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Jahresendrally statt Sondierungsfrust

Dass die wochenlangen Jamaika-Gespräche gescheitert sind, scheint auf dem Parkett nicht zu verfangen. Ganz im Gegenteil: Den Anlegern gelang am Dienstag ein Befreiungsschlag. Der Dax konnte sich deutlich absetzen.

Graue Wolken über Berlin – Sonnenschein in Frankfurt. Während sich die Politiker in der Hauptstadt nach den gescheiterten Sondierungen in Gedankenspielen und Geplänkel verlieren, trauten sich die Anleger in der Main-Metropole weit aus der Deckung. Der Deutsche Aktienindex kletterte am Dienstag deutlich rauf und ging mit 13.167 Punkten 0,8 Prozent fester aus dem Handel. Zeitweise hatte der Dax mehr als ein Prozent zugelegt. Dabei ist Unsicherheit doch der Börsianer größter Schreck – zumal im eigenen Lande.

Auf dem Parkett scheint man die ganze Situation aber nicht allzu kritisch zu sehen. Offensichtlich traut man den Bundespolitikern eine stabile Regierungsbildung zu. Und zu verlockend ist der Wunsch nach einer Jahresendrally, als dass die Anleger einer politischen Börse keine langen Beine machen.

Wie es Berlin weitergeht, ist aktuell alles andere als klar. In der Nacht zum Montag waren die wochenlangen Sondierungen zwischen Union, FDP und Grünen überraschend ergebnislos zu Ende gegangen. Die Liberalen hatten die Gespräche platzen lassen, eine sogenannte Jamaika-Koalition ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vom Tisch. Die SPD schlossen eine Große Koalition unter den Christdemokraten und -sozialen erneut aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erteilte Neuwahlen zunächst eine Absage und mahnte den politischen Akteuren Verantwortung an.

Stabilität ist es auch, was die Finanzwelt von Deutschland erwartet. „Der Markt wünscht sich in der größten Volkswirtschaft Europas eine stabile Mehrheitsregierung mit Planungssicherheit“, betonte etwa Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Auf die Stimmung in den Handelsräumen schlug sich das aktuelle Fehlen einer solchen aber nicht sonderlich nieder. „Noch profitiert der Markt von der positiven Stimmung an den weltweiten Börsen und anhaltend starken Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone“, meinte Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

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Der Dax wendete nach einem schwachen Frühhandel ins deutliche Plus. Bereits am Montag hatte sich die Wirkung des überraschenden Scheiterns der Sondierungen in Grenzen gehalten. „Ignorieren sollte man das politische Risiko nach dem Scheitern der Jamaika-Gespräche aber nicht“, so Cutkovic. Ökonom Jan Bottermann von der Essener National-Bank sieht die politischen Risiken nun zwar höher, „einen grundlegenden Kurswechsel erwarten wir allerdings nicht.“

Unterstützung für die Beschleunigung kam vom Devisenmarkt. Dort hatte der Euro im Laufe des Vormittags seine Aufwertung unterbrochen. Für Aktien ist das ein tendenziell positives Signal, sorgt eine schwache Währung doch tendenziell für billigere Exporte und somit für höhere Absatzchancen. Vor allem die Bundesrepublik mit ihrem Schwerpunkt auf Ausfuhren hat einen euro-sensiblen Handel.

Von einer leichten Verteuerung rutschte die Gemeinschaftswährung ins leichte Minus, Den plötzlichen Schwung im europäischen Aktienhandel kann das aber nicht allein erklären. Der Leitindex der Euro-Raums, der Euro-Stoxx-50 legte 0,5 Prozent zu auf 3579 Zähler. Auch in New York präsentierte sich der Handel schwungvoll – und das, obwohl wegen Thanksgiving die Wall Street am Donnerstag geschlossen bleibt und am Freitag früher Feierabend macht. Der Dow-Jones-Index rückte 0,8 Prozent vor auf 23.613 Stellen und markierte damit ein neues Allzeithoch, ebenso der S & P-500 und die Nasdaq.


Autobauer auf der Überholspur

Unter den Einzelwerten im Dax triumphierten die Titel, die sich schon gestern an die Spitze gesetzt hatten. Das ist zum einen Volkswagen, deren Papiere sich um drei Prozent verteuerten, aber auch die anderen Branchentitel. BMW legte 1,9 Prozent zu, Daimler 1,6. Dieser neuerliche Auftrieb kam mit den starken Verkaufszahlen der deutschen Fabrikanten in China.

Wie aus einer Analyse der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, die nun unter dem Namen EY firmieren, hervorgeht, ging jedes dritte deutsche Auto in der vergangenen drei Monaten ins Reich der Mitte. Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist das ein Plus von neun Prozent. Der weltweite Absatz stieg um sechs Prozent.

