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Alzheimer-Forschung erweist sich für die Pharmakonzerne als Milliardengrab

Die Alzheimer-Forschung erweist sich für die Pharmabranche weiter als Milliardengrab. So ist jetzt abermals ein Wirkstoffkandidat in weit fortgeschrittener Testphase gescheitert. In diesem Fall traf es den britischen Konzern Astra Zeneca und seinen US-Partner Eli Lilly. Man habe sich entschieden, die klinische Studie mit dem Wirkstoff Lanabecestat nicht fortzusetzen, nachdem ein unabhängiges Prüfungskomitee zu dem Schluss kam, dass sie keine Aussicht auf Erfolg mehr habe.

Es ist bereits der dritte größere Alzheimer-Flop in diesem Jahr und ein weiterer Beleg für die enormen Risiken im Kampf gegen die Demenzerkrankung. Praktisch alle Pharmaprojekte auf dem Gebiet in den vergangenen 15 Jahren sind gescheitert.

Mitte Mai musste der US-Konzern Johnson & Johnson (J & J) die Arbeiten an seinem Wirkstoffkandidaten Atabecestat einstellen, in diesem Fall wegen zu gravierender Nebenwirkungen. Im Februar stoppte der US-Konzern Merck & Co eine Studie mit seinem Wirkstoff Verubecestat. Branchenführer Pfizer entschloss sich Anfang des Jahres, komplett aus der Alzheimer-Forschung auszusteigen.

Eine Reihe anderer Konzerne dagegen investiert weiter in die Forschung. So setzen der Schweizer Pharmariese Roche und sein deutscher Partner Morphosys der Serie an Alzheimer-Flops jetzt auch ein Signal der Zuversicht entgegen. Wie Morphosys an diesem Dienstagabend mitteilte, wurde jetzt der erste Patient in eine neue große Studie mit dem potenziellen Alzheimer-Medikament Gantenerumab aufgenommen.

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Insgesamt wollen die beiden Unternehmen den Wirkstoff bei rund 1500 Patienten mit einer besonders frühen Form der Alzheimererkrankung testen. Es ist bereits der zweite Anlauf mit dem Wirkstoff, nachdem eine erste Studie an Patienten mit einer weiter fortgeschrittenen Form von Alzheimer 2014 gescheitert war.

Gantunerumab wurde auf Basis der Antikörper-Technologie von Morphosys entwickelt. Verantwortlich für die klinischen Studien ist dagegen Roche, das auch die weltweiten Vertriebsrechte für den Wirkstoff hält.

Ähnlich wie die meisten der gescheiterten Produktkandidaten zielt auch Gantenerumab auf den Abbau von Eiweiß-Ablagerungen im Gehirn, die so genannten Amyloid-Plaques, ab. Sie werden von vielen Forschern bisher als ein maßgeblicher Faktor für die Schädigung von Gehirnzellen und die Entstehung von Alzheimer betrachtet.

Mit jedem Rückschlag wachsen die Zweifel

Auch die gescheiterten Produktkandidaten von Eli Lilly, Astra Zeneca, J & J und Merck & Co waren indirekt gegen die Eiweißablagerungen gerichtet. Sie blockierten ein Enzym, das die Entstehung von Amyloiden im Körper steuert.

Mit jedem Rückschlag wachsen indes auch die Zweifel, ob der Amyloid-Ansatz wirklich trägt. Etliche Forscher und Analysten gehen inzwischen davon aus, dass sich die Pharmafirmen mit ihren Produktentwicklungen gegen die Amyloid-Ablagerungen in einer Sackgasse befinden. Um erfolgversprechendere Ansätze zu finden, müsse man zunächst einmal die Ursachen von Alzheimer viel besser erforschen.

Die Vertreter der Amyloid-Strategie dagegen vermuten, dass bisherige Wirkstoff-Kandidaten letztlich nur daran scheiterten, dass sie entweder nicht an den richtigen Ort im Körper gelangten oder zu spät eingesetzt wurden, um noch eine Schädigung von Nervenzellen zu verhindern. Sie konzentrieren ihre klinischen Versuche daher vor allem auf Patienten, bei denen sich die Alzheimer-Erkrankung noch in einem sehr frühen Stadium befindet.

Angesichts einer Zahl von weltweit mehr als 30 Millionen Alzheimer-Erkrankten gilt das kommerzielle Potenzial für ein Medikament gegen die Krankheit weiterhin als sehr hoch. Ungeachtet der Rückschläge engagieren sich daher eine Reihe von Pharma- und Biotechfirmen weiterhin in der Forschung. Nach einer Übersicht des amerikanischen Pharma-Verbandes PhrMA befanden sich zuletzt noch 85 potenzielle Wirkstoffe gegen die Demenzerkrankung in klinischer Entwicklung, nachdem seit Ende der 90er Jahre bereits mehr als 120 Produktkandidaten gescheitert sind.

Als einer der interessantesten Hoffnungsträger gilt dabei der Wirkstoff Aducanumab, den das amerikanische Biotechunternehmen Biogen in einer großen, zulassungsrelevanten Phase-III-Studie testet.

Biogen konnte in einer kleineren Studie mit gut 160 Patienten nach eigener Einschätzung nachweisen, dass der Wirkstoff tatsächlich die Amyloid-Plaques im Gehirn reduzierte und damit auch eine Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten bei den Patienten einherging. Das Unternehmen versucht nun, diese Ergebnisse in einer deutlich größeren Studie zu bestätigen. Deren Ergebnisse könnten gegen Ende 2019 vorliegen.

Angesichts der vielen Flops auf dem Feld sind aber auch in diesem Fall die Zweifel groß. Für zusätzliche Unsicherheit sorgte das Biogen-Management, als man Anfang des Jahres die Zahl der Patienten in der Studie deutlich erhöhte. Das werteten Analysten und Investoren als Indiz, dass sich die Wirksamkeit des Produkts statistisch bisher nicht klar nachweisen lässt.

Endgültige Klarheit wird es kaum vor Ende 2019 geben. Und im Fall der Studie von Roche und Morphosys wird es wohl noch länger dauern.