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Anleger sind wieder in Kauflaune

US-Notenbankchefin Janet Yellen hat vergangene Woche den Startschuss für die Sommerrally gegeben – doch wie weit gehen die Kursgewinne noch? Eine exklusive Umfrage zeigt, dass sich die Anlegerstimmung gedreht hat.

Vor einer Woche war für den Börsenexperten Stephan Heibel klar: „Statistisch gesehen steigt die Wahrscheinlichkeit einer Rally, ... wenngleich sich das Sicherheitsnetz unter den aktuellen Kursen erst noch bilden muss...“ Und damit sollte er recht behalten. Nachdem nämlich US-Notenbankchefin Janet Yellen am Mittwoch in einer Rede vor dem US-Kongress die Erwartungen an weitere Zinserhöhungen im laufenden Jahr deutlich gesenkt hatte, sprangen die Aktienmärkte an.

Seine Prognosen zur künftigen Börsenentwicklung leitet Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx, aus der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment ab. Dabei werden wöchentlich mehr als 2.500 Anleger zur Börsenstimmung befragt. Die Qualität der Vorhersagen des Sentiment-Experten ist seit dem Beginn der Umfrage vor mehr als drei Jahren sehr gut.

Dem aktuellen Umfrageergebnis zufolge ist es kein Wunder, dass die Laune unter den Anlegern angesprungen ist, nachdem der Dax in der abgelaufenen Woche um zwei Prozent auf 12.632 Punkte zulegen konnte.
Als Folge sehen 22 Prozent (plus 19 Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche) den deutschen Leitindex wieder in einem Aufwärtsimpuls. Weitere 16 Prozent (plus sechs Prozentpunkte) gehen von einer Topbildung aus.

Der Abwärtsimpuls ist vorüber, nur noch acht Prozent (minus 37 Prozentpunkte) sehen die Frankfurter Benchmark in einer Abwärtsbewegung. Mit 51 Prozent (plus 16 Prozentpunkte) trauen extrem viele Anleger dem Braten noch nicht so richtig und gehen zunächst mal von einer Seitwärtsbewegung aus. „Die Laune der Anleger ist damit von Niedergeschlagenheit binnen weniger Tage wieder in den positiven Bereich gesprungen, allerdings fehlt noch ein wenig bis zur Euphorie“, lautet das Fazit von Heibel.

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Auch die Selbstzufriedenheit ist nach dem Kurssprung gestiegen. 57 Prozent (plus 14 Prozentpunkte) haben das Dax-Plus so zum größten Teil erwartet, jeder zehnte Umfrageteilnehmer (plus ein Prozentpunkt) hat nach eigenen Angaben sogar darauf spekuliert. Nur noch jeder Vierte (minus fünf Prozentpunkte) sieht seine Erwartungen als kaum erfüllt, und auf dem falschen Fuß wurden nur noch acht Prozent (minus zehn Prozentpunkte) erwischt.


Deutlich weniger Verkäufer

Was den Börsenexperten besonders freut: „Endlich steigt auch der Optimismus der Umfrageteilnehmer.“ 35 Prozent (plus fünf Prozentpunkte) erwarten für den Dax in drei Monaten einen Aufwärtsimpuls, aber nur 22 (plus ein Prozentpunkt) fürchten fallende Kurse. Eine Bodenbildung erwarten nun nur noch acht Prozent (minus acht Prozentpunkte). Eine Seitwärtsbewegung erwarten unverändert 29 Prozent. Damit ist der Optimismus auf dem höchsten Niveau seit dem überraschenden Wahlsieg Donald Trumps im November des vergangenen Jahres.

Dieser Optimismus drückt sich nun auch endlich in Kaufabsicht aus, und diese Anleger kommen aus dem Lager der Verkäufer. Jeder Vierte (plus vier Prozentpunkte) will in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen. Um die gleiche Menge ist die Zahl der Verkäufer auf 14 Prozent gesunken. Weiterhin 61 Prozent bleiben vorerst unentschlossen.

Der Blick auf weitere Indikatoren zeigt: Das Sentiment an der Stuttgarter Börse Euwax, an der vor allem Privatanleger handeln, geht wieder zurück. Dieser Indikator wird anhand realer Trades mit Hebelprodukten auf den Dax ermittelt. Aktuell sind Privatanleger zwar weiterhin überwiegend „bullisch“ gestimmt, sichern sich aber auch wieder ein wenig vor Kursverlusten ab, indem sie stärker Puts kaufen. Eine hohe Zahl an gekauften Puts bildet ein Sicherheitsnetz und schützt vor weiter fallenden Kursen.