Der zweite große Sieger des Tages war Pro Sieben Sat 1 mit einem Plus von 1,5 Prozent. Nachdem Vorstandschef Thomas Ebeling den Medienkonzern zum Jahresende verlassen muss, greifen Investoren bei den Aktien des Dax-Sorgenkindes seit gestern zu. Seit Jahresanfang verloren die Papiere der Münchener, die primär TV-Sender betreiben, ganze 27 Prozent. Nach der Abberufung des CEO durch den Aufsichtsrat sprangen die Papiere mehr als drei Prozent in die Höhen, am Dienstag folgten weitere zwei Prozent.

Die Analysten der US-Bank JPMorgan schätzen Pro Sieben Sat 1 nun positiver ein, hoben ihre Wertung von „Neutral“ auf „Overweight“ und das Kursziel von 34,50 auf 45 Euro. Die Titel des Konkurrenten RTL sehen die Experten nun ebenfalls besser und raten zur Übergewichtung, im MDax gewannen die Aktien 1,4 Prozent.

Auf dem Terminkalender standen die Quartalszahlen der Dekabank und der hessisch-thüringischen Landesbank. Die Helaba hat in den ersten drei Quartalen wie erwartet weniger verdient. Nach einem starken vergangenen Jahr, in dem die Landesbank den niedrigen Zinsen trotzen konnte, gab das Ergebnis nach Steuern von Januar bis September um 8,6 Prozent nach.

Easyjet präsentierte robuste Geschäftszahlen für das Jahr 2017. Der Vorsteuergewinn der britischen Billigflieger sank bis September um gut 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr und bewegte sich damit im anvisierten Bereich. Easyjet hatte Teile der insolventen Air Berlin übernommen und will die Kosten durch die am Markt steigenden Ticketpreise abdecken. Möglich wäre ein größeres Engagement in Deutschland.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax. Aktuelle Leerverkäufe von Investoren finden Sie in unserer Datenbank zu Leerverkäufen.

KONTEXT

Wie sich die Dax-Börsenmonate seit 1959 entwickelt haben

Januar-Performance

Viele Anleger glauben, der Januar sei der Börsenmonat mit der höchsten durchschnittlichen Performance. Weit gefehlt. Mit plus 0,78 Prozent ist das ein durchschnittlicher Monat, der im Vergleich zu den anderen elf nur auf Rang fünf liegt. Für die Berechnungen seit dem Jahr 1959 hat die Baader Bank den Dax seit Juni und die Vorläuferindizes der Börsenzeitung (1981 bis 1988) und den Hardy-Index (1959 bis 1981) genommen.

Februar-Performance

Bereits im zweiten Monat des Jahres halbiert sich im Vergleich zum Januar die durchschnittliche Performance und beträgt nur noch 0,33 Prozent. Das bedeutet Rang acht.

März-Performance

Wer hätte das gedacht? Der März ist der beste Börsenmonat. Durchschnittlich sind die Kurse um 1,54 Prozent gestiegen - deutlich höher als in den Monaten November und Dezember, in denen die meist lukrative Jahresendrally stattfindet.

April-Performance

Doch nur einen Monat später halbiert sich das Plus auf 0,76 Prozent - Platz sechs in der Statistik für den Monat April.

Mai-Performance

"Sell in May and go away" lautet das bekannte Börsensprichwort und bei der durchschnittlichen. Vom Jahresanfang betrachtet ist der Mai der erste Monat mit einem negativen Entwicklung- Die beträgt minus 0,12 Prozent und damit Rang neun.

Juni

Und in den folgenden Monaten geht es weiter runter: Im Juni sinkt die durchschnittliche Performance auf minus 0,27 Prozent und damit auf den neunten Platz der Börsenmonate.

Juli-Performance

Ein kurzes Comeback zeigt der Juli, die durchschnittliche Performance seit 1959 ist mit plus 0,79 Prozent wieder positiv und hieven den Zeitraum auf den vierten Platz.

August-Performance

Doch bereits im August geht es wieder abwärts mit minus 0,33 Prozent und damit der vorletzte Rang in der Börsenstatistik.

September-Performance

"Für Börsenspekulanten ist der Februar einer der gefährlichsten Monate. Die anderen sind Januar, März, April, Mai, Juni und Juli, bis Dezember", sagte einst der Schriftsteller Mark Twain. Doch, zumindest im Durchschnitt gesehen, ist nur der Monat September gefährlich. Mit 1,86 Prozent übertrifft das Minus alle anderen Monate mit deutlichem Abstand, der September ist Schlusslicht.

Oktober-Performance

"Ein Crash-Monat Oktober mag zwar dramaturgisch reizvoll sein. Und sicher hat es üble Exemplare dieses Monats an den Aktienmärkten gegeben, z.B. 1987 oder 2008. Außerdem hat sich seit Jahresbeginn u.a. im DAX ein ordentlicher Kurspuffer angehäuft, der zu Gewinnmitnahmen einlädt", meint Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Doch gegenüber dem September muss der Oktober nicht gefürchtet werden. Historisch betrachtet verzeichnete der Dax in diesem Monat sogar ein Plus von 0,75 Prozent.

November-Performance

Und nun zur Jahresendrally: Der beste Monat ist dafür der November mit einer durchschnittlichen Performance plus 1,35 Prozent. Damit ist dieser Monat der zweitbeste hinter dem März.

