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Allofs: So denke ich über Werders Abstieg

Allofs: So denke ich über Werders Abstieg

Das hätte Klaus Allofs vor einem Jahr auch nicht gedacht. Dass er als Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf in der 2. Liga auf seinen früheren Verein Werder Bremen treffen würde.

Doch am Samstag kommt der Absteiger in die Merkur Spiel-Arena.

Vor dem Wiedersehen mit Werder (2. Bundesliga: Fortuna Düsseldorf - Werder Bremen, ab 20.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1), wo Allofs von 1999 bis 2012 in gleicher Funktion tätig war, spricht der 64-Jährige im SPORT1-Interview über eine neue Euphorie bei der Fortuna, deren Stürmer Rouven Hennings und die Bremer.

SPORT1: Herr Allofs, Sie sind seit September 2020 wieder bei der Fortuna. Wie waren die ersten Monate?

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Klaus Allofs: Spannend. Wenn man sich für einen Klub entscheidet, weiß man ja nicht, ob es die richtige Entscheidung ist. Das stellt man dann erst in den folgenden Monaten fest. Aber es war definitiv richtig zur Fortuna zurückzukehren.

SPORT1: Sie sind der starke Mann im sportlichen Bereich. Über Arbeit können Sie sich nicht beschweren, oder?

Allofs: Die Fortuna ist so ein interessanter Klub, da habe ich einiges zu tun. Ich will all meine Erfahrung einbringen und hoffe, dass wir gemeinsam in den nächsten Jahren Fortschritte machen und Erfolg haben werden.

SPORT1: Sie waren als Funktionär mit Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg immer in der Bundesliga. Die Fortuna ist eine Herzensangelegenheit für Sie. War es da egal in die 2. Liga zu gehen? (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Allofs: Egal nicht. Veränderungen passieren meistens, wenn es nicht so gut läuft. Vielleicht war es sogar notwendig, dass die Fortuna in die 2. Liga musste, um sich wieder neu aufzustellen. Aber keine Frage, die Bundesliga würde uns allen besser gefallen. Da gibt es auch keinen im Verein, der das anders sieht. Die Herausforderung, Dinge zu verbessern, ist groß. Dennoch habe ich diese Entscheidung im vergangenen Jahr mit voller Überzeugung getroffen.

SPORT1: Was waren Ihre ersten Impulse, als Sie sich mit der Fortuna beschäftigt haben?

Allofs: Ich habe die Fortuna natürlich schon beobachtet, als es noch gar keinen Kontakt zum Verein gab. Ich konnte nur Ferndiagnosen stellen. Als ich dann unterschrieben habe, konnte ich mir alles konkreter anschauen und untersuchen. Wie sieht die Realität aus? Was passiert im Klub? Ein wichtiger Grund mich für die Fortuna zu entscheiden, war Thomas Röttgermann. Ihn kannte ich schon aus meiner Zeit beim VfL Wolfsburg. Ich wusste, wie er arbeitet und wie er denkt. Das war mir wichtig.

Allofs: Das will ich bei Fortuna Düsseldorf vorantreiben

SPORT1: Was haben Sie dann als ihre erste Aufgabe erkannt?

Allofs: Wichtig war für mich, dass wir Ruhe in die Fortuna bekommen. Dazu gehört eine gewisse Kontinuität und Souveränität im Umgang mit den Themen. Das so etwas auf der Strecke bleibt, wenn man mal 1. und mal 2. Liga spielt, ist klar. Natürlich geht es auch um einen schlagkräftigen Kader, an dem Uwe Klein und ich basteln. Wir wollen wieder Werte für die Fortuna schaffen. Das ist in der Vergangenheit nicht in dem Maße gelungen.

SPORT1: Was heißt das konkret?

Allofs: Spielerwerte schaffen, eine verbesserte Infrastruktur aufbauen. Wir müssen mehrere Dinge gleichzeitig anpacken, da gibt es keine Prioritätenliste. Es gilt einiges anzuschieben.

