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Amazon plant neue "Diagnostics"-Marke, die medizinische Selbsttests für COVID-19 und für sexuell übertragbare Infektionen anbietet

Amazon plant die Einführung eines neuen Geschäftszweigs mit einer Reihe von medizinischen Selbsttests und einem Marktplatz für die allgemeine Heimdiagnostik, wie Insider erfahren hat. Nach Aussagen von mit der Angelegenheit vertrauten Personen beabsichtigt der Konzern, sein eigenes COVID-19-Testkit im Juni auf den Markt zu bringen. Im März gab die Food and Drug Administration die Freigabe für Amazons COVID-19-Testprodukt für zu Hause, das von Amazons Tochtergesellschaft STS Lab Holdco entwickelt wurde.

Zusätzlich ist eine Expansion in Richtung Testkits für Infektionen, die zu Atemwegs- und Geschlechtskrankheiten führen, vorgesehen. Amazons langfristiges Ziel ist es, das Angebot auch auf andere Bereiche auszudehnen, wie etwa die klinische Genomik. Außerdem soll ein Marktplatz für Drittanbieter entstehen, auf dem medizinische Tests von anderen Unternehmen verkauft werden.

Geleitet wird die Initiative von dem Team, das Amazons betriebseigenes Testlabor für COVID-19 aufgebaut hat und das intern den Codenamen Project Ultraviolet trägt, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Quellen aus der Branche berichten. Das Team hat bereits den Namen "Amazon Diagnostics" erhalten und die Marke "Diagnostics" wird wahrscheinlich auch öffentlich eingeführt, wenn die Testkits auf den Markt kommen. Cem Sibay, der Vizepräsident von Amazon Labs, beaufsichtigt das Projekt Ultraviolet. Noch sind die Pläne aber nicht abgeschlossen und der Start könnte sich verzögern oder sogar ganz abgesagt werden.

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Die Pläne für Amazons neue Selbsttest-Produkte sind der erste Vorstoß des Handelsriesen im Bereich der Gesundheitsdiagnostik. Die Produkte sind Teil von Amazons Bemühungen, in die Gesundheitsbranche zu expandieren. Dazu gehören bereits Amazon Pharmacy, ein Online-Apothekendienst und Amazon Care, ein Telemedizin Service für die Beschäftigten des Unternehmens und andere Firmen. Im vergangenen Jahr brachte Amazon zudem sein erstes tragbares Gesundheitsgerät namens Halo auf den Markt. Und erst kürzlich kündigte das Unternehmen ein neues Wellness-Programm für seine Angestellten namens WorkingWell an.

Zuvor hatte Amazon mit JPMorgan und Berkshire Hathaway an einem Gesundheitsprojekt namens Haven gearbeitet, das im Januar aufgelöst wurde. Das Unternehmen erwog auch schon einmal die Übernahme von Confer Health, um in den Bereich der Gesundheitsdiagnostik einzusteigen. Die voraussichtliche Expansion des Einzelhandelsriesen in den Bereich der Gesundheitsdiagnostik markiert die nächste Wachstumsphase für das hauseigene Covid-19-Testlabor, da sich zunehmend mehr Menschen impfen lassen und die Bedrohung durch die Pandemie in den USA nachzulassen beginnt. Amazon hatte zuvor gesagt, dass es "Hunderte von Millionen Dollar" in den Aufbau des Labors investiert habe und diese neue Diagnostik-Initiative könnte dem Unternehmen helfen, aus seinen Investitionen Kapital zu schlagen — auch nachdem die Pandemie vorbei ist.

In einer E-Mail an Insider schrieb ein Amazon-Sprecher: "Amazon hat schon früh in der Pandemie entschieden, dass Covid-19-Tests ein wichtiges Instrument sind, um die Gesundheit und Sicherheit der Angestellten an vorderster Front zu gewährleisten. Seitdem haben wir eng mit der FDA zusammengearbeitet, um Testkapazitäten im großen Maßstab aufzubauen und zu ermöglichen. Dafür haben wir ein hochmodernes Labor von Grund auf neu gebaut und so neue Testkapazitäten ohne Kosten für das Gesundheitssystem geschaffen. Wir arbeiten weiterhin an Innovationen, um die Sicherheit unserer Angestellten, ihrer Familien und der Gemeinden, in denen sie leben, zu unterstützen."

