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Die Angst vor einem „Brexit Crash“

Das britische Pfund gerät wegen der Sorge vieler Investoren vor einem scharfen Brexit-Kurs der britischen Regierung zunehmend unter Druck. Der Kurs der Währung sackte zum Wochenbeginn deutlich ab und kostete erstmals seit Oktober zeitweise weniger als 1,20 US-Dollar. Zuletzt notierte das Pfund mit 1,205 US-Dollar knapp darüber.

Wurde der Kursrutsch Anfang Oktober einem „Flash Crash“ zugeschrieben, also Marktreaktionen, die von automatisierten Handelsprogrammen ausgelöst worden waren, lässt sich der jüngste Fall mit der wieder erstarkenden Brexit-Furcht erklären. Zuletzt mehrten sich die Anzeichen, dass die britische Regierung auf Konfrontationskurs zur Europäischen Union gehen wird.

Am Dienstag hält die britische Premierministerin eine Grundsatzrede. Zuletzt wurden die Rhetorik der Regierung um den Ausstieg des Königreichs aus der Europäischen Union schärfer, die Sorgen vor den wirtschaftlichen Folgen größer. Einige Tage zuvor kündigte Finanzminister Philip Hammond bereits an, zwar ein Übereinkommen zu verhandeln, dass auf Gegenseitigkeit beruhe. Er zeigt sich allerdings auch kampfeslustig, wenn Großbritannien keinerlei Marktzugang in Europa erhalten sollte. „In diesem Fall könnten wir gezwungen sein, unser Wirtschaftsmodell zu ändern, und wir werden unser Modell ändern müssen, um Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen.“

Lutz Karpowitz, Devisen-Analyst von der Commerzbank, erkennt darin eine klare Ansage: „Offener hat wohl noch nie ein britischer Politiker der EU mit einem Handelskrieg gedroht, zumal die Regierung May schon angekündigt hat, den Körperschaftssteuersatz auf das niedrigste Niveau aller Industrieländer zu senken.“ Sollte sich die Regierung tatsächlich so unnachgiebig zeigen, befürchtet er statt einem Flash Crash einen „Brexit Crash“ – mit den entsprechenden Folgen für das Pfund.

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Während des Flash Crashs im Oktober hat das Pfund binnen zweier Minuten mehr als sechs Prozent verloren. Für Währungen, deren Kurse meist nur in Nachkommastellen schwanken, sind Bewegungen dieser Art eine absolute Ausnahme. In den Wochen danach konnte sich die Währung zunächst erholen, bevor zum Jahresende der Negativtrend erneut einsetzte.

Seit dem mehrheitlichen Brexit-Beschluss der britischen Bevölkerung vom 23. Juni 2016 hat die britische Währung gegenüber dem US-Dollar rund 18 Prozent verloren. Aktuell ist es so billig wie seit Mitte der 1980er-Jahre nicht mehr. Die schwache Währung gibt britischen Unternehmen zwar einen Wettbewerbsvorteil auf dem Weltmarkt. Doch der britischen Wirtschaft macht sie zugleich Probleme, weil Großbritannien mehr Waren ein- als ausführt. Je schwächer die eigene Währung im internationalen Vergleich ist, desto teurer werden die Importe.

Während der Währungsstratege Kit Juckes von der Société Générale den jüngsten Fall als eine Art Ausrutscher sieht – schließlich habe die Regierung ihre Position allenfalls wiederholt, statt verschärft – und nicht an einen bedeutenden Fall unter 1,20 Dollar glaubt, hält eine Reihe von Analysten dagegen.

Wie britische Medien am Wochenende berichteten, wird May wohl für einen harten Brexit plädieren. Die britische Premierministerin werde zwar für Sonderkonditionen etwa für die Automobil-, Pharma- und die Finanzbranche kämpfen. Grundsätzlich aber sei sie wohl bereit, auf den Zugang zum europäischen Binnenmarkt und die Zollunion mit der Europäischen Union zu verzichten.

Analysten der US-Bank JP Morgan schreiben in einem Kommentar: „Es ist unmöglich, vorherzusagen, wie stark ein ‚harter' Brexit das Pfund schwächen würde“. Eine weitere Abwertung um fünf bis zehn Prozent sei aber realistisch.

Noch pessimistischer gibt sich Sean Callow, Stratege bei Westpac Banking in Sydney: „Selbst wenn sich das Pfund in London etwas erholen sollte, scheint es, als sei die Realität eines harten Brexit noch nicht voll eingepreist. Es ist kaum zu erwarten, dass das Pfund in den nächsten Wochen nicht die Tiefs des ‚Flash Crash’ testet oder womöglich sogar unterschreitet.“