SPORT1: Nach dem 2:0-Auftaktsieg in Sandhausen ist eine kleine Euphorie entstanden. Ist das gefährlich? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Allofs: Nein. Bitte nicht ganz so hoch hängen, aber bei der Fortuna wurde in der Vergangenheit etwas zu verhalten gedacht. Deshalb sage ich mit dem nötigen Sinn für Realität: Wir wollen eine neue Euphorie bei Fortuna wecken. Das schadet nicht. In der 1. Liga war sie vorhanden, aber jetzt müssen wir die Begeisterung zurückgewinnen, die natürlich auch durch Corona gelitten hat. Es ist toll, dass eine gewisse Freude jetzt schon spürbar ist, auch weil wir das erste Spiel gleich gewinnen konnten. Es wäre schön, wenn wir das noch ausbauen können.

SPORT1: Sie sind also kein Bremser. Gladbachs Max Eberl sagte oft den Satz ‘Wir müssen sehen, wo wir herkommen’. Das kam bei vielen Fans nicht gut an.

Allofs: Ich bin immer für eine realistische Einschätzung und eine gesunde Euphorie. Ich bin keiner, der über das Ziel hinausschießt und die Schwächen dabei total verkennt. Man muss aber ein Selbstbewusstsein entwickeln, an die eigenen Stärken glauben und sich ambitionierte Ziele setzen. Wenn man das hin bekommt und nimmt die Leute auch noch mit, dann ist es ideal. Die Fans, aber auch die Spieler müssen daran glauben. Es muss ein guter Mix aus Erwartungshaltung und Realismus sein.

SPORT1: Die neue Euphorie wird auch durch Rouven Hennings geschürt, der gleich im ersten Spiel zweimal traf. Er hat auch ein Zeichen für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe gesetzt. Wie wichtig ist er für die Fortuna?

Allofs: Rouven ist schon aufgrund seiner Präsenz ein sehr wichtiger Spieler in der Mannschaft. Da spielt auch sein toller Charakter eine Rolle, was man jetzt an seiner Reaktion in der Hochwasserkatastrophe gemerkt hat. Sportlich ist er eine verlässliche Größe, was Chancenverwertung und Gefahr im Strafraum angeht. Das sind Eigenschaften, die für unser Team sehr wichtig sind. In der Vorbereitung hatte er mit einer Verletzung zu kämpfen. Umso schöner, dass Rouven jetzt mit einem Doppelpack gestartet ist. Das gibt auch einem erfahrenen Spieler wie ihm Selbstvertrauen.

Darum setzt Düsseldorf auf einen unbekannten Trainer

SPORT1: Dem neuen Trainer Christian Preußer, der zuletzt beim SC Freiburg II war, wird viel zugetraut. Es war eine mutige Entscheidung. Wie kamen Sie auf ihn?

Allofs: Wenn man immer das tut, wovon man überzeugt ist, ist das dann Mut? Wir haben uns, was die Trainer-Entscheidung anging, sehr intensive Gedanken gemacht und mit vielen Trainern gesprochen. Und Christian hat beim ersten Mal schon einen sehr guten Eindruck gemacht. Man hört ihm gerne zu und kann sich toll mit ihm austauschen. Wir waren bei vielen Dingen sofort auf einer Wellenlänge. Es erschien uns als interessante Option jemanden zu holen, der nicht nur von Systemen spricht, sondern, der ganz klar wusste, wie er mit den Spielern umgehen will und welche Tugenden eine Mannschaft haben soll. Die ersten Wochen haben das bestätigt, was wir in den Gesprächen gespürt haben.

SPORT1: War auch entscheidend, dass er in Freiburg mit Christian Streich zusammengearbeitet hat?

Allofs: Schon auch. Er hat dort in der Nähe eines erfolgreichen Trainers gearbeitet, der für gewisse Werte steht. Das war sicher ein interessanter Punkt.

