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Alte Loks, Spätburgunder, Kunst – wie die Deutsche Bahn versucht, ihre Kassen aufzufüllen

Der Staatskonzern verkauft nicht nur Schrott und Eisen, um seine Finanzen aufzubessern. Ab 10. Februar werden auch Grafiken von Baselitz und Penck versteigert.

Mit dem Verkauf von ausgemustertem Inventar versucht die Bahn, ihre Finanzen aufzubessern. Foto: DBresale Foto: dpa
Mit dem Verkauf von ausgemustertem Inventar versucht die Bahn, ihre Finanzen aufzubessern. Foto: DBresale Foto: dpa

Die Bahn versinkt in Schulden. Sie könnten in diesem Jahr auf bis zu 35 Milliarden Euro anwachsen. Erst recht, wenn die für Wettbewerb zuständige EU-Kommission eine längst verabredete Finanzspritze des deutschen Staates zusammenstreichen oder gar komplett ablehnen sollte. Fünf Milliarden Euro an Hilfen erwartet der Bahnvorstand, so ist es jedenfalls seit dem Mai vergangenen Jahres mit der Bundesregierung verabredet.

Und weil sich die Hängepartie mit der EU gerade gefährlich hinzieht – die Bahn will keine Kompromisse machen, Brüssel in der Sache aber hart bleiben –, muss das Bundesunternehmen alle Reserven mobilisieren. Fahrkarten verkaufen sich wegen der Pandemie derzeit nicht so gut. Und so lautet das Motto: Alles muss raus.

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Auf dem DB-Verkaufsportal „DBresale“ findet sich das Ergebnis des Winterputzes bei der Deutschen Bahn. Die Aufräumaktion am Gleis, in den Büros und den Werkstätten förderte allerdings wenig Spektakuläres zutage: Eine heruntergekommene Kleinlokomotive etwa, 1976 von Orenstein & Koppel gebaut. Sie wird Ende Februar außer Dienst gestellt und kann für stolze 71.500 Euro den Besitzer wechseln.

Ansonsten ist das Angebot an Schienenfahrzeugen eher mager. Offenbar muss derzeit alles auf die Strecke, was mindestens vier Räder, eine Betriebszulassung und keinen Reparaturbedarf hat, damit Bürger und Güter coronakonform reisen können.

Das restliche Angebot ist erwartbar bei einem Eisenbahnkonzern, wenn auch Kleinkram wie etwa die Schreibtischcontainer der Marke Kinnarps, erst recht sieben Tonnen gebrauchte Schienen vom Typ S 54, abzuholen am Stuttgarter Abstellbahnhof, dazu „Kleineisen, Rippenplatten und Schrauben gemischt“ – immerhin drei Tonnen davon – sowie auch 14 Radsätze, lagernd im DB-Werk Wittenberge, etwas Geld in die Kassen spülen könnten. „Preisvorstellung: 2700 Euro netto, das Stück“.

Aber es findet sich auch Unerwartetes: 28 Flaschen Spätburgunder beispielsweise, „elegant und kraftvoll“ mit „Nuancen von weißem Pfeffer und einem Hauch Lakritz“. Ein Original-ICE-Lokführersitz. Oder der Funkhandschalter Minimel – was auch immer ein potenzieller Käufer damit anfangen mag.

Kunst abseits der üblichen Verkaufskanäle

Das Erstaunlichste aber verbirgt sich unter der Rubrik „DB Originale“. Und es beweist einmal mehr: Wer Kunst günstig kaufen will, ist gut beraten, auch abseits der üblichen Verkaufskanäle zu suchen. Statt tonnenschwerer Loks bietet das Portal empfindliche Kunst auf Papier an. Die Grafiken sollten 1994 im Barockschloss Zabeltitz nahe Meißen für die künftige Führungselite der DB eine angenehme Atmosphäre schaffen: Georg Baselitz, Imi Knoebel, Blinky Palermo und A.R. Penck, alles bekannte Namen, gute Künstler.

Die Schätzpreise bei dieser verdeckten Internetauktion sind niedrig angesetzt, sie beginnen bei 350 Euro für A.R. Penck. Doch in diesem kunstfernen Umfeld muss der Kunstfreund freilich Abstriche machen: Arbeiten, die im Siebdruckverfahren hergestellt wurden, heißen da grammatikalisch verhunzt „Siebdrücke“. In den Beschreibungen geht es mehr um die Vita der Künstler als ums Werk.

Die zum Verkauf stehenden Kunstwerke sind nur daumennagelgroß abgebildet, ohne die Beschreibung ihres preisentscheidenden Erhaltungszustands. Bei den je auf 850 Euro geschätzten Radierungen von Baselitz fehlt die Auflagenhöhe. Doch der Kunstfreund weiß: Je höher die Auflage, desto geringer der Wert. Auf Nachfrage verspricht „DBresale“, dass mit dem "voraussichtlichen Start" der Auktion am 10. Februar die bis dahin registrierten Bieter mehr erfahren.

Verscherbelt wird allerdings nichts. Die Kunstobjekte, so versichert das Unternehmen, wurden von einem Sachverständigen im November 2020 begutachtet. Darauf beruht der Schätzpreis für die bevorstehende Auktion. Doch wer sicher sein will, dass er nicht zu viel Geld investiert, dem sei ein Tagesabo der Preisdatenbank Artnet empfohlen. Das kostet 32,13 Euro und macht die aktuellen Marktpreise transparent. Ein altes Lokschild kostet beinahe dasselbe.

Die Preisvorstellung liegt hier bei 50 Euro netto pro Stück. Foto: DBresale Foto: dpa
Die Preisvorstellung liegt hier bei 50 Euro netto pro Stück. Foto: DBresale Foto: dpa
Die Fotos der Werke sind auf der Webseite nur daumennagelgroß abgebildet und lassen sich nicht vergrößern. Foto: DBresale Foto: dpa
Die Fotos der Werke sind auf der Webseite nur daumennagelgroß abgebildet und lassen sich nicht vergrößern. Foto: DBresale Foto: dpa