Institutionelle Anleger, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern, zeigen mit einer Put-Call-Ratio von 1,4 eine neutrale Positionierung.

In den USA zeigt der Angst-und-Gier-Index, der anhand von technischen Marktdaten ermittelt wird, mit 61 Prozent weiterhin eine neutrale Verfassung des Auswahlindexes S&P 500 an. Die Investitionsquote der institutionellen US-Anleger geht um drei Prozentpunkte auf 90 Prozent zurück. US-Privatanleger zeigen mit einem Bulle-Bär-Index von minus 1,4 eine neutrale Stimmung an.

„Die Stimmung diese Woche ist gut, doch im Fünf-Wochen-Schnitt betrachtet ist die Stimmung weiterhin mies“, interpretiert Heibel die aktuelle Börsensituation. Genau das sei die Voraussetzung für weiter steigende Kurse, denn mehr als die wöchentlichen Stimmungsschwankungen hat der Fünf-Wochen-Schnitt in der Sentiment-Theorie seine Prognosequalität immer wieder unter Beweis gestellt (siehe Grafik).

Eine positive Stimmung unter den Anlegern gilt laut Sentiment-Theorie eher als Kontraindikator, weil dann bereits viele Investoren Aktien gekauft haben und als Käufer ausfallen, sollten die Kurse nachgeben. Doch für eine Bewertung müssen weitere Indikatoren berücksichtigt werden.


Fast alle Branchen tragen die Rally mit

„Ich habe mir daher angewöhnt, die wöchentlichen Stimmungsschwankungen der Anleger weniger stark zu gewichten“, erläutert der Sentiment-Experte. Nur wenn sich eine bestimmte Stimmungslage über mehrere Wochen hält, könne man daraus ableiten, dass die Wahrscheinlichkeit einer Gegenreaktion an den Aktienmärkten steige. Nun war die Stimmung über mehrere Wochen schlecht und der Fünf-Wochen-Durchschnitt der Stimmung notiert auf dem niedrigsten Niveau seit dem Brexit-Votum im Mai des vergangenen Jahres.

Was ebenfalls für steigende Kurse spricht: Viele Anleger sind bereit, wieder Aktien zu kaufen. Und der Zukunftsoptimismus ist auf dem höchsten Niveau dieses Jahres. „Ich werte diese Stimmungslage als Zeichen dafür, dass die Rally nicht mehr jung ist“, analysiert er.

Denn bei einer jungen Rally bleibe der Optimismus lange Zeit auf niedrigem Niveau, wie wir es in diesem Jahr ja auch gesehen haben. Doch wenn der Optimismus ansteigt, könne die Rally noch viele Wochen fortlaufen. Erst wenn auch die Stimmung in Euphorie überschäumt, dann sei die Gefahr für ein baldiges Ende der Rally und für einen Ausverkauf akut.

Natürlich könne der Dax jederzeit korrigieren. „Ich sehe Rückschläge und Verschnaufpausen jedoch weiterhin als Gelegenheiten an, Positionen auszubauen“, so Heibel. Denn auch die Marktbreite stimmt den Animusx-Inhaber zuversichtlich, dass die Rally noch deutlich weiterlaufen kann.

In der abgelaufenen Woche haben fast alle Branchen die Kursgewinne mitgetragen: Von Versorgern über Technologie- und Pharmaaktien bis hin zu Logistik-, Auto- und Industriewerten ist alles angestiegen. Lediglich der Bankensektor blieb zurück. „Vielleicht erleben wir ja die erste nachhaltige Rally, die ohne den Bankensektor funktioniert.“

Die Handelsblatt-Umfrage startet jeden Freitag und endet am Sonntag. Die Auswertung lesen Sie tags darauf auf Handelsblatt Online. Einfacher haben es Leser, die sich für eine kostenlose Erinnerungsmail eintragen. Sie erhalten automatisch eine Mail mit der Bitte, an der Umfrage teilzunehmen, und eine, wenn die Experten-Auswertung auf Handelsblatt Online zu lesen ist.