SPORT1: Shinta Appelkamp war sicher traurig, dass er nicht zu Olympia fahren durfte. Für Sie war es gut. Mussten Sie den Jungen aufbauen? (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

Allofs: Nein. Wenn er berufen worden wäre, dann wäre er sicher gerne dabei gewesen. Aber er weiß, dass wir vor einer ganz wichtigen Saison stehen und er eine gute Rolle spielen soll. Von daher hat Shinta dem auch etwas Positives abgewinnen können. Somit war er vom ersten Tag der Vorbereitung bei uns dabei und darüber haben wir uns natürlich gefreut. Und wir konnten die Zeit nutzen, um seinen Vertrag zu verlängern.

SPORT1: Stefan Kuntz sagte, dass es wichtiger sei, dass Appelkamp die komplette Vorbereitung bei der Fortuna mitmacht. So eine Aussage überrascht, oder?

Allofs: Wir waren mit Stefan da immer im Austausch und das Gute daran ist, dass Stefan Kuntz auch Spieler war und auch mal Manager eines Klubs. Er versteht die verschiedenen Aspekte und kann sich auch in den Spieler gut rein denken.

SPORT1: Christian Preußer sagte über Appelkamp, er sei mehr als ein Talent. So ein Lob kennt man in der Direktheit eher weniger von einem Trainer. Wie sehen Sie es?

Allofs: Aber es ist doch schön, so etwas zu hören. Shinta hat sich toll entwickelt, obwohl er uns gar nicht permanent zur Verfügung stand. Aber wenn er dann gespielt hat, hat er es sehr gut gemacht. All das lässt darauf schließen, dass er eine gute Karriere hinlegen kann. Und er ist einer, der mit so einem Lob prima leben und umgehen kann. Er denkt jetzt nicht ‘Ich bin der neue Superstar’.

Werders Abstieg war “für mich eine große Enttäuschung”

SPORT1: Am Samstag geht es gegen Werder Bremen. Wie haben Sie sich gefühlt nach dem Abstieg Ihres Ex-Klubs?

Allofs: Es war auch für mich eine große Enttäuschung. Ich war überrascht. Nicht am letzten Spieltag, denn da lag der Abstieg schon im Bereich des Möglichen, aber zu Saisonbeginn oder auch im Verlauf der Runde hatte ich Werder nie als Absteiger auf dem Zettel. Es ist zwar eine tolle 2. Liga, aber Werder gehört da nicht hin.

SPORT1: Thomas Schaaf wurde im Sommer bei Werder ziemlich unsanft abserviert. Sie kennen sich gut. Er war überrascht und enttäuscht. Auch Wolfgang Rolff sagte, dass es Schaaf sicher nicht ums Geld gegangen wäre. Wie fanden Sie es, wie man mit ihm da umgegangen ist?

Allofs: Insbesondere nach der Entwicklung zum Ende der letzten Saison, als Thomas das Ruder noch einmal herumreißen sollte, hat mich die Entscheidung ziemlich überrascht, auch in der Art und Weise wie sie kommuniziert worden ist.

SPORT1: Zählt für Werder nur der direkte Wiederaufstieg? Das zumindest meinte Martin Harnik am vergangenen Samstag bei SPORT1.

Allofs: Für einen Verein wie Werder müsste das Ziel so lauten. Aber man muss sich auch die Rahmenbedingungen anschauen. Wie sieht der Kader am Ende aus? Was gibt die finanzielle Situation her? Das ist bei Werder aus bekannten Gründen noch schwer zu beurteilen.

SPORT1: Wann muss die Fortuna wieder in die Bundesliga?

Allofs: Wir wollen auf jeden Fall mittelfristig wieder hoch, sind aber auch jetzt schon maximal ambitioniert und wollen oben mitspielen, können aber das Konkurrenzumfeld sehr gut einschätzen. In dieser Saison gibt es andere Favoriten für den Aufstieg.