Streng vertrauliches Projekt

Das Diagnostik-Team bei Amazon besteht aus mindestens 300 Personen, die größtenteils intern rekrutiert werden, denn das Projekt gilt als streng vertraulich. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die dem Team beitraten, war der Job ein Karrieresprung bei Amazon, da das sogenannte S-Team des Unternehmens — eine Gruppe der höchsten Führungskräfte — direkt involviert ist. Doug Herrington, der Senior Vice President of North America Consumer, beaufsichtigt das Projekt.

Project Ultraviolet wurde im April letzten Jahres gestartet, um den Aufbau von Amazons internem Covid-19-Testlabor voranzutreiben. Im Februar gab Amazon bekannt, dass sein Testlabor in Kentucky bereits mehr als eine Million Covid-19-Tests für Angestellte aus mehr als 700 Testeinrichtungen ausgewertet hatte. Anfang des Jahres schrieb Amazons Einzelhandelschef Dave Clark einen Brief an US-Präsident Joe Biden und bot an, bei den Impfbemühungen der Regierung zu helfen.

Das Team möchte das erste Covid-19-Testkit von Amazon am Prime Day vorstellen, dem jährlichen Shopping-Spektakel des Unternehmens, das voraussichtlich im Juni dieses Jahres stattfinden wird. Aufgrund des erhöhten Kundenaufkommens ist der Prime Day eine attraktive Werbemöglichkeit, Nach einer internen Schätzung dürften an diesem Tag mindestens 10.000 Stück verkauft werden. Doch es gibt auch Bedenken über eine mögliche negative Publicity für den Versuch, aus der Pandemie Kapital zu schlagen. Amazon hat das genaue Datum des diesjährigen Prime Day noch nicht bekannt gegeben, aber intern wird der 21. Juni als vorläufiges Startdatum angenommen, hieß es aus Unternehmenskreisen.

Es gibt verschiedene Langzeitpläne für Amazon Diagnostics, einschließlich eines Marktplatzes für Drittanbieter von Schnelltests für Zuhause und genomischen Tests. Der Marktplatz würde Laboren von Drittanbietern die Möglichkeit geben, diagnostische Tests direkt für Verbraucher über eine Website namens Amazon Dx bereitzustellen. Die Website amazondx.com wird derzeit für die eigenen Covid-19-Tests für Amazon-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genutzt.

Im Bereich der Heimdiagnostik herrscht bereits ein großer Andrang. Mit diesem Schritt tritt Amazon in den direkten Wettbewerb mit den Testgiganten Quest und Labcorp, sowie mit kleineren Anbietern von Gesundheitstests. Bei Gentests würde Amazon unter anderem mit 23andMe, Ancestry und Color Genomics konkurrieren. Darüber hinaus liegt Amazon im Bereich der Covid-19-Tests noch deutlich hinter anderen Einzelhändlern wie Kroger, Walmart und Albertsons zurück, die im vergangenen Jahr ebenfalls ihre eigenen Heimtests für die Allgemeinheit auf den Markt gebracht haben.

Die Einführung einer neuen Diagnostics-Marke würde Amazon neben Amazon Pharmacy und Amazon Care eine dritte wichtige Einheit im Gesundheitsbereich sichern. Den Quellen von Insider zufolge soll es Gespräche über eine engere Vernetzung der drei Marken gegeben haben, doch aufgrund der unterschiedlichen Ziele und Anreize wurden bislang keine konkreten Pläne verwirklicht.

Dieser Artikel wurde von Ilona Tomić aus dem Englischen übersetzt und editiert. Das Original lest ihr hier.