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Dax schließt mit Verlusten

Der deutsche Leitindex hat mit einem deutlichen Minus geschlossen und einen Großteil seiner Gewinne abgegeben. Eine Ursache dürfte die Diskussion um einen drohenden Frexit sein, aber auch der stärkere Euro belastete.

Der deutsche Leitindex Dax hat zum Wochenende 1,20 Prozent nachgegeben und bei 11.809 Punkten geschlossen. Für den Rücksetzer könnten insbesondere die anstehenden französischen Präsidentschaftswahlen verantwortlich sein – schließlich sehen Umfragen die Euro-Gegnerin Marine Le Pen der rechten Front National vorn. Zudem könnte die Erfolgsrallye der US-Börsen zum Wochenende hin ein Ende haben, sagte Analyst Crag Erlam vom Broker Oander.

Insgesamt konnte der Dax nur wenig seines Wochengewinns halten, am Freitag vor einer Woche hatte der Index bei 11.757 Punkten geschlossen. Auch für MDax und SDax blieben dauerhaft im Minus, der MDax verzeichnete ein Prozent, der SDax sogar 1,5 Prozent Minus. Zudem legte der Euro zum Dollar zeitweise deutlich zu - ein starker Euro ist schlecht für den deutschen Export.

Einen weiteren Grund für die schwachen deutschen Indizes sehen Anlagestrategen neben den anstehenden Wahlen in Frankreich in den USA: Die Hoffnungen schwinden, dass in den Vereinigten Staaten ein Wirtschaftsboom naht. Das habe die Börsen am Freitag ins Minus gedrückt. „Nächste Woche werden es drei Wochen sein, seit US-Präsident Donald Trump seine 'phänomenale' Erklärung zur Steuerpolitik angekündigt hat und die Anleger werden langsam unruhig“, sagte Anlagestratege Michael Hewson vom Brokerhaus CMC Markets.

Doch auch die Präsidentschaftswahlen in Frankreich könnten mehr und mehr zu Unsicherheiten und einen Bremsklotz für die Aufwärtsbewegung entwickeln. Umfragen zufolge wird Marine Le Pen die erste Wahlrunde am 23. April für sich entscheiden. Die Chefin des rechtsextremen Front National will den Frexit, also ihr Land aus der Euro-Zone führen. „Die Politik beherrscht das Börsenjahr 2017“, kommentiert die Kapitalverwaltungsgesellschaft Hansainvest.

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Einige Anleger hätten nach den jüngsten Kursgewinnen vermutlich erst einmal Kasse gemacht, sagte zudem ein Börsianer. Dieser Rücksetzer sei nicht überraschend, wenn man sich die deutlichen Kursgewinne der vergangenen Wochen anschaue und passe ins Bild, sagte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin „Index-Radar“: „Mittel- bis langfristig zeigt der deutsche Leitindex eine stabile Aufwärtsbewegung.“

Der TecDax rutschte ebenfalls weiter ins Minus, er sank um 1,4 Prozent zum Vortag. Unter anderem wegen der Umsatzwarnung von Nordex. Anleger haben am Freitag in Scharen die Aktie des Windturbinenherstellers verkauft. Die Papiere brachen bei hohen Umsätzen und mit mehreren Handelsunterbrechungen um rund 19 Prozent auf 13,44 Euro ein. Damit stürzten die TecDax-Titel auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2014 und büßten binnen zwei Handelstagen so viel wie noch nie ein: fast 30 Prozent ihres Wertes. Innerhalb der ersten 45 Handelsminuten wechselten bereits etwa vier Mal so viele Nordex-Papiere den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag.


Das Minus scheint heute kein Ende zu nehmen

Nach dem tödlichen Explosionsunglück im Oktober am Stammsitz Ludwigshafen hielt BASF an seiner Prognose für das Geschäftsjahr 2016 fest und hat tatsächlich 57,6 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Dies sei aber deutlich weniger als erwartet, bemängelte Analyst Markus Mayer von der Baader Helvea Bank. Die Aktien des Chemiekonzerns rutschten nach der Veröffentlichung stark ins Minus. Zuletzt notierten sie dicke 2,8 Prozent im Minus, ebenso wie die der Commerzbank.

Die Papiere von Rhön-Klinikum brachen sogar noch stärker ein – zeitweise um bis zu zehn Prozent. Der Klinikbetreiber bezeichnete die Entwicklung des Geschäfts als unbefriedigend und stimmte Investoren auf ein „deutlich niedrigeres“ operatives Ergebnis 2017 ein.

Nach der Kursrally der vergangenen Monaten machten ProSiebenSat.1-Aktionäre Kasse. Die Aktien der TV-Senderkette verloren zeitweise sogar bis zu 3,2 Prozent. Auslöser der Verkäufe laut Börsianern: ein negativer Kommentar der Bank Macquarie. Deren Analysten hätten die ProSieben-Papiere auf „Neutral“ von „Overweight“ heruntergestuft und das Kursziel auf 40 von 54 Euro gesenkt. In den vergangenen drei Monaten hatten die Titel rund 20 Prozent und damit fast doppelt so stark wie der Dax zugelegt.

