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Allianz will 1,4 Mrd. Euro Neugeschäft mit einstigem Sorgenkind

(Bloomberg) -- Der Industrieversicherer der Allianz SE, lange Sorgenkind des Konzerns, will nach seinem Umbau wieder stärker wachsen. Das Neugeschäft soll dieses Jahr um rund ein Viertel auf 1,4 Milliarden Euro steigen, verkündete Joachim Müller, Chef der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), in einem Interview mit Bloomberg. Zuvor hatte er das Portfolio aufgeräumt und etwa das Engagement bei Versicherungen für Autorückrufe zurückgefahren.

“Wachsen wollen wir weltweit in allen Märkten, je nachdem welche Chancen sich in der jeweiligen Region bieten”, erklärte Müller. Potenzial sieht er unter anderem bei Sachversicherungen in Nordamerika sowie Asien. Eine stärkere Position der AGCS strebt Müller insbesondere auch in China an. Hier wolle die Allianz-Sparte ihre Beziehungen zu wichtigen chinesischen Unternehmen und zu lokalen Versicherern ausbauen.

Entertainment-Versicherungen bezeichnete Müller als interessante Nische. In diesem Bereich hatte die AGCS wegen der Pandemie zwar etwa 500 Millionen Euro an Kunden ausgezahlt, etwa weil Konzerte ausfielen oder Dreharbeiten unterbrochen wurden. Dennoch hält Müller an diesem Segment fest.

“Im Live-Bereich sind die Veranstaltungskalender für 2022 und 2023 so voll wie noch nie. Das dürfte sich auch bald in den Prämieneinnahmen niederschlagen”, sagte Müller. Zudem sorge der Boom der Streamingdienste für zunehmende TV- und Filmproduktionen, wovon die AGCS profitieren wolle. Pandemie-Risiken seien in allen neuen Verträgen ausgeschlossen, mit Belastungen sei hier nicht mehr zu rechnen.

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Nach operativen Verlusten von insgesamt einer dreiviertel Milliarde Euro in den beiden Jahren 2019 und 2020 war die AGCS vergangenes Jahr mit einem Plus von 366 Millionen Euro in die Gewinnzone zurückgekehrt. Das Neugeschäft belief sich dabei auf 1,1 Milliarden Euro.

Ziel ist ein profitables Wachstum. “Wir streben über den Zyklus eine Schaden-Kostenquote von 96% mit einer maximalen Abweichung von 3 Punkten nach oben oder unten an, in guten und in schlechten Jahren”, sagte Müller. Der Wert hatte lange bei über 100% gelegen. Eine Quote von mehr als 100% bedeutet, vereinfacht dargestellt, dass eine Versicherung Geld verliert. In 2024 soll die Quote besser als 95% sein, in diesem Jahr knapp unter 97% liegen. Müller: “Wir sind auf einem guten Weg, um unsere Ziele zu erreichen.”

Um dorthin zu kommen, hatte die AGCS im Jahr 2020 ein Umbau-Programm gestartet. Sie zog sich aus Märkten zurück, in denen sie für sich keine führende Rolle abzeichnete - darunter das Agrargeschäft in den USA und das Geschäft mit mittelgroßen Unternehmen in Kanada. Zudem beschnitt sie Bereiche mit einem sehr starken Engagement und Klumpenrisiken. “Autorückrufe hatten wir beispielsweise überproportional versichert. Das kann nicht gesund sein, das haben wir geändert”, sagte Müller.

Mit dem Rückzug aus Segmenten und der Reduzierung von Engagements hatte die AGCS auch 700 Millionen Euro an jährlichen Prämieneinnahmen aufgegeben.

Um die AGCS in die schwarzen Zahlen zu führen, hatte Müller nicht nur das Portfolio neu ausgerichtet, sondern auch den Geschäftsaufbau geändert. Aus anfangs mehr als 30 Ländergesellschaften sind nun sechs regionale “Hubs” geworden, wie Müller es nennt. Und weiter: “Wir haben Management-Ebenen gestrichen, wodurch wir schneller und kostengünstiger werden.”

Stellenabbau

Die Anzahl der Mitarbeiter soll von 4.600 im Jahr 2020 auf 3.900 in 2024 sinken, die Hälfte ist laut Müller schon erreicht. Es würden Prozesse automatisiert und weniger Mitarbeiter benötigt. Das gleiche sich aber weitgehend über natürliche Fluktuation aus. Unterm Strich werde parallel ein dreistelligen Millionenbetrag in Technologie und Daten investiert.

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg hat die AGCS ihr Neugeschäft in Russland gestoppt. Sie erneuert außerdem keine Verträge mehr. “Der Umfang unserer Geschäfte in Russland ist relativ gering”, sagte Müller.

Vorsichtig engagiert bleibt die AGCS bei Cyber-Versicherungen. „Es gibt eine extrem starke Nachfrage nach Cyber-Versicherungen”, sagte Müller. Zugleich würden die Schäden aber auch zunehmen. Im Jahr 2016 war die AGCS an weniger als 100 Schadensfällen beteiligt, in 2021 schon an rund 1.000. “Natürlich ist das versicherte Portfolio in diesen Jahren gewachsen. Aber es ist schon auch so, dass auf der Schadenseite die Dynamik zunimmt”, sagte Müller.

(Neu: Ausschluss Pandemie-Risiken im 4. Absatz)

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