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Anleger bereiten sich entspannten Sommer vor

Noch vor einer Woche bescheinigte Börsenexperte Stephan Heibel dem deutschen Leitindex Kurspotential. am vergangenen Montag. Er prognostizierte: „In den kommenden Tagen, vielleicht Wochen, sollten sich nochmals bessere, günstigere Kaufkurse erzielen lassen.“ Tatsächlich gab der Dax in der abgelaufenen Woche am Dienstag um zwei Prozent nach und erholte sich umgehend am darauf folgenden Tag.

Heibel, Inhaber des Analysehauses Animusx, wertet für seine Prognosen zur künftigen Dax-Entwicklung die Ergebnisse der wöchentlichen Handelsblatt-Umfrage unter mehr als 2.300 Anlegern aus. Diese Umfrage ermittelt die Börsenstimmung, also ob Anleger die aktuelle und die künftige Entwicklung positiv oder negativ beurteilen.

In vielen Fällen sind die Ergebnisse Kontraindikatoren. Vereinfacht gesagt heißt das: Wenn die Anleger zu euphorisch sind, ist dies ein Indiz für bald fallende Kurse.

Die Dynamik der Rallye der beiden Vorwochen ist dahin. Im Wochenvergleich hat der Dax nur noch um 0,9 Prozent zugelegt. Diese Entwicklung betrachten 54 Prozent der Umfrageteilnehmer (plus 17 Prozent gegenüber der Vorwoche) als Seitwärtsbewegung. Nur gut jeder Fünfte (minus 13 Prozentpunkte) glaubt an eine anhaltende Aufwärtsbewegung.

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Zwei Drittel der Anleger sind unentschlossen

Wie so häufig bei leicht steigenden Kursen sieht sich die Mehrzahl der Anleger in ihrer Erwartung mehr oder weniger bestätigt (plus 13 Prozentpunkte auf 61 Prozent). Darauf spekuliert haben jedoch nur zehn Prozent. Nur jeder Vierte wurde von der Entwicklung überrascht, fünf Prozent wurden auf dem falschen Fuß erwischt.

Viel weiter kann die Rallye nicht mehr gehen, scheinen viele Anleger zu denken. Denn nur noch 30 Prozent (minus vier Prozentpunkte) gehen in drei Monaten von weiter steigenden Kursen aus. Die meisten erwarten eine Seitwärtsbewegung (39 Prozent). Einen erneuten Abwärtsimpuls fürchtet nur noch jeder Fünfte.

Die Konsequenz aus dieser Erwartung: Wenn die Kurse seitwärts laufen, muss man ja nicht mehr handeln, denken sich offenbar viele. Zwei Drittel der Anleger (plus sechs Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche) sind unentschlossen über ihre nächsten Aktivitäten. Die Zahl war bei den vorherigen Dax-Sentiment-Umfragen in den beiden vergangenen Jahren selten so hoch. Nur noch 18 Prozent wollen in den kommenden zwei Wochen Aktien zukaufen, 16 Prozent wollen verkaufen.

„Der Schock des Brexits ist nunmehr auch bei der Anlegerstimmung verarbeitet“, erläutert Heibel. Das Sentiment pendele im neutralen Bereich, die meisten Anleger seien mit sich und ihren Investmententscheidungen zufrieden. Allerdings gebe es kaum noch Handlungswillen, mit der aktuellen Positionierung wollen die Anleger durch den Sommer.

In den USA fiel die Korrektur diese Woche etwas heftiger aus. Entsprechend hat sich dort die Stimmung etwas stärker abgekühlt. Der technische Angst-und-Gier Index notiert mit 86 Prozent im Bereich der extremen Gier – was als ein Kontraindikator gilt. Börsenbriefautoren in den USA sind plötzlich extrem bullish geworden, sie gehen also von steigenden Kursen aus: 62,5 Prozent ihrer Empfehlungen sind daher Kaufempfehlungen.


Rallye läuft mit halber Kraft

Institutionelle Anleger jedoch haben ihr Aktienengagement von 96,5 Prozent in der Vorwoche leicht auf 92,5 Prozent zurückgefahren. US-Privatanleger sind laut den Erhebungen in Übersee weiterhin zurückhaltend, sie trauen dem Frieden nicht.

„Nach wie vor lässt sich aus der Stimmungsentwicklung in Deutschland keine gefährliche Situation ableiten“, fasst Heibel die aktuelle Lage zusammen. Im Gegenteil: Anleger sind seiner Ansicht nach besonnen und vorsichtig, nehmen Gewinne frühzeitig mit und sichern sich gegen Überraschungen ab. Man frage sich, wer denn überhaupt für die steigenden Kurse sorgen soll. Das sind wohl die internationalen Anleger, die sich insbesondere auf deutsche Aktien konzentrieren, nachdem der Brexit eben nicht die katastrophalen Folgen nach sich zog.

Für Heibel ist es nachvollziehbar, dass US-Anleger günstig bewertete deutsche Titel einsammeln. Dann an der Wall Street erklimmen die Indizes ein Rekordhoch nach dem anderen – im Gegensatz zu den europäischen Aktien. Derzeit herrscht an den Börsen Sommerpause, es reichen schon geringe Handelsvolumina, um die Kurse in die eine oder andere Richtung zu bewegen.

Deutsche Anleger sind wenig investiert und haben sich auf einen entspannten Sommer vorbereitet. Entsprechend seien derzeit kaum Impulse aus der aktuellen Sentimentumfrage abzuleiten. „Die laufende Rallye, die an Fahrt verloren hat, könnte so bis auf Weiteres mit halber Kraft weiterlaufen“, meint Heibel.

Die Handelsblatt-Umfrage startet jeden Freitag und endet am Sonntag. Die Auswertung lesen Sie tags darauf auf Handelsblatt Online. Einfacher haben es Leser, die sich für eine . Sie erhalten automatisch eine Mail mit der Bitte, an der Umfrage teilzunehmen, und eine, wenn die Experten-Auswertung auf Handelsblatt Online zu lesen ist.

KONTEXT

Echte Anleger sind...

...gelassen

"Sie wissen, dass Aktienkurse von allen möglichen unvernünftigen Kräften beeinflusst werden, dass sie ebenso fallen wie steigen können und dass das auch für Aktien gilt, die sie selbst besitzen. Wenn das passiert, reagieren sie darauf mit Gleichmut. Sie wissen, dass der Preis wieder zurückkommt, solange das Unternehmen die Eigenschaften behält, die sie als Anleger zunächst angezogen hatten."

...geduldig

"Anstatt sich von der Begeisterung der Menge mitreißen zu lassen, warten echte Anleger die richtige Gelegenheit ab. Sie sagen öfter Nein als Ja."

...rational

"Sie gehen auf der Basis klaren Denkens an den Markt und die Welt heran. Sie sind weder übermäßig pessimistisch noch irrational optimistisch; sie sind vielmehr logisch und rational."

Quelle: Robert G. Hagstrom, "Warren Buffett. Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.", Börsenbuchverlag 2011.