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„Anker der Stabilität im östlichen Mittelmeer“ – Mittelmeerstaaten planen Super-Pipeline

Griechenland, Zypern und Israel wollen die tiefste Unterwasserpipeline der Welt bauen. Sie soll Westeuropa unabhängiger von russischen Gaslieferungen machen.

„Wir haben uns geeinigt“, verkündete der zyprische Staatschef Nikos Anastasiades vergangene Woche nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus Griechenland und Israel im israelischen Beerscheba. Im ersten Quartal 2019 sollen die Verträge über den Bau der East Med Pipeline unterzeichnet werden, bestätigte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Der griechische Premier Alexis Tsipras sagte, das Projekt werde das östliche Mittelmeer „zu einer Region des Friedens, der Zusammenarbeit und der gemeinsamen Entwicklung machen“.

Es war bereits das fünfte Gipfeltreffen dieser Ländergruppe in drei Jahren. Aus den 2015 begonnenen Gesprächen beginnt sich eine Art Allianz heranzubilden. Die drei Staaten wollen ihre Kooperation jetzt mit der Einrichtung eines gemeinsamen Sekretariats mit Sitz in Zypern institutionalisieren und intensivieren.

Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit ist die Energiepolitik. Im östlichen Mittelmeer gibt es reiche Erdgasvorkommen. Israel fördert bereits im Tamar-Feld und will im nächsten Jahr die noch größere Lagerstätte Leviathan anzapfen.

Der EU-Staat Zypern plant demnächst in seiner Wirtschaftszone ebenfalls mit der Ausbeutung von Gasvorkommen zu beginnen und hat Förderkonzessionen vergeben, unter anderem an den amerikanischen Energiekonzern Exxon Mobil. Er hat Mitte November mit Bohrungen südlich der Insel begonnen.

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Die Gasreserven des östlichen Mittelmeeres sind bedeutend. Das 2010 vor der israelischen Küste entdeckte Feld Leviathan gilt als einer der weltweit größten Funde in diesem Jahrhundert. Experten schätzen den Gehalt der Lagerstätte auf mehr als 620 Milliarden Kubikmeter.

Noch größer ist das Gasfeld Zohr vor der ägyptischen Küste mit geschätzt 850 Milliarden Kubikmetern. Auch in der angrenzenden Wirtschaftszone Zyperns werden große Vorkommen vermutet. Die Gasreserven des östlichen Mittelmeeres könnten zur Energieversorgung Westeuropas beitragen. Offen ist allerdings bisher, wie das Gas aus den Fördergebieten in die Abnahmeländer kommt.

Das jetzt diskutierte Projekt East Med Pipeline sieht den Bau einer rund 1900 Kilometer langen Rohrleitung quer durch das östliche Mittelmeer vor. Sie soll in den Fördergebieten vor der israelischen Küste beginnen, von dort nach Zypern und über Kreta zur griechischen Halbinsel Peloponnes führen.

Die Route führt weiter über das griechische Festland, wo die Leitung auf die geplante Poseidon Pipeline treffen soll. Sie verläuft von Westgriechenland nach Otranto am Absatz des italienischen Stiefels, wo das Gas ins bestehende europäische Netz eingespeist werden kann.

600 Kilometer des geplanten Verlaufs führen über Land, 1300 Kilometer der Pipeline sollen unter Wasser verlegt werden – bei Wassertiefen von bis zu 3000 Metern eine große technische Herausforderung. Die Baukosten der Leitung werden auf etwa sieben Milliarden Euro veranschlagt, die Bauzeit auf fünf bis sechs Jahre. Entwickler der Pipeline ist IGI Poseidon, ein Joint-Venture der staatlichen griechischen Gasgesellschaft Depa und der italienischen Edison SpA, die zum französischen Stromkonzern EDF gehört.

Das Projekt hat nicht nur energie-, sondern auch geopolitische Bedeutung. Das unterstrich der US-Botschafter in Israel, David Friedman, mit seiner Teilnahme an dem Treffen der drei Regierungschefs. Die USA unterstützten die Kooperation der drei „demokratischen Verbündeten“. Diese Partnerschaft sei „ein Anker der Stabilität im östlichen Mittelmeer“, lobte Friedman.

Interessant ist das Pipelineprojekt aus Sicht der USA vor allem mit Blick auf Russlands Dominanz als Energielieferant. Zwar liegt die geplante Kapazität der Leitung mit anfangs zehn Milliarden Kubikmetern Erdgas nur bei einem Fünftel dessen, was die Ostseepipeline Nord Stream transportiert.

Dennoch würde sie zur Diversifizierung der Gasversorgung Europas beitragen und Russlands Rolle als Gaslieferant relativieren. Auch für Israel ist das Projekt politisch bedeutsam. „Wir werden damit zu einem Mitspieler auf dem globalen Energiefeld“, sagte Premier Netanjahu nach dem Dreiertreffen.

„Das wird natürlich auch unsere diplomatischen Möglichkeiten, unsere Wirtschaft und unsere militärische Stärke fördern“, meinte Netanjahu. Israel sieht die Pipeline als Instrument, den politischen Einfluss der arabischen Energielieferanten zurückzudrängen.

„Wir haben uns lange über den arabischen Einfluss in Europa aufgrund der Öl- und Gaslieferungen beklagt“, sagt Israels Energieminister Yuval Steinitz. Wenn Israel Gas nach Europa liefere, sei das „ein Gegengewicht zur Macht der Araber“, meint Steinitz.

Griechenland könnte nicht nur Durchleitungsgebühren kassieren und seine Rolle als Energiedrehscheibe stärken, sondern die Pipeline auch für die eigene Gasversorgung nutzen. Zur Unterzeichnung der Verträge will der griechische Premier Tsipras seine Amtskollegen aus Zypern und Israel sowie Vertreter Italiens als des vierten beteiligten Landes im Februar nach Kreta einladen. Zuvor muss die EU-Kommission den Plänen zustimmen, was aber keine Hürde sein dürfte. Brüssel hat bereits 23 Millionen Euro in die Machbarkeitsstudie gesteckt.

Vor dem Baubeginn gilt es allerdings, die Wirtschaftlichkeit des seit 2013 diskutierten Projekts zu prüfen und eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. Ob sich die Pipeline rechnet, hängt nicht zuletzt vom erwarteten Erdgasverbrauch in Europa während der nächsten Jahrzehnte und von der Entwicklung der Gaspreise ab.

Eine Alternative wäre, das im östlichen Mittelmeer geförderte Gas zu verflüssigen und mit LNG-Tankern in die Bestimmungsländer zu bringen. In Ägypten gibt es bereits eine solche Verflüssigungsanlage und eine Verladestation. Das Verfahren ist allerdings teuer und die Infrastruktur unterentwickelt. So gibt es in Deutschland bisher kein einziges LNG-Terminal.