Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    37.986,40
    +211,02 (+0,56%)
     
  • Gold

    2.406,70
    +8,70 (+0,36%)
     
  • EUR/USD

    1,0661
    +0,0015 (+0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.477,16
    +1.013,48 (+1,70%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.334,09
    +21,46 (+1,64%)
     
  • Öl (Brent)

    83,24
    +0,51 (+0,62%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.282,01
    -319,49 (-2,05%)
     

"Die Anleger haben nichts in der Hand außer ihrer Schuldscheine" - die schleppenden Ermittlungen im Fall der German Property Group

Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen den Firmengründer Charles Smethurst und zwei weiteren Person wegen Verdacht auf Anlagebetrug.
Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen den Firmengründer Charles Smethurst und zwei weiteren Person wegen Verdacht auf Anlagebetrug.

Tausende Anleger und ihre Anwälte aus Großbritannien, Irland, Singapur und Südkorea schauen auf die deutschen Behörden und Insolvenzverwalter im Fall der German Property Group. Für sie ist es mittlerweile klar, dass es sich bei der Immobilienfirma aus Langenhagen um einen mutmaßlichen Fall von internationaler Finanzkriminalität handelt.

Gründer Charles Smethurst und sein Firmenimperium von etwa 200 Unternehmen sitzen zwar in Deutschland, ein Großteil der operativen Geschäfte lief jedoch in Irland. Broker, Finanzberater und Banken aus Großbritannien, Irland und Singapur ermöglichten das Geschäftsmodell, das Gläubiger heute für einen Schneeballsystem halten.

Nun suchen alle die Antwort auf die Frage, wo die hunderten Millionen an Anlegergeldern sind und wollen auch in den eigenen Ländern an die mutmaßlichen Mittäter Forderungen stellen. Ausschlaggebend dabei wären Informationen aus Deutschland über Geldflüsse, den Immobilienbestand der Firmengruppe und über das Vorgehen vom Firmengründer Charles Smethurst. Gegen ihn und zwei Mittäter ermittelt die Staatsanwaltschaft Hannover. Der Insolvenzverwalter Justus von Buchwaldt sprach Anfang der Woche darüber, dass die German Property Group offenbar Summen in Höhe von mehreren Milliarden Euro abgewickelt haben soll.

WERBUNG

Um die kriminellen Strukturen zu durchleuchten, sind Anwälte und Gläubigervertreter auf Informationen aus Deutschland angewiesen. Diese kommen allerdings nur schleppend.

„Hier ruft täglich jemand an und fragt über die Ermittlungen in Deutschland"

Chris Sharman arbeitet für das Claims Bureau im Süden Englands, eine Gesellschaft, die Opfer von Finanzbetrug berät. Hunderte von Geschädigten der German Property Group beauftragten das Claims Bureau, ihre Gelder zurückzuholen.

„Weil der Informationsfluss so schlecht ist, ruft hier täglich jemand an und fragt uns, wie die Ermittlungen in Deutschland laufen,“ erzählt Chris Sharman. Etwa 2.000 private Anleger aus Großbritannien investierten in die geplanten Immobilienprojekte in Deutschland. Wie in anderen Ländern, spielten auch hier lokale Broker eine große Rolle. Für Großbritannien geht es hier um mehr, als nur die German Property Group: es geht um den Markt der unregulierten Finanzprodukte, die einen solchen Fall auch möglich gemacht haben. Um aber die Akteure zur Verantwortung ziehen zu können, braucht es Informationen, die vor Gericht standhalten.

„Die Anleger haben nichts in der Hand außer ihrer Schuldscheine,” erklärt Sharman. Sie zahlten durch ihre Broker oder Finanzberater auf die Konten der GPG-Firmen ein und rechneten mit ihren hohen Zinsen. Doch spätestens ab 2019 wurden keine Zinsen mehr ausgezahlt, viele haben ihr Erspartes für den Ruhestand vollständig verloren. Sie haben keine Unterlagen und keine Informationen darüber, wo das Geld sein könnte, sagt Sharman.

Das Claims Bureau prüft die strafrechtliche Verantwortung der Broker, Rentenfonds und Finanzberater in Großbritannien, doch dafür brauchen Sharman und seine Kollegen Informationen aus Deutschland. „Es gibt eine gewisse Frustration wegen den schleppenden Informationsfluss von der deutschen Insolvenzverwalter und der Staatsanwaltschaft,” sagt Sharman. „Das macht unseren Job die Akteure in Großbritannien zur Verantwortung zu tragen, schwer und bremst die Fortschritte und die Kommunikation.”

Auf den Spuren der Anlegergelder

Auch in Irland sind Gläubiger und ihre Anwälte auf die Ermittlungen und die Erkenntnisse des Insolvenzverfahrens angewiesen. Der Anwalt Dave Coleman in Dublin vertritt über 100 Privatanleger, die von den irischen Ablegern der German Property Group angeworben wurden.

„Unsere Mandanten machen sich Sorgen, dass ihre Anlagen missbraucht wurden,” sagt Coleman. „Wir haben den Auftrag erhalten, alle Beteiligten vor dem Gericht in Irland zur Verantwortung zu ziehen, die die Gelder verwendet haben,” erklärt der Anwalt.

Dave Coleman versucht, die Geldflüsse der irischen Tochtergesellschaften nachzuvollziehen, doch das ergibt nur einen Teil der Gesamtstruktur. Er ist überzeugt davon, dass der Betrug nur durch die Ermittlung der Geldflüsse aufgedeckt werden kann.

„Die Behörden sollten alle Mittäter isolieren und Staatsanwälte in Deutschland sollen mit Irland zusammenarbeiten, um die Personen zu identifizieren, die das operative Geschäft der Firmengruppe führten,” sagt Coleman. „Wir sind bereit, mit den deutschen Insolvenzverwaltern zusammenzuarbeiten und sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen."

Das Netz der German Property Group reichte bis nach Singapur

Auch in Singapur ermittelt die Abteilung für Anlagebetrug gegen Akteure, die dort Investorengelder für die German Property Group sammelten. In Südkorea verkaufte die Shinhan Financial Group Finanzprodukte der GPG. Der Chef der zuständigen Abteilung geriet in Kritik, als die Verluste ans Licht kamen und musste zurücktreten.

In Europa tun sich ermittelnde Behörden schwer mit solchen raschen Konsequenzen. „Die Menschen wollen wissen, wie es weitergeht und erwarten von uns, dass wir ihnen dabei helfen, dieses Kapitel in ihrem Leben abzuschließen,” erklärt Chris Sharman. Ohne eine Datenlage wird das aber kaum möglich werden.