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Amerika, ein Reich der Finsternis

Die Amtseinführung eines neuen US-Präsidenten ist keine Siegesfeier, sie ist eine Feierstunde der Demokratie. Die politischen Konflikte treten in den Hintergrund, die Nation rückt zusammen und zelebriert den friedlichen Transfer der Macht. Das galt jedenfalls bisher. , der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, tritt an, um die bestehende Ordnung zu zerschlagen – und so ist es auch kein Wunder, dass seine Anhänger die Konventionen des politischen Anstands brechen.

Als Hillary Clinton an der Seite ihres Mannes, Ex-Präsident Bill Clinton, in der wohl bittersten Stunde ihres Lebens die Stufen des Kapitols herabschreitet, um dem Mann, der ihren Lebenstraum zerstört hat, ihre Ehre zu erweisen, brüllt die Menge: „Sperrt sie weg, sperrt sie weg.“ Es ist die hässlichste Parole eines hässlichen Wahlkampf, der einen dunklen Schatten auf die amerikanische Politik wirft. Irgendwann werden die Sprechchöre so laut, dass es selbst einigen Trump-Anhängern peinlich wird: „Nicht hier“, ruft eine Frau im Sternenbanner-Poncho. „Nicht heute.“

Doch auch Trump ist nicht geneigt, im Augenblick seines Triumph versöhnliche Töne anzustimmen. Seine erste Rede als Präsident ist genauso düster wie sein Wahlkampf. Er beschreibt Amerika als Ort der Finsternis, voller stillgelegter Fabriken, ein Land, das von Gangs, Drogen und Kriminalität beherrscht wird. „Hier und heute endet dieses amerikanische Blutvergießen“, verspricht er. „Die Zeit der leeren Reden ist vorbei. Die Stunde des Handelns ist angebrochen.“ Und er schwört: „Die vergessenen Männern und Frauen dieses Landes werden nicht länger vergessen sein.“ Für Trump geht mit seinem Amtsantritt eine Zeit des Niedergangs zu Ende. Das hat zwar wenig mit der ökonomischen Realität zu tun, aber viel mit der gefühlten Realität seiner Anhänger. Robert und Xavior Brown sind 17 Stunden aus Alaska angereist. Sie glauben, dass Trump die Steuern senkt, zusätzliches Wachstum entfesselt und „endlich unsere Grenzen sichert“.

Eric Lubaczewski, ein polnisch-stämmiger Anwalt aus Pennsylvania, ist sich sicher: „Trump wird der beste Präsident aller Zeiten. Heute wird Geschichte geschrieben.“ Historisch ist es tatsächlich, was Trump von den Stufen des Kapitols herabruft. Es ist ein Bruch mit dem Grundkonsens der Weltoffenheit, der die amerikanische Politik der Nachkriegszeit trotz aller Differenzen zwischen republikanischen und demokratischen Regierungen prägte. Aus der Katastrophe des zweiten Weltkriegs zogen die Amerikaner die Lehre, dass sie sich in der Welt engagieren müssen. Als verlässliche Bündnis- und Handelspartner. Dieser liberalen Vision von wachsendem Wohlstand und geteilter Sicherheit, tritt Trump mit einer nationalistischen Nullsummenlogik entgegen.

„Jahrzehntelang haben wir fremde Unternehmen auf Kosten der amerikanischen Industrie bereichert, wir haben die Armeen anderer Staaten subventioniert, während wir die traurige Auszehrung unseres Militärs erlaubt haben. Wir haben die Grenzen anderer Nationen verteidigt, aber uns geweigert, unsere eigenen Grenzen zu verteidigen. Und wir haben Aberbillionen von Dollar in Übersee ausgegeben, während Amerikas Infrastruktur verfiel.“ Die Alliierten der in Europa und Asien werden sich auf einen radikalen Kurswechsel einstellen müssen: „Von diesem Tag an gilt nur noch eines: Amerika zuerst.“ Doch die Stärke, die Trump beschwört, ist eine Täuschung. Trump ist kein starker Präsident, sondern einer dem der Widerstand ins Gesicht bläst. Nie war eine Präsident zu Beginn seiner Amtszeit so unbeliebt wie er. Das Amerika, das er regiert, ist ein gespaltenes Land. Soziale Spannungen werden seine Amtszeit prägen. Demonstrationszüge schieben sich durch die Seitenstraßen, als Trump zu seiner Parade ins Weiße Haus aufbricht. Der Polizei gelingt es, die Demonstranten abzudrängen. Aber nur mit Tränengas und Blendgranaten.