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Mit dieser altbewährten Taktik will Markus Söder vorbei an Armin Laschet ins Kanzleramt

Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, sitzt vor Beginn einer Kabinettssitzung in dem Videoraum in der Staatskanzlei. Die Sitzung zur weiteren Entwicklung der Corona-Lage in Bayern fand als Videokonferenz statt.
Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, sitzt vor Beginn einer Kabinettssitzung in dem Videoraum in der Staatskanzlei. Die Sitzung zur weiteren Entwicklung der Corona-Lage in Bayern fand als Videokonferenz statt.

Wer wird Kanzlerkandidat der Union? Eigentlich wollte Bayerns Regierungschef und CSU--Vorsitzender Markus Söder ja mit dem Votum der großen Schwesterpartei CDU leben. Immerhin: Die CDU ist die deutlich größere Unionspartei, womit ihr Vorsitzender - in diesem Fall Armin Laschet - de facto ein gewisses Vorrecht eingeräumt bekommt.

Doch keine 24 Stunden später war scheinbar alles über den Haufen geworfen. Nachdem sich die CDU-Führung am Montagvormittag für ihren Parteichef Armin Laschet aussprach, tat dies die CSU-Spitze am Nachmittag für Markus Söder. Ein normaler Vorgang, der aber zeigt, dass sich der CSU-Chef eben doch nicht so einfach geschlagen gibt. Denn in den Umfragen liegt er bislang meilenweit vor Laschet.

Und Söder agiert geschickt, indem er aktuell auf eine altbewährte Taktik setzt: Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Das heißt konkret: Söder hofft auf den Zuspruch der rund 200 CDU und 45 CSU-Abgeordneten der Unions-Fraktion im Bundestag. Die haben mit dem Prozedere der Kandidatenwahl eigentlich gar nichts zu tun, da die Kür reine Parteiangelegenheit ist. Doch schon länger ist die Unionsfraktion unter Ralph Brinkhaus neben der Partei zu einem eigenen Machtzentrum geworden, das in der Corona-Pandemie Partei, Bundesregierung und Länder vor sich hergetrieben hat.

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Brinkhaus war es etwa, der im Fleischskandal um Wurst-Fabrikant Tönnies hartes Durchgreifen ankündigte, während Laschet vorgeworfen wurde, zu lange untätig geblieben zu sein. Aus der Fraktion waren zudem vor ein paar Wochen kritische Stimmen zu Laschets Führungsstil zu hören. Der zauderte im Streit um die weitere Corona-Politik von Bund und Ländern tagelang über Ostern, während sich Söder seit Monaten das Image eines führungsstarken Politikers aufgebaut hat - wenngleich seine eigene politische Pandemie-Bilanz am Ende freilich auch nicht nur glänzt. Seit Monaten ist Bayern das Land mit den höchsten Inzidenzwerten.

Als die Maskenskandale hochkamen, war es zudem nicht etwa CDU-Chef Laschet, die sich mit harter Hand als Aufklärer präsentierte, sondern die Fraktion. Anders Söder, der die Verwicklungen in Bayern mit klaren Worten verurteilte und handelte.

Dazu kommt: Viele Abgeordnete in der Fraktion wollen bei der Bundestagswahl wiedergewählt werden und setzen naturgemäß auf die Person, der sie ein bestmögliches Ergebnis für die Union zutrauen – und das ist laut Umfragen eben nicht Laschet, sondern Söder.

Söder weiß also: Allein mithilfe seiner CSU wird er sich nicht gegen Laschet durchsetzen können. Doch mit den vielen Unterstützern selbst in CDU-Kreisen in der Fraktion hat er eine Chance. Denn Laschets Maachtbasis ist auf die Gremien seiner eigenen Partei beschränkt.

Dass die Taktik aufgehen kann, sieht man an den Wortmeldungen zugunsten Laschets oder Söders in den verschiedenen Landesgruppen der Fraktion. So kursiert in Berlin aktuell folgende Übersicht:

Landesgruppe Baden-Württemberg

20 Wortmeldungen
14 für Söder und 6 für Laschet
Landesgruppenvorsitzender Jung wird das “Stimmungsbild” Laschet mitteilen.

Landesgruppe Niedersachsen/ Bremen
23 anwesend
16 Wortmeldungen
9 für Söder
7 für Laschet

Landesgruppe Brandenburg
nur 1 für Laschet.
Alle anderen für Söder.

Rheinland Pfalz
5 für Söder und 2 für Laschet

Schleswig-Holstein:
10 Wortmeldungen
9 für Söder und 1 für Laschet.

Die Aussagekraft einer solchen Liste ist aber mit Vorsicht zu bewerten. Denn naturgemäß melden sich nach dem Votum der CDU eher Söder-Befürworter in der Fraktion, da mit dem klaren Stimmungsbild der großen Partei eigentlich die Sache zugunsten Laschets entschieden worden zu sein.

So oder so: Die Taktik Söders scheint jetzt schon aufzugehen. Denn entgegen der Pläne Laschets werden er und der CDU-Chef nun doch heute um 15 Uhr in der Unions-Fraktionssitzung den Abgeordneten Rede und Antwort stehen und um Zustimmung für sich werben. Zwar wird es aller Voraussicht nach keine Abstimmung geben, doch von der Aussprache wird ein wichtiges Signal ausgehen, ob Laschets Zuspruch im Präsidium und Bundesvorstand wirklich reicht. In den Landesverbänden ist man bereits auf dem Absprung: In Berlin und Thüringen hat man sich bereits offen für Söder ausgesprochen.