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Google-Mutter Alphabet steigert Gewinn um 73 Prozent – was dahinter steckt

Die Rally von Technologie-Aktien an der Wall Street ist ins Stottern geraten. Wer dafür noch eine Bestätigung sucht, hat sie am Montag von Google und der Muttergesellschaft Alphabet bekommen. Obwohl die Ergebnisse im ersten Quartal 2018 alle Erwartungen übertrafen, reagierte die Aktie nachbörslich nur mit einem kurzen Kurssprung. Danach fiel sie 0,14 Prozent unter das Schlussniveau des offiziellen Handels.

Andere Tech-Aktien wie Apple und Amazon konnten sich nachbörslich nur wenig von den Tagesverlusten erholen. Facebook tendierte wie Google weiter abwärts. Lediglich Microsoft konnte im Handel und nachbörslich zulegen. Alle werden in den kommenden Wochen ihre Zahlen vorlegen.

Alphabets Quartalsergebnis je Aktie lag vor Berücksichtigung von Sonderposten deutlich über den Schätzungen von Analysten. Der Bruttoumsatz stieg um 26 Prozent auf 31 Milliarden Dollar und zeigt dank großer Werbebuchungen auf Googles Suchmaschine einen konstanten Aufwärtstrend.

Die Alphabet-Zahlen belegen vor allem eines: Die Debatten über Datenschutz rund um Facebook sowie um eine stärkere Regulierung der Google-Tochter Youtube haben bislang keine Auswirkungen auf die Konzernergebnisse aus Mountain View. Investoren fürchten allerdings, dass die im Mai in Kraft tretende neue Datenschutz-Grundverordnung in der EU bewirken könnte, dass Nutzer die bisher besonders erfolgreiche personalisierte Werbung künftig zurückweisen.

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Bei einer Telefonkonferenz mit Investoren beeilte sich Alphabets Finanzchefin Ruth Porat, die Datenschutz-Sorgen zu zerstreuen. Die Suchwerbung werde überwiegend durch Schlüsselworte in der Suchanfrage generiert und es gebe kaum Berührungspunkte mit privaten Daten.

Auch Google-Chef Sundar Pichai versuchte bei der Konferenz, die Sorge der Analysten auszuräumen. „Wir haben vor Monaten damit angefangen, daran zu arbeiten“, sagte er über die Umsetzung der neuen Datenschutzgesetze. Das Thema sei nicht neu für seine Firma, man arbeite sehr eng mit den Werbekunden und den eigenen Policy-Experten zusammen. „Wir konzentrieren uns sehr darauf, das richtig hinzukriegen.“ Es werde eine „jahrelange Bemühung“, kündigte er an.

Youtube in der Kritik

Mit Spannung verfolgten Analysten an der Wall Street vor allem auch die Äußerungen des Google-Chefs zum Thema Youtube. Das Video-Portal kämpft wegen rassistischen Inhalten und Propaganda erneut mit Problemen. Laut einem CNN-Bericht liefen die Spots von 300 Werbekunden, darunter von Amazon, Adidas, Cisco, Hilton, Linkedin, Mozilla, Netflix oder Nordstrom, vor Hass-Videos. Der US-Sporthersteller Under Armour hat seine Budgets vorerst eingefroren. Google droht damit neuer Ärger mit seinen Werbekunden.

„Wir konzentrieren uns weiter darauf, dass Youtube ein sicherer Ort bleibt“, versicherte Pichai. Seine Firma bekämpfe „aggressiv“ alle Inhalte, die gegen die internen Richtlinien verstoßen mit Maschinenlernen und menschlichen Angestellten.

Erfreulicher war es für Pichai, über den Gewinn des Unternehmens zu sprechen: Beim Nettogewinn beispielsweise konnte der Tech-Konzern einen überraschend starken Anstieg um 73 Prozent auf 9,4 Milliarden Dollar verzeichnen – das Plus ist allerdings zu einem großen Teil auf eine Bilanzierungsänderung zurückzuführen. Der Marktwert von Beteiligungen an nicht an der Börse gelisteten Unternehmen muss nun fortlaufend im Segment „andere Einnahmen & Ausgaben“ ausgewiesen werden.

„Uber-Effekt“ in der Bilanz

Einige Investitionen, zum Beispiel in den Fahrdienst Uber, sind in den letzten Jahren stark im Wert gestiegen, was sich so erstmals im Zahlenwerk von Alphabet bemerkbar machte. Der Posten stieg zum Vorjahr von 251 Millionen Dollar auf 3,5 Milliarden Dollar. Der Löwenanteil davon ist auf die Uber-Beteiligung zurückzuführen.

Google war 2013 vergleichsweise früh bei Uber eingestiegen und hat in einem Gerichtsvergleich 2017 ein weiteres Aktienpaket bekommen. Ausgewiesen wird er jetzt bei der Muttergesellschaft. Alphabets eigentlicher operativer Gewinn ohne den Uber-Effekt stieg um 22 Prozent, was ebenfalls über den Erwartungen der Analysten lag.

Ein wesentlicher Grund für den enormen Gewinnanstieg war auch die Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, durch die die Abgaben an den Fiskus noch weiter gedrückt werden konnten. Die effektive Steuerquote des -Konzerns schrumpfte im Jahresvergleich von 20 auf lediglich elf Prozent.

Die Trump-Regierung hatte die Unternehmenssteuern in den USA zu Jahresbeginn von 35 auf 21 Prozent gesenkt. Dank etlicher Schlupflöcher und Sonderregeln zahlen einige Konzerne unterm Strich jedoch noch deutlich weniger.

Bei den Kosten zeigte sich unterdessen eine kräftige Steigerung – nicht zuletzt, weil in New York ein neues Gebäude für 2,4 Milliarden Dollar gekauft worden war und 5000 neue Mitarbeiter angeworben wurden. Rund 2000 davon stießen wegen der Übernahme der Smartphone-Aktivitäten von HTC hinzu.

Kampf gegen Amazons Alexa

Google versucht im Hardwaremarkt weiter Anschluss an Apple und Amazon zu bekommen. Nicht zuletzt deshalb wurde der Heim-Thermostat- und Kamerahersteller Nest aus der Selbstständigkeit zurückgeholt und wieder bei Google eingegliedert.

Vor allem will Google aber die Vormachtstellung Amazons bei intelligenten Lautsprechern brechen. Amazons künstliche Intelligenz Alexa könnte einmal die schärfste Bedrohung für Googles Werbegeschäft werden. Dann nämlich, wenn die Interessenten Alexa direkt nach einem Produkt fragen, anstatt vorher auf Google zu suchen.

Für die Weiterleitung von Suchanfragen von Drittanbietern auf Google-Seiten fallen sogenannte „TAC“ an, „Traffic Aquisition Costs“. Die erreichten im Vorjahresquartal 22 Prozent des Werbeumsatzes, im abgelaufenen waren es bereits 24 Prozent. Damit stieg dieser Kostenblock prozentual so stark wie der gesamte Werbeumsatz auf 26,6 Milliarden Dollar. So stark war ein Werbeumsatz seit 2011 nicht mehr gestiegen.

Das Geschäft lohnt sich aber weiterhin: Die Zahl der bezahlten Klicks auf Werbeanzeigen stieg um 59 Prozent, der Preis pro Klick für den Werbetreibenden – also das, was Google bekommt – fiel dagegen um 19 Prozent. Solange die Zahl der Klicks weiter stark steigt, ist das für das Unternehmen keine Bedrohung. Und günstigere Werbekosten können zudem überproportional neue Werbekunden anziehen.