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Amazon im Crash-Modus: Wie der E-Commerce-Pionier in zwei Monaten 250 Milliarden Dollar Börsenwert verspielte

Plötzlich in Kursturbulenzen: Börsenüberflieger Amazon (Foto: © Amazon)
Plötzlich in Kursturbulenzen: Börsenüberflieger Amazon (Foto: © Amazon)


Der Himmel schien die Grenze zu sein: Im September knackte Amazon als erstes Internetunternehmen die Bewertungsmarke von einer Billion Dollar und war nur wenige Prozent davon entfernt, zu Apple als wertvollstem Konzern der Welt aufzuschließen. In den vergangenen zwei Monaten stürzte der E-Commerce-Pionier dann jedoch dramatisch an der Wall Street ab und vernichtete dabei mehr als 250 Milliarden Dollar an Börsenwert. Was ist passiert?

Es war eine Ansage: „Amazon überholt 2018 Apple nach dem Börsenwert“, prognostizierte Marketing-Professor Scott Galloway zum Jahreswechsel. Der Grund: „Die Aktie kennt keine Schwerkraft. Amazon hat es geschafft, Gewinne durch Vision und Wachstum zu ersetzen“, bescheinigte Galloway Gründer Jeff Bezos bereits zu deutlich niedrigeren Kursen eine goldene Zukunft.

Galloways Prognose: Amazon würde Apple nicht nur auf dem Börsenthron ablösen, sondern auch als erstes Unternehmen die magische Bewertungsmarke von einer Billion Dollar knacken – und zwar noch in diesem Jahr.

Amazon knackte Billionen-Bewertungsmarke im September

Fast hätte der eloquente Marketing-Professor (Besteller: „The Four“) der New York University mit seiner zu Jahresbeginn – als Amazon mehr als 300 Milliarden Dollar hinter Apple notierte – erstellten steilen These recht behalten.

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Im September durchbrach der 24 Jahre alte Internetriese nach einer furiosen Kurssteigerung von 75 Prozent seit Jahresbeginn die historische Billionen-Dollar-Grenze. Allein: Apple hat den Meilenstein einen Monat zuvor genommen und lag weiter knapp 100 Milliarden Dollar vor Amazon.

Unter Analysten galt es als ausgemacht, dass die Wachablösung zwischen dem Internet- und Tech-Champion, die eine veritable Zeitenwende in der IT-Branche markieren würde, nur eine Frage der Zeit wäre. So kursieren an der Wall Street durchschnittlich Kursziele von 2170 Dollar. Der Vermögensverwalter MKM stellt bis 2024 gar eine Bewertung von 2,5 Billionen Dollar in Aussicht.

250 Milliarden Dollar Börsenwert in sieben Wochen verloren

Doch seit knapp zwei Monaten geht es für die Amazon-Aktie nur noch in die andere Richtung – steil abwärts. Statt Apple zu attackieren, ist Amazon im weltweiten Börsenranking sogar hinter Microsoft auf den dritten Platz zurückgefallen. Im gestrigen Handelsverlauf stürzte der Internetpionier bis auf 1485 Dollar – ein Kursniveau, das Aktionäre seit April nicht mehr gesehen haben.

Die Dynamik des Abverkaufs ist atemberaubend: Allein in den drei Handelstagen zwischen vergangenem Freitag und Dienstag dieser Woche ging es um 18 Prozent nach unten. Vom Allzeithoch Anfang September ging Amazon regelrecht in den Crash-Modus über: Aktionäre haben in der Spitze sogar 28 Prozent eingebüßt und der E-Commerce-Betreiber bis zu 250 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren.

Quartalszahlen enttäuschen

Der Grund für den brutalen Ausverkauf der vergangenen Tage ist in erster Linie in den Geschäftszahlen für das abgelaufene September-Quartal zu suchen, die der Seattler Handelsriese am vergangenen Donnerstag nach Handelsschluss veröffentlichte. Konzernchef Jeff Bezos erlaubte sich dabei den Luxus, die hochfliegeden Erwartungen der Wall Street erstmals seit langer Zeit zu unterbieten.

Zwar konnte Amazon mit 2,88 Milliarden Dollar den größten Nettogewinn der 24-jährigen Unternehmenshistorie ausweisen und mit einem Gewinn je Aktie von 5,75 Dollar die Analystenerwartungen deutlich überbieten. Mit Umsätzen von 56,6 Milliarden Dollar blieb Amazon jedoch leicht unter den Konsensschätzungen der Wall Street.

Ausblick deutet Ende der zweistelligen Wachstumsstory an

Zur echten Enttäuschung geriet dann jedoch der Ausblick auf das laufende Weihnachtsquartal, in dem Amazon Erlöse zwischen 66,5 und 72,5 Milliarden Dollar in Aussicht stellte, die jedoch deutlich unter den Analystenerwartungen von 73,8 Milliarden Dollar lagen.

Am unteren Ende der eigenen Schätzungen würde der wertvollste Internetkonzern der Welt den Umsatz damit nur noch um 10 Prozent steigern können – nach 38 Prozent im Vorjahreszeitraum. Selbst wenn Konzernchef Bezos mit seinem Ausblick tiefstapeln dürfte, reagieren Anleger höchst nervös auf die Aussicht, dass die meistbewunderte Wachstumsstory auslaufen könnte.

Banken verteidigen Amazon

Der Hauptgrund für den Ausverkauf: Aktionäre haben nach exorbitanten Zugewinnen von 5000 Prozent in einer Dekade enorm viel zu verlieren und sichern ihre Gewinne. Nach Einschätzung der Banken könnte sich der Verkauf der vergangenen Tage jedoch als verfrüht erweisen.

„Wir glauben weiterhin, dass eine riesige Startbahn vor Amazon liegt“, äußert sich etwa die Deutsche Bank metaphorisch. „Wir glauben, dass Amazon weiter das beste Chance-Risiko-Verhältnis im Internetsektor bietet“, ist auch Goldman Sachs weiter optimistisch. Als wollten Anleger den Einschätzungen der Großbanken nachkommen, startete die Amazon-Aktie heute zumindest eine Gegenreaktion, liegt bei Kursen von 1600 Dollar jedoch immer noch um 22 Prozent unter den einstigen Höchstkursen. Der Weg zurück scheint für den Überflieger der vergangenen Jahre plötzlich weit.