Großbritannien ist bei Anlegern erneut die Angst vor einem ungeordneten Brexit aufgeflammt. Die Abflüsse aus britischen Aktienfonds haben sich bereits verstärkt. Derweil hat aus Sicht der DWS das Risiko eines ungeordneten „No-Deal“-Brexits bereits im Frühjahr seinen Höhepunkt erreicht. Das Stoppen eines „No Deals“ werde nicht einfach sein, liege „aber definitiv im Bereich des Möglichen“, sofern das Parlament dazu entschlossen sei, so der Vermögensverwalter in einer Medieninformation vom Freitag. Im Gegensatz zur Situation im Frühjahr gebe es jetzt viele Hinweise darauf, dass das Parlament sowohl über die Mittel als auch über den Willen dazu verfügen werde.

Tipp für Anleger

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Unsicherheiten empfiehlt Marktstratege Halver regelmäßige Ansparpläne. Sie seien „ein wunderbares Anlageinstrument“, denn „bei krisenbedingt schwankenden oder nachgebenden Aktienkursen erhalten Anleger mehr Aktienanteile für ihr Geld. Bei auch zukünftig nicht ausgestorbenen Kursanstiegen sorgt dies für einen großen Hebel der Kapitalvermehrung“.

So geht es in der kommenden Woche weiter

Montag: Zu Wochenbeginn werden kaum neue Zahlen erwartet. In Japan bleiben die Börsen wegen eines Feiertags geschlossen. In Deutschland veröffentlicht der Versicherer Talanx Zahlen zum ersten Halbjahr.

Dienstag: Das Zentrum für Europäische Wirtschafsforschung (ZEW) veröffentlicht am Dienstag seine Konjunkturerwartungen für Deutschland. In Großbritannien sind Zahlen zum Arbeitsmarkt angekündigt und aus den USA werden neue Daten zu Verbraucherpreisen im Juli erwartet. Neueste Zahlen werden unter anderem der Versicherer Wüstenrot & Württembergische, Xing und Sixt vorlegen.

Mittwoch: Zur Wochenmitte werden für Deutschland und Europa Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal erwartet, in Frankreich und Großbritannien werden die Verbraucherpreise veröffentlicht. Bei den Unternehmen werden unter anderem Zahlen von Bilfinger, Cisco Systems, Axel Springer und Stada erwartet.

Donnerstag: Aus den USA werden am Donnerstag zahlreiche Daten zur Konjunktur erwartet, darunter die Einzelhandelsumsätze, die Erstanträge zur Arbeitslosenunterstützung und Zahlen zur Industrieproduktion. Auf Unternehmensseite berichten etwa Carlsberg, Walmart und K+S.

Freitag: Zum Ende der Woche gibt es aus den USA mit den Wohnungsbaubeginnen und -genehmigungen Zahlen zum dortigen Immobilienmarkt. Unternehmenszahlen kommen von der BayernLB.

Mit Material von Reuters.