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Wie Amazons Deutschland-Chef Ralf Kleber die Deutsche Post das Fürchten lehrt

Auf den ersten Blick könnte man Ralf Kleber leicht unterschätzen. Wenn er keine offiziellen Termine hat, trägt der Deutschlandchef von Amazon gerne Jeans, zuweilen auch ein T-Shirt der Band Rammstein dazu. Eine stattliche Sammlung von Rockmusik-CDs ziert sein Büro, an der Wand hängt ein Fanschal seines Herzensvereins, des 1. FC Kaiserslautern.

Doch Konkurrenten und Geschäftspartner erleben Kleber meist nicht als freundlich lächelnden Berufsjugendlichen. In seinen 19 Jahren bei Amazon hat er nicht nur den deutschen Handel das Fürchten gelehrt. Auch gestandene Logistikkonzerne wie die Deutsche Post sehen nun angesichts des Expansionsdrangs des US-Konzerns ihre etablierten Geschäftsmodelle ins Wanken geraten.

Das war jedoch alles andere als absehbar, als Kleber 1999 zu Amazon kam. Der Diplombetriebswirt hatte eine Karriere im klassischen Handel gemacht, zunächst als Vorstandsassistent beim Schuhhändler Reno und dann zehn Jahre als Controller fürs internationale Geschäft des Luxusmodelabels Escada. Der Sprung in den Vorstand eines großen Modekonzerns schien nur eine Frage der Zeit.

Als er dann zum damaligen Start-up Amazon wechselte, erstaunte Kleber viele in der Branche. Gerade mal 400 Mitarbeiter hatte das US-Unternehmen in Deutschland. Doch Kleber reizte die Veränderung. Und er tat das, was er auch in seinen vorherigen Jobs gemacht hatte: Ärmel hochkrempeln und anpacken. Nur drei Jahre später übernahm er die Leitung der deutschen Dependance.

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Von der etablierten Konkurrenz sträflich unterschätzt, baute er Amazon in Deutschland zu einer Macht auf: Mehr als 15.000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen heute in seinem mittlerweile wichtigsten Auslandsmarkt, jeder zweite Euro des deutschen Onlinehandelsumsatzes läuft über die Amazon-Plattform. Rewe-Chef Lionel Souque hat sie fast ehrfürchtig eine „Kampfmaschine“ genannt. Das ist auch Klebers Verdienst: Der 51-Jährige verbindet den experimentierfreudigen Start-up-Geist der Amerikaner mit knallhartem deutschem Controlling.

Damit hat sich Kleber nicht nur Freunde gemacht. Eine seiner erbittertsten Gegnerinnen ist Stefanie Nutzenberger, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Verdi. Sie will ihn mit regelmäßigen Streiks dazu zwingen, die Mitarbeiter in den Auslieferungslagern nach Tarifvertrag zu bezahlen.

Doch Kleber lässt sich nicht mal auf Gespräche ein. „Das Glatteis bereitet uns mehr Kopfzerbrechen als die Verdi-Aktionen“, konterte er einmal trocken einen Streik im Vorweihnachtsgeschäft.

Doch selbst wenn man Amazon als Partner gewonnen hat, kann man sich nicht beruhigt zurücklehnen. Das erlebt etwa die Deutsche Post, die nicht nur einen großen Teil der Amazon-Päckchen transportiert, sondern auch Exklusivpartner beim Lebensmittellieferdienst Amazon Fresh ist.

Das hält Kleber nicht davon ab, eine eigene Lieferflotte als Post-Konkurrenz aufzubauen und zugleich die starke Position als Großkunde zu nutzen, um bei der Post die Preise zu drücken, wie eine geheime Vorstandsvorlage des Logistikkonzerns jetzt offenbart hat.

Ähnliches erleben auch Händler, die über den Amazon-Marketplace Geschäfte machen. Zwar bringt ihnen die Reichweite von Amazon zunächst steigende Umsätze. Doch sie begeben sich zugleich in eine fatale Abhängigkeit: Denn wenn sich ihre Produkte gut verkaufen, nimmt Amazon diese oft selbst ins Sortiment und macht ihnen direkte Konkurrenz. Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands HDE spricht deshalb von einer „fast monopolistischen Stellung“, auf die das Kartellamt reagieren müsse.

Deutschlandchef Kleber ficht das nicht an, er bereitet im Stillen bereits die nächsten Angriffe vor. So deutete er an, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis das Unternehmen auch in Deutschland stationäre Geschäfte aufmache. „Amazon ist ein guter Ort, um Fehler zu machen – nur so können wir uns entwickeln“, sagte er jüngst.

Und die Erfahrung Klebers sorgt dann dafür, dass sich die Entwicklungen in steigenden Marktanteilen und Gewinnen auszahlen – und immer mehr Konkurrenten das Fürchten lernen.