Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    17.737,36
    -100,04 (-0,56%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.918,09
    -18,48 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    37.986,40
    +211,02 (+0,56%)
     
  • Gold

    2.406,70
    +8,70 (+0,36%)
     
  • EUR/USD

    1,0661
    +0,0015 (+0,14%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.344,23
    +801,50 (+1,35%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.334,09
    +21,46 (+1,64%)
     
  • Öl (Brent)

    83,24
    +0,51 (+0,62%)
     
  • MDAX

    25.989,86
    -199,58 (-0,76%)
     
  • TecDAX

    3.187,20
    -23,64 (-0,74%)
     
  • SDAX

    13.932,74
    -99,63 (-0,71%)
     
  • Nikkei 225

    37.068,35
    -1.011,35 (-2,66%)
     
  • FTSE 100

    7.895,85
    +18,80 (+0,24%)
     
  • CAC 40

    8.022,41
    -0,85 (-0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.282,01
    -319,49 (-2,05%)
     

Amazon-Fahrer kündigt mitten in der Schicht und lässt Lieferwagen stehen

Ein Fahrer konnte die Arbeitsbedingungen bei Amazon nicht mehr ertragen. Deshalb stellte er den Lieferwagen an einer Tankstelle ab und verschwand einfach. Im Internet wird er für sein Verhalten gefeiert, aber auch kritisiert.

Ein Amazon-Fahrer konnte die Arbeitsbedingungen nicht mehr ertragen. Deswegen kündigte er mitten in seiner Schicht und ließ den vollgepackten Lieferwagen einfach stehen. (Symbolbild: Getty Images)
Ein Amazon-Fahrer konnte die Arbeitsbedingungen nicht mehr ertragen. Deswegen kündigte er mitten in seiner Schicht und ließ den vollgepackten Lieferwagen einfach stehen. (Symbolbild: Getty Images)

Dieser Mann hatte die Nase gestrichen voll. Weil er von seiner Arbeit genug hatte, zog ein Amazon-Fahrer aus dem US-Bundesstaat Michigan radikal die Reißleine. Mitten in seiner Schicht stellte er frustriert den mit Paketen beladenen Lieferwagen an einer Tankstelle ab und suchte das Weite.

Die Wut Derick Lancasters auf seinen ehemaligen Arbeitgeber ist auch in dem Post spürbar, den er am vergangenen Montag auf dem sozialen Netzwerk Twitter veröffentlicht hat. Der Leser möge nachsichtig sein angesichts der vielen Schimpfworte, die Gefühle des Mannes brauchten offenbar ein Ventil.

WERBUNG

"Ich habe bei Amazon gekündigt, scheiß auf den Fahrer-Mist", schreibt der 22-Jährige. Er habe den Lieferwagen in Southfield, also nahe Detroit, abgestellt. Jeder, der will, könne "die Schlampe haben", fügt er hinzu. Der Wagen sei vollgetankt und der Schlüssel stecke in der Zündung.

Kritik an Amazon: Viel Arbeit für wenig Geld

Was ihn zu dieser konsequenten Handlung getrieben hat, verriet Lancaster in einem Interview mit dem US-Sender WXYZ. Demnach war er frustriert über die zermürbende Arbeit und die langen Arbeitszeiten, die mit einem Minimum an Gehalt entlohnt würden.

Wenngleich er mit seiner konsequenten Handlung zu den Ausnahmen gehören dürfte, steht er mit seiner Beschwerde über die Arbeitsbedingungen bei Amazon nicht alleine da. Der Online-Versandhändler war in der Vergangenheit deswegen immer wieder in die Kritik geraten.

Zuletzt hat eine Untersuchung der Nachrichtenseiten ProPublica und BuzzFeed die Klagen vieler Lieferanten und Fabrikarbeiter bestätigt: Im Bestreben, weiter zu wachsen, setze Amazon in seinem Logistikbetrieb auf Schnelligkeit und Kosteneffizienz, während der Konzern Aspekte wie die Sicherheit der Mitarbeiter vernachlässige.

November 2, 2018 Sunnyvale / CA / USA - Amazon headquarters located in Silicon Valley, San Francisco bay area
Amazon steht wegen seiner fragwürdigen Arbeitspolitik immer wieder in der Kritik. (Bild: Getty Images)

Verschlimmerung der Arbeitsbedingungen in der Coronakrise

Im Zuge der Coronavirus-Pandemie haben sich die Zustände offenbar verschlechtert. Wiederholt wurde der E-Commercer auch von Seiten seiner Mitarbeiter für seinen Umgang mit der Pandemie kritisiert. Mehrfach demonstrierten sie gegen die gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen. Diese Woche zog sich die Protestwelle sogar bis vor ein Haus von Amazon-Chef Jeff Bezos, berichtet die Zeitung USA Today.

Lesen Sie auch: Grundrente beschlossen: Wer sie bekommt, wie sie berechnet wird und was sie kostet

Die Verschlimmerung der Arbeitsbedingungen in der Coronakrise bekam auch Lancaster deutlich zu spüren. "Es gab Tage, da musste ich 158, dann 212 Pakete ausliefern, und es wurden immer mehr", sagt er im Interview. Als er wegen seiner Arbeit den Geburtstag seiner Schwester verpasste, sei das der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Zu seiner Entscheidung mag er noch immer stehen. Die Art und Weise, wie er gekündigt hat, bereut Lancaster heute aber. "Es war unreif und unverantwortlich", sagt er. "Andererseits: Genug ist genug."

Was sagen die Twitter-Nutzer?

Seine verzwickte Situation spiegelt sich auch in den Reaktionen der Twitter-Nutzer. Die einen loben Lancaster für seine Handlung, andere kritisieren sie teils scharf. "Befreit euch, Brüder", schreibt ein User. Ein anderer Nutzer ist beeindruckt von der Art und Weise, wie Lancaster "es Jeff Bezos gesteckt hat". Eine Frau fragt: "Wieso hasst es jeder Mensch, bei Amazon zu arbeiten?"

Lesen Sie auch: Neue Infektionswelle überrollt die USA – aber Trump gibt sich unbesorgt

In vielen der mittlerweile mehr als 26.000 Retweets äußern die Nutzer aber auch ihren Unmut über das Verhalten des Mannes. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie egoistisch jemand sein muss, einen Lieferwagen voll mit fremdem Eigentum mit den Schlüsseln in der Zündung stehen zu lassen", schreibt ein Mann. Ein anderer Nutzer meint: "Ayo!! Meine Päckchen könnten drin sein, entspann dich mal."

Amazon sieht die Situation nicht gelassen. In einer von US-Medien zitierten Stellungnahme teilte der Konzern mit, dass das Verhalten Lancasters "nicht die hohen Anforderungen widerspiegelt", die er an seine Lieferpartner stelle. Man nehme die Angelegenheit ernst und werde nach einer Untersuchung des Sachverhalts entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Im Video: Wieder Streiks bei Amazon