Dezember-Performance

Gegenüber dem Monat November fällt der Dezember etwas zurück. Das durchschnittliche Plus beträgt 1,13 Prozent und damit Rang drei der Börsenstatistik.

KONTEXT

Meilensteine des Dax

1. Juli 1988

Der Dax wird aus der Taufe gehoben. Basis der Berechnung ist der 30. Dezember 1987 mit einem Wert von 1.000 Punkten.

18. November 1996

Bei der Privatisierung der Deutschen Telekom wird die T-Aktie als Volksaktie vermarktet. Das Interesse der Öffentlichkeit am Dax nimmt dramatisch zu.

7. März 2000

Der Dax erreicht ein Rekordhoch von 8136,16 Punkten. Händler begründen die Euphorie mit Fusionsfieber. Ein geplanter Zusammenschluss der Deutschen mit der Dresdner Bank scheitert aber. Die Dresdner Bank geht an die Allianz, die sie im Mai 2009 an die Commerzbank weiterreicht. Auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie wird die Chip-Tochter von Siemens, Infineon, zu einem Emissionspreis von 35 Euro an den Anleger gebracht. Die Platzierung ist 33-fach überzeichnet. Danach beginnt beim Dax eine langjährige Abwärtsbewegung, die von den Anschlägen in New York und Washington am 11. September 2001 verschärft wird.

12. März 2003

Der Dax rutscht unter 2200 Punkte und notiert damit so tief wie zuletzt im November 1995. Im Laufe des Jahres dreht er. Mit der Erholung der Weltwirtschaft in den Folgejahren wächst auch das Vertrauen in die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder.

13. Juli 2007

Mit 8.152 Zählern setzt der Dax einen neuen Meilenstein. Trotz erster Bankenpleiten und Notoperationen der EZB am Geldmarkt hält sich der Dax zu Beginn des Krisenjahres 2008 über 8000 Zählern. Doch ab dann geht es bergab. 2009 beschleunigt der Absturz des Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate die Talfahrt des Dax.

9. März 2009

Die Krise der Banken hat Tribut gefordert: Mit 3588 Punkten erreicht der Dax zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch es gibt Hoffnung. Denn nur wenige Tage später wirft die Fed die Notenpresse an. Von nun an geht es bergauf. Am 25. Oktober schafft der Dax zum ersten Mal in seiner Geschichte den Sprung über die Marke von 9000 Punkten.

5. Juni 2014

Erstmals in seiner Historie ist der Dax fünfstellig. Um 14:33 Uhr knackt der deutsche Leitindex die magische Marke und steigt bis auf 10.014 Punkte.

22. Januar 2015

EZB-Präsident Mario Draghi beschließt ein Anleihekaufprogramm im Stile der Federal Reserve. Die Zentralbank wird bis September 2016 Staats- und Unternehmensanleihen im Wert von 60 Millionen Euro aufkaufen. Insgesamt sollen so 1,14 Billionen in die Märkte gespült werden. Der Dax springt nach nervösen Pendelbewegungen auf ein Rekordhoch von 10.454 Punkten. In den folgenden Tagen hält die Hausse an, am 13. Februar springt der Dax das erste Mal über in seiner Geschichte über die 11.000-Punkte-Marke. Damit sollte die Rekordjagd aber gerade erst beginnen.

16.März 2015

Bereits wenige Wochen nach der Eroberung der 11.000-Punkte steht ein weiterer Meilenstein der Dax-Geschichte auf der Börsen-Agenda. Der Leitindex klettert zum ersten Mal über 12.000 Punkte. Weder der Konflikt in der Ostukraine noch der sich immer weiter zuspitzende Schuldenstreit scheinen die Börsenteilnehmer groß zu stören. Sie kaufen Aktien und befeuern die Hausse.

14. Juni 2017

In Erwartung einer positiven Zinsentscheidung der US-Notenbank knackt der Dax das erste Mal im Laufe seiner Geschichte die 12.900 Punkte und erreicht schließlich sein Allzeithoch von 12.921 Punkten. Schon in den Monaten zuvor hatte der Dax im Anschluss an den Erfolg des europafreundlichen Politikers Emmanuel Macron bei der Präsidentschaftswahl in Frankreich seinen Höchststand mehrfach verbessert.

20. Juni 2017

Einen Tag vor der Sommersonnenwende des Jahres 2017 treiben Dax-Anleger das deutsche Börsenbarometer erneut auf einen Rekord. Im Verlauf des Handelstages steigt der Dax auf 12.952 Punkte. Es sollte ein schwieriger Sommer folgen.

12. Oktober 2017

Nach mehreren Anläufen durchbricht der Dax erstmals die Schallmauer von 13.000 Punkten. Zwar reicht es an diesem Donnerstag nur für wenige Minuten auf dem Gipfel, aber die Aussicht ist herrlich - und die Anleger kehren zurück. Einige Tage später schloss der Leitindex mit dem Rückenwind von der Bilanzsaison auch erstmals über der Tausendermarke. Aktuelles Allzeithoch: 13.525 Zähler.