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Analyse: Schützt Twitter Joe Biden im US-Wahlkampf?

Anhänger von Joe Biden bei einer Veranstaltung in Cincinnati (Bild: REUTERS/Megan Jelinger)
Anhänger von Joe Biden bei einer Veranstaltung in Cincinnati (Bild: REUTERS/Megan Jelinger)

Ein neuer Bericht belastet den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten – die Schmutzkanone wird angeworfen. Bis zur Wahl wird aber die Ausklärung schwierig. Ist das womöglich gewollt?

Eine Analyse von Jan Rübel

Es liest sich wie eine Räuberpistole, ausgegraben von Donald Trumps Mann für besonders Schmutzige: Rudi Giuliani. Die „New York Post“ hat einen Artikel veröffentlicht – falls er stimmen sollte, steht ein Vorwurf im Raum: Hat Joe Biden gelogen, und hat sein Sohn Hunter dafür gesorgt, dass der damalige Vize-Präsident der USA korrumpierbar wurde? Auch ist möglich, dass alles nicht stimmt und im Wahlkampf nun mit Fälschungen gearbeitet wird.

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Doch worum geht es?

Der „New York Post“ wurde der Inhalt eines Laptops zugespielt, und zwar von Giuliani. Der will diesen von einer Reparaturwerkstatt erhalten haben, sozusagen unter der Hand. Auf dem Laptop waren angeblich Emails von Hunter Biden – der Sohn des heutigen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden war bis 2019 im Aufsichtsrat einer ukrainischen Gas-Firma – und in einer Mail bedankt sich ein Berater des Vorstands dieser Firma bei Hunter, für eine Einladung nach Washington D.C. und ein Treffen mit Joe, der damals Vizepräsident unter Barack Obama war.

Gab es ein Treffen oder nicht?

Biden Senior hat bisher stets solch ein Treffen bestritten. Und es wird sicherlich herauszufinden sein, ob er sich mit einem ukrainischen Berater einer Firma, die auch seinen Sohn beschäftigte, getroffen hat (was automatisch einen Korruptionsverdacht aufwirft, denn ansonsten kriegt man nicht so einfach einen Termin im Weißen Haus). Denn Biden wird den Herrn bestimmt nicht in der Speisekammer eines Restaurants getroffen haben. Nur: Kann komplettes Licht auf diesen Vorwurf bis zur US-Wahl im November geworfen werden?

Es gibt zahlreiche Ungereimtheiten. Der Laptop sei angeblich zur Reparatur in einer Werkstatt abgegeben worden, die Rechnung war an Hunter Biden adressiert. Allerdings, so der Ladenbesitzer, sei das Gerät von einem namenlosen Kunden abgegeben worden – warum dann die Rechnung an Hunter? Und warum kopierte der Werkstattinhaber den Inhalt und übergab ihn Giuliani, obwohl er das Gerät doch selbst den Bundesbehörden übergeben hatte, nachdem er auf die Mails von Hunter Biden gestoßen war?

Es ist kompliziert.

Einfach dagegen ist das Motiv von Donald Trump. Er missbrauchte sogar sein Amt als Präsident, weil er die ukrainischen Behörden zu nötigen versuchte, Ermittlungen gegen Biden aufzunehmen – ohne Rechtsgrundlage. Nur die Mehrheit der Republikaner im Senat bewahrte Trump davor, wegen dieses Fehlverhaltens aus dem Weißen Haus verbannt zu werden. Nun ist der Bericht Wasser auf seine Mühlen.

Und man wird bald wissen, ob die Mails stimmen oder ob das ganze Gerät eine Fälschung ist. So etwas lässt sich untersuchen. Alles ist zu diesem Zeitpunkt möglich. Jedenfalls kann diese Möglichkeit jetzt Joe Biden beim Endspurt des Wahlkampfs schaden.

Cancel Culture? Mal wieder nicht

Interessant ist auch, dass der Bericht der „New York Post“ auch in Deutschland Wellen schlägt, allerdings aus anderen Gründen. Twitter hatte nämlich in einer ersten Reaktion auf den Artikel dessen Verlinkung behindert – mit der Begründung, die Rechercheinhalte seien durch „Hacking“ zustande gekommen. Dass dies ein ziemlich windiges Argument ist, bemerkten die Manager der Plattform auch recht schnell und entschuldigten sich. In Deutschland aber regte sich gleich ein Sturm der Propheten einer „Cancel Culture“: Da habe etwas zensiert werden sollen.

Schon merkwürdig, was alles herhalten muss, um diese irre These am Leben zu erhalten; da kommt auch solch eine Räuberpistole gelegen, über die sofort die halbe Welt diskutiert und deren Verbreitung ganz bestimmt auf keine nachhaltigen Schwierigkeiten stoßen wird.

Das Gejammer der „Cancel Culture“-Rufer wird bald verstummen und zum nächsten angeblichen Zensurgang galoppieren. Die Vorwürfe gegen Joe Biden aber werden den Wahlkampf wahrscheinlich bis zum Ende begleiten.