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Anlageexperten rechnen mit weiteren Rückschlägen an den Märkten

Die jüngste Kursrally dürfte nicht nachhaltig sein. Börsenkenner erwarten für die kommenden Wochen eine Seitwärtsbewegung des Dax – mit starken Schwankungen.

Die Kursrally an den Aktienmärkten erschien in der vergangenen Woche beinahe schon surreal. Auf der einen Seite erwarten Ökonomen die schlimmste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, Unternehmen in Deutschland haben für ein Drittel ihrer Mitarbeiter potenzielle Kurzarbeit angemeldet und ihre Gewinnprognosen für das laufende Jahr massiv gekappt. Auf der anderen Seite kletterten etliche Leitindizes in Europa und Nordamerika auf Wochensicht um rund fünf Prozent nach oben.

Eine Erklärung für das Phänomen: Bei den Anlegern regiert das Prinzip Hoffnung – angetrieben von einer sinkenden Zahl an Neuinfektionen mit dem Coronavirus, gelockerten Ausgangsbeschränkungen, umfangreichen Staatshilfen und neuen Anleihekaufprogrammen der Notenbanken. Doch eine nachhaltige Erholung der Aktienkurse ist nach Ansicht von Experten noch nicht absehbar.

So rechnet etwa Commerzbank-Analyst Andreas Hürkamp für die kommenden Monate weiterhin mit einem Dax-Seitwärtstrend, „größtenteils zwischen 8.500 und 11.000 Punkten“. „Für einen nachhaltigen Anstieg über 11.000 sind die Dax-Gewinnperspektiven zu schwach, für einen nachhaltigen Dax-Absturz unter 8.500 die Geld- und Finanzpolitik zu expansiv“, sagt Hürkamp.

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In der wegen des Mai-Feiertags verkürzten Börsenwoche hat der deutsche Leitindex Dax insgesamt mehr als sechs Prozent zugelegt. Am Donnerstag ging er jedoch mit einem Minus von 2,2 Prozent bei 10.861 Punkten aus dem Handel. In den USA wurde auch am Freitag regulär gehandelt. Der Dow Jones verbuchte ein Minus von 2,6 Prozent und schloss bei 23.723 Punkten.

„Auf die Party an der Börse mit teils schon ausgelassener Stimmung folgte die Katerstimmung“, kommentierte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Brokers CMC Markets, die Entwicklung des Dax. Als Ursache für den Kurverlust am Donnerstag machte er Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich. Diese befürchtet im Extremfall einen Einbruch der Wirtschaftsleistung in der Euro-Zone um bis zu zwölf Prozent in diesem Jahr.

Hinzu kam aus den USA die Meldung, dass weitere 3,8 Millionen Amerikaner in der vergangenen Woche ihren Job verloren haben. „Solche Zahlen rufen immer wieder in Erinnerung, dass die Musik an der Börse nicht schon wieder zu laut aufgedreht werden sollte“, so Stanzl. „Denn keiner kann ein Ende der Krise realistisch voraussagen und damit kann auch keiner die tatsächlichen wirtschaftlichen Schäden beziffern.“

Viele potenzielle Auslöser für volatile Märkte

Auch das Research-Team der DZ-Bank mahnt zur Vorsicht: „Der Katalog möglicher Belastungen für Investoren bleibt in den kommenden Quartalen gut gefüllt. Es sind jederzeit niedrigere Kurse als heute möglich“, sagt Analyst Christian Kahler. Der weitere Kursverlauf und die Bandbreite der Preisschwankungen würden stark vom Verlauf der Pandemie abhängen.

Als mögliche Auslöser für eine weiter hohe Volatilität – also starke Schwankungen der Aktienkurse – nennt er „Kosteneinsparungen der Unternehmen, Entlassungen, Insolvenzen, Liquiditätsengpässe, Investitionskürzungen, Verwerfungen bei Fonds, erhöhte Kreditausfälle, Kürzungen von Dividenden und Aktienrückkäufen, enttäuschende Rettungsprogramme, negative Vermögenseffekte und die Angst vor einer Rückkehr der Pandemie“.

Zudem könnten nach Ansicht von Kahler in diesem Jahr die Unternehmensgewinne im Dax um 50 bis 80 Prozent einbrechen, „mehr als in früheren Rezessionen, als die Gewinne im Durchschnitt um 35 Prozent fielen“. Trotz der Unsicherheiten bleibt er bei der Prognose: „Wer während der kommenden Quartale Aktien kauft, sollte langfristig sehr gute Anlageergebnisse einfahren.“ Mittelfristig werde sich in der Wirtschaft und an den Märkten wieder eine grundsätzliche Ordnung einstellen, dann werden Aktien deutlich optimistischer bewertet.

Einen Lichtblick erwartet Commerzbank-Analystin Barbara Lambrecht in der kommenden Woche für die Ölpreise. Sie sollten sich ihrer Ansicht nach leicht erholen. „Weitere Lockerungen der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus dürften die Nachfrageperspektiven etwas aufhellen“, sagte sie. Zudem werde wohl die Produktion gekürzt. Die Ölpreise waren zuletzt massiv eingebrochen. Die US-Sorte Brent hatte kurzfristig sogar unter Null Dollar je Barrel notiert.

So geht es in der kommenden Woche weiter:

Montag: Zu Beginn der Woche wird der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in Deutschland und in der Euro-Zone vorgelegt. Zudem veröffentlichen etliche Unternehmen ihre Zahlen für das erste Quartal, darunter der Stahl- und Metallhändler Klöckner & Co, der Nutzfahrzeughersteller Traton und der italienische Autobauer Ferrari. In Tokio bleiben die Börsen wegen eines Feiertags geschlossen.

Dienstag: In den USA wird der Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen veröffentlicht. Zudem gewähren etliche Unternehmen einen Blick in ihre Zahlen, unter anderem der Personaldienstleister Adecco, der Lieferdienst HelloFresh, die Bank BNP Paribas, der Versicherungskonzern Axa und der Immobilienkonzern Vonovia. Auch heute wird an der Börse Tokio nicht gehandelt.

Mittwoch: Bei den Konjunkturdaten steht am Mittwoch die Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen in der Euro-Zone an. Zahlen zum ersten Quartal werden vom Flughafenbetreiber Fraport, dem Chemiekonzern Lanxess, den Autobauern BMW und General Motors sowie und den Finanzinstituten Societe Generale und Credit Agricole erwartet. Die Börsen in Tokio bleiben wegen eines Feiertags geschlossen.

Donnerstag: Für Deutschland und Frankreich werden am Donnerstag Zahlen zur Industrieproduktion veröffentlicht. Analysten der Commerzbank rechnen dabei mit einem Rückgang um zehn Prozent. In London steht der Zinsentscheid der Bank of England an, besonders interessante dürfte dabei die Wachstumsprognose sein. Nach Ansicht von Commerzbank-Analysten könnte sie wegen der Unsicherheiten aber auch auf die Prognose verzichten und lediglich eine Reihe von Szenarien für die wirtschaftliche Entwicklung vorstellen. Aus den USA werden Zahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenunterstützung erwartet. Quartalszahlen kommen unter anderem vom Chemiekonzern Evonik, dem Baustoffkonzern HeidelbergCement sowie den Versicherern Talanx und Munich Re.

Freitag: Mit Spannung werden am Freitag Daten zu den Exporten aus Deutschland erwartet. In den USA wird die neue Arbeitslosenquote veröffentlicht. Neben der Bankengruppe ING Group legen etwa der Autozulieferer Rheinmetall und der IT-Dienstleister Bechtle Zahlen zum ersten Quartal vor.