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Amazon macht Rekordgewinn – und verspricht „Prime“-Kunden Lieferung binnen 24 Stunden

Dass die Erwartungen der Analysten so deutlich übertroffen werden, ist selten an der Wall Street. Nicht nur der Umsatz des Handels- und Cloud-Computing-Giganten Amazon im ersten Quartal legte um 17 Prozent auf 59,7 Milliarden Dollar zu, auch der Gewinn sprengte mit 3,56 Milliarden Dollar oder 7,09 Dollar pro Aktie alle Erwartungen. Dabei hatten die Analysten im Vorfeld nur mit 4,6 Dollar gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahresquartal, als noch 3,27 Dollar Gewinn pro Aktie erwirtschaftet wurden, hat sich der Gewinn damit mehr als verdoppelt.

Eigentlich ist das der Stoff, aus dem Aktionärsträume gemacht sind, doch tatsächlich reichte es für die Amazon-Aktie am Ende nur für ein Plus rund zehn Dollar oder 0,5 Prozent. Zwischendurch ging der Kurs sogar deutlich zurück.

Denn an der Börse wird vor allem mit der Zukunft gehandelt, und die sieht für Amazon weniger golden aus als das jüngste Quartalsergebnis. Das laufende Quartal werde gar nicht nach dem Geschmack der Aktionäre ausfallen, warnte der Handelsriese bereits vor. Der Umsatz könnte nur marginal steigen, der Zielrahmen wird mit 59,5 Milliarden bis 63,5 Milliarden angegeben, der Gewinn soll sogar weit unter den Erwartungen liegen.

Das liegt vor allem an steigenden Kosten. Statt kostenloser Lieferung binnen zweier Geschäftstage will Amazon seinen „Prime“-Kunden bald die Lieferung binnen 24 Stunden garantieren. Kostenfrei. Dafür braucht Amazon mehr Arbeitskräfte, mehr Warenlager und Investitionen in die gesamte Logistik.

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Wann die schnellen Lieferungen starten sollen, ist noch unklar, aber Finanzchef Brian Olsavsky nannte schon mal Kosten in Höhe von 800 Millionen Dollar im laufenden Quartal, um den Prozess anzuschieben. Weltweit hat der Konzern nach eigenen Angaben mehr als 100 Millionen „Prime“-Kunden, die alle eine Jahresgebühr bezahlen.

Geld verdient Amazon vor allem mit der Cloud-Sparte AWS für den Konzern. Mit einem Umsatz von 7,7 Milliarden Dollar, was lediglich 13 Prozent des Gesamtumsatzes darstellt, generiert die Sparte mit 2,23 Milliarden Dollar 50 Prozent des Konzernbetriebsergebnisses.

Doch der Wettbewerb nimmt zu. Microsoft, die Nummer zwei hinter AWS, legte am Mittwoch ein Cloud-Wachstum von 73 Prozent vor und verkürzt den Abstand. Google, mit weitem Abstand die Nummer drei, bekräftigte auf seiner Konferenz „Cloud Next“ in San Francisco Anfang April den unbedingten Willen, den Rückstand zum Führungsduo aufzuholen. Google legt kommende Woche Zahlen vor.

Ein weiteres Problem ist die Macht von Amazon. Viele Kunden, insbesondere aus der Gesundheitsbranche und dem Einzelhandel, haben Angst, einen unliebsamen Konkurrenten zu stärken, wenn sie Dienstleistungen von AWS in Anspruch nehmen. Immerhin investiert Amazon massiv in den Einzelhandel, aber auch in den Handel mit Arzneimitteln.

Wie wichtig AWS derzeit ist, um die ehrgeizige Strategie zu finanzieren, wurde im abgelaufenen Quartal erneut sichtbar. Denn neben AWS gab es kaum Glanzpunkte im Geschäftsbericht.

Das Geschäft mit dem traditionellen Einzelhandel, einschließlich der Einzelhandelskette Whole Foods, wächst nur leicht. Ein Prozent Zuwachs auf 4,3 Milliarden steht in den Büchern. Die Konkurrenz um Walmart, Kroger und Target hat sich längst von ihrer Schockstarre erholt und geht Amazon massiv an. Es sieht sogar so aus, als ob die alten Riesen dem neuen Herausforderer Amazon Paroli bieten könnten.

Zettelt Amazon einen Preiskrieg im Einzelhandel an?

Zuletzt hatten die US-Handelsriesen gute bis durchschnittliche Ergebnisse vorlegen können. Und das, obwohl Amazon im Quartal bereits die dritte Preissenkungsrunde bei Whole Foods eingeleitet hatte. Die Branche ist derzeit sehr gespannt, ob Amazon mit der gut gefüllten Kriegskasse einen weiteren Preiskrieg im Einzelhandel anzetteln wird, der ohnehin nur mit geringen Margen arbeitet. Auch das dämpft die Euphorie der Anleger.

Auch im Online-Anzeigengeschäft ist derzeit die Luft raus: 36 Prozent Wachstum der Sparte „Sonstiges“, wo das Werbegeschäft in einer Gesamtsumme von 2,7 Milliarden Dollar versteckt wird, erscheinen auf den ersten Blick gesund. Aber Wachstumsraten um 100 Prozent waren im vergangenen Jahr die Regel. Online-Werbung war zuletzt der am stärksten wachsende Zukunftsmarkt. Werbung durch die mittlerweile stark umstrittenen „Alexa“-Lautsprecher sollte eigentlich einen Schub geben.

Die vielen Fragezeichen in der Bilanz sorgten am Ende auch für die Zurückhaltung der Anleger. Anders als Microsoft am Vortag gelang es Amazon nicht, für ein paar Minuten die Marke von einer Billion Dollar Börsenkapitalisierung zu überspringen.

Mehr: Die Digitalisierung treibt die Gewinne der Konzerne in die Höhe, doch der Datenschatz muss gerecht verteilt werden, sagt EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

Anm. d. Redaktion: Der von Amazon versprochene Lieferzeitraum für „Prime“-Kunden beträgt „ein Tag“ beziehungsweise „innerhalb von 24 Sunden“ und nicht „am selben Tag“, wie ursprünglich geschrieben.