KONTEXT

Welche politischen Stolperfallen Anlegern 2017 drohen

Aktien

Von Reuters befragte Analysten sehen den Dax im Schnitt bis Ende 2017 bei rund 11.470 Punkten. Das wäre in etwa auf dem Niveau vom Jahresende 2016 "Die Dividendenrendite ist im Vergleich zu den Anleihe-Renditen weiterhin so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Das Gewinnwachstum der Unternehmen ist in Ordnung", sagt Lars Thörs, Aktien-Chef der Fondsgesellschaft Danske Capital. Gertrud Traud, Chef-Volkswirtin der Helaba, verweist auf einen weiteren Aspekt: "Angesichts weiterhin extrem günstiger Finanzierungsbedingungen dürften Unternehmen auf das bislang nur verhalten eingesetzte Instrument der Aktienrückkaufe zurückgreifen."

Über weite Strecken kam der Dax 2016 kaum vom Fleck. Das Plus von knapp sieben Prozent seit Jahresbeginn geht zum größten Teil auf die Kursentwicklung im Dezember. Anfang des Monats übersprang der Dax die 11.000er Marke.

Als großen Risikofaktor für die Aktienmärkte sehen Börsianer die Wahlen in Deutschland, Frankreich den Niederlanden und möglicherweise auch in Italien. "Die Welle der populistischen Ergebnisse ist für Europa 2017 eine große Bedrohung", sagt Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Ein zunehmender Nationalismus könnte der Anfang vom Ende der Euro-Zone sein.

Anleihen

An den Rentenmärkten werde es 2017 kaum etwas zu verdienen geben, ist sich Lars Edler, Co-Chefanleger des Bankhauses Sal. Oppenheim sicher. "Bei zehnjährigen Bundesanleihen gehen wir von einer negativen Gesamtrendite von etwa einem Prozent aus." Wenig besser dürfte es Anlegern mit US-Staatsanleihen ergehen: Hier sei eine Nullrendite zu erwarten. Die Ökonomen der Rabobank geben sich ähnlich skeptisch: "Wir sind nicht davon überzeugt, dass Donald Trumps Politik der Wirtschaft nachhaltigen Schub verleiht." Mögliche politische Spannungen könnten zudem die Attraktivität deutscher und US-Bonds als relativ sichere Anlagen erhöhen und damit die Renditen drücken.

Wegen der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen derzeit mit rund 0,3 Prozent etwa halb so hoch wie zu Jahresbeginn. Ihre US-Pendants rentieren mit knapp 2,3 Prozent zwar höher als Anfang 2016. Jenseits des Atlantik erwarten Börsianer aber auch eine Serie von Zinserhöhungen durch die Notenbank Fed. Staatsanleihen sind seit Jahren für Investoren ein schlechtes Geschäft, da die großen Notenbanken diese Papiere in großem Stil aufkaufen. Damit sollen die Finanzierungskosten für Staaten niedrig gehalten und die Konjunktur angekurbelt werden.

Devisen

Wegen der unterschiedlichen Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantik ist der Euro den Analysten der Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank zufolge 2017 auf dem Weg zur Parität. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei Kursen um die 1,04 Dollar - rund vier US-Cent weniger als Anfang Januar. Die Experten der Rabobank sagen dagegen ein Ende des Dollar -Höhenfluges voraus. Der konjunktur- und damit inflations- und zinstreibende Effekt höherer Infrastruktur-Investitionen in den USA werde voraussichtlich durch eine restriktivere Handelspolitik zunichte gemacht.

Die Talfahrt des chinesischen Yuan wird dem Commerzbank-Analysten Peter Kinsella zufolge weitergehen. "Der Yuan gilt zwar als künstlich billig, doch ist er die mit Abstand teuerste Schwellenländer-Währung." Um Börsenturbulenzen zu vermeiden, werde China seine Valuta aber nur behutsam abwerten. Kinsella sieht den Dollar Ende kommenden Jahres bei 7,15 Yuan. In den vergangenen Monaten kletterte er um rund sechs Prozent auf etwa 6,90 Yuan. Anfang 2016 hatte eine rasche Abwertung der chinesischen Währung ein weltweites Börsenbeben ausgelöst.

Erdöl

Im Januar treten die niedrigeren Förderquoten für die Opec-Staaten in Kraft. Viel hängt davon ab, ob sich die Mitglieder des Export-Kartells sowie Russland an die Vereinbarung halten. Viele Analysten rechnen für das erste Halbjahr mit Preisen um 55 Dollar je Fass (159 Liter). Danach werden die Preise der US-Bank Goldman Sachs zufolge aber fallen. Denn geringere Exporte der Opec und Russlands ließen Raum für Konkurrenten wie die US-Schieferölindustrie.

Dank der geplanten Kürzung der Fördermengen durch die großen Exportländer verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee binnen Jahresfrist um etwa die Hälfte auf 56 Dollar je Barrel (159 Liter).

Andere Rohstoffe

Auf Kursverluste müssten sich Anleger an den Metallbörsen einstellen, sagt Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Zwar steige durch die geplanten Infrastruktur-Investitionen in den USA und China die Nachfrage, gleichzeitig wachse aber auch das Angebot. Außerdem sei die Rally nach der US-Präsidentschaftswahl überzogen gewesen. Weinberg sieht den Kupfer -Preis bis Ende 2017 bei rund 5600 Dollar je Tonne. Seit September ist der Preis für das wichtige Industriemetall um ein Fünftel auf rund 5538 Dollar gestiegen.

Die Nachfrage nach der "Anti-Krisen-Währung" Gold wird Analysten zufolge wegen der politischen Unwägbarkeiten anhalten. Die Experten der Commerzbank rechnen damit, dass der Preis für eine Feinunze Gold bis Ende 2017 auf rund 1300 Dollar von derzeit etwa 1150 steigt. 2016 verteuerte sich das Edelmetall um rund zehn Prozent.