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Von Amtsmüdigkeit keine Spur: Kretschmann tritt bei den Landtagswahlen 2021 noch einmal an

Der erste grüne Ministerpräsident will weitermachen. Winfried Kretschmann bewirbt sich um eine dritte Amtszeit. In seiner Partei ist er nicht unumstritten.

Der Grüne gilt als Freund der Wirtschaft. Foto: dpa
Der Grüne gilt als Freund der Wirtschaft. Foto: dpa

Der 81-jährige Jerry Brown ist eine Art Vorbild des ersten und einzigen grünen deutschen Ministerpräsidenten: Dieses „raumfüllende Kraftpaket“, wie Winfried Kretschmann ihn bezeichnet, war bis Anfang des Jahres Gouverneur von Kalifornien. Bei der Frage, ob er für eine dritte Amtszeit kandidiere, sei also nicht das Alter entscheidend gewesen, sagte Kretschmann. Die Frage sei eher, „ob man dem Amt körperlich und geistig gewachsen ist“. Und diesen Eindruck, sagte Kretschmann am Donnerstag in Stuttgart, habe er von sich.

Die Nachfolgedebatte lief bereits seit Monaten, jetzt hat sich Kretschmann entschieden: „Ich werde also wieder meinen Hut in den Ring werfen und mich meiner Partei als Kandidat zur Verfügung stellen“, kündigte der 71-Jährige in der Landespressekonferenz an. Letztlich seien es ja die Grünen, die ihn für die nächsten Landtagswahlen 2021 aufstellen müssten.

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Für die Partei konnte die Nachricht nicht besser sein. Die Danksagungen in Land und Bund folgten rasch: „Aller guten Dinge sind drei“, sagte Katrin Göring-Eckardt, Chefin der Bundestagsfraktion. „Das wird eine große Sache werden, für die Grünen und fürs Ländle.“

Kretschmann weiß Mehrheiten zu holen und zu halten. Zwar regieren die Grünen inzwischen in den unterschiedlichsten Konstellationen in derzeit neun Bundesländern, den Ministerpräsidenten stellen sie aber nur in Baden-Württemberg. Und das bereits seit 2011.

Pragmatischer Oberrealo

Die Grünen wurden damals nach der CDU zweitstärkste Kraft und bildeten ein Bündnis mit den Sozialdemokraten. Bei den Wahlen 2016 gelang Kretschmann, von Parteifreunden häufig kurz „Kretsch“ genannt, eine noch größere Sensation: Die Grünen holten 30,3 Prozent und wurden stärkste Kraft. Kretschmann wurde Regierungschef der ersten grün-schwarzen Koalition. Diese läuft überwiegend problemlos, woran der konsensorientierte Oberrealo der Grünen einen erheblichen Anteil hat. Bei Unternehmern ist er anerkannt, und Umfragen in der Bevölkerung sehen ihn als beliebtesten Landesvater, auch das ist ein großer Erfolg für einen Grünen-Politiker.

Vor allem für den linken Flügel seiner Partei ist der Mann jedoch nicht unbedingt einfach. Wiederholt wurde er aus den eigenen Reihen kritisiert – etwa wegen der Frage, ob mehrere Maghreb-Staaten zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden sollten. Die Grünen waren dagegen, Kretschmann dafür.

Mit seinem pragmatischen Stil fremdelt so mancher in seiner Partei. Skeptisch wird darauf geschaut, ob sich die Grünen im Ländle nicht zu sehr zu einer Art CDU light entwickeln.

„Winfried Kretschmann wird sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht haben“, sagte Michael Wehner von der Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg dem Handelsblatt. 2021 werde Kretschmann das Land zehn Jahre lang regiert haben. „Die Grünen müssen darauf achten, dass die Stimmung nicht kippt.“ Die grün-schwarze Koalition regiere das Land gut und solide, aber durch große Initiativen habe sie sich nicht hervorgetan.

Keine Pläne, vorzeitig abzutreten

Susanne Eisenmann, CDU-Spitzenkandidatin für die baden-württembergische Landtagswahl 2021, erklärte am Donnerstag, sie freue sich auf einen fairen und in der Sache harten Wettbewerb mit dem grünen Ministerpräsidenten. Sie habe zu keinem Zeitpunkt mit einem anderen Gegenkandidaten als Winfried Kretschmann gerechnet. Keiner habe aber in einer Demokratie das Amt gepachtet. Baden-Württemberg stehe in zentralen Politikbereichen wie der Klima-, der Wirtschafts- und der Sicherheitspolitik vor großen Herausforderungen.

Kretschmann erklärte, für die gesamte Legislaturperiode antreten zu wollen. „Man kandidiert ja, um zu gestalten“, sagte er. Es gebe keinen Plan, in der Mitte der Regierungszeit abzutreten. Aber natürlich sei er kein Prophet in eigener Sache. Wenn man irgendwann vielleicht das Vertrauen der eigenen Partei nicht mehr habe, schwere Fehler mache oder einen der Altersstarrsinn befalle, „dann muss man abtreten“.

Mehr: Die Grünen werden zum Machtfaktor, analysiert unsere Redakteurin Silke Kersting.