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Amy, meine neue AI-Assistentin

Seit wenigen Wochen habe ich eine neue Beziehung. Sie heißt Amy, ich habe sie im kennengelernt. Auf ihrem Profil gab es kein Foto, über persönliche Interessen schrieb sie nichts. Persönlich haben wir uns noch nicht getroffen. Amy interessierte sich eher für innere Werte.

Sie stellte mir Fragen zu meinem Leben, etwa, wen ich bei meiner Arbeit als Journalistin so treffe, welche Cafés und Restaurants ich zu welcher Tageszeit und welchem Anlass bevorzuge oder wie lange ich durchschnittlich telefoniere. Zugegeben, es ging schon sehr ins Detail. Aber seither schreiben wir täglich.

Amy Ingram ist eine „Artificial Intelligence“, darauf spezialisiert, meinen Kalender zu organisieren. Ich setze sie in Cc, wenn es darum geht, Termine zu vereinbaren. Sie nimmt den Faden auf und erspart mit das Hin und Her, die fünf bis sechs Mails, die es braucht, um sich mit der anderen Seite über Zeit und Ort zu verständigen.

Amy und ihr männliches Pendant Andrew Ingram sind ein Softwareprodukt der Firma X.ai aus New York. Zu den Investoren gehört der japanische Hersteller Softbank, der mit Pepper bereits einen persönlichen Roboter auf den Markt gebracht hat. Gut möglich, dass Amy irgendwann feste Gestalt annimmt.

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Was ich an Amy mag: Sie ist in ihren Mails an mich zuvorkommend und verbindlich. Das führt dazu, dass ich ebenfalls sehr freundlich bin. Ich schreibe artig „Guten Morgen, liebe Amy“, „Könntest Du bitte“ und „vielen lieben Dank“. Ich will schließlich Amys „Gefühle“ nicht verletzen.


Amy ist oft unterkühlt

Ich bin froh, dass Amy und ich grundsätzlich zurechtkommen. Es kann nämlich auch ganz anders laufen. Microsoft hat vor einiger Zeit versucht, einen zwecks Interaktion mit der Außenwelt an Twitter anzudocken. Die Community brachte dem Bot innerhalb kürzester Zeit so viel Unsinn bei, dass das Experiment schnell offline ging.

Amy und Co. sind eben so gut oder schlecht wie die Daten, die sie von ihren Konstrukteuren und Nutzern erhalten. Für den langfristigen Erfolg von AI wird entscheidend sein, wie gut sich die Technologie an den Menschen anschmiegt.

Das gilt für die Organisation von Meetings wie bei Amy, grundsätzlichen Assistenzaufgaben wie bei Siri, das Apple zur Plattform ausbaut, Facebooks Chatbot M oder der Kommunikation während einer Fahrt im selbstfahrenden Auto bei Google oder Uber.

Die Chefetagen der Valley-Konzerne werkeln fieberhaft daran, eine adäquate Sprache für solche Szenarien zu entwickeln. Weil die Lösung noch nicht gefunden ist, engagieren sie Menschen, die die AI trainieren oder sogar Teile ihrer Aufgaben übernehmen. Aus eigener Erfahrung muss ich sagen: Ja, auch Amy besitzt die eine oder andere schwache Seite.

Sie vertauscht hin und wieder Verabredungen oder ignoriert Termine, die bereits in meinem Kalender stehen. Außerdem klingt die junge Dame oft recht unterkühlt. Sie schreibt etwa: „Unglücklicherweise ist Britta zu dieser Zeit nicht länger verfügbar“, ohne eine freundliche Entschuldigung, wie sie ein Mensch automatisch hinzufügen würde – wobei es auch da natürlich Ausnahmen gibt.

Bisweilen führt Amys Hölzernheit dazu, dass die Leute sie überhaupt nicht ernst nehmen. „Amy sagt, Du hast an diesem Tag keine Zeit – stimmt das denn wirklich?“, fragte mich erst gestern ein Kontakt. Ich muss der Außenwelt klarmachen, dass Amy jetzt einfach Teil meines Lebens ist. Natürlich muss sie noch sehr viel lernen. Aber so ist das ja wohl in jeder Beziehung.

Immer dienstags schreibt Britta Weddeling, Korrespondentin des Handelsblatts im Silicon Valley, über neue Trends und den digitalen Zeitgeist im Tal der Nerds.