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Allianz denkt über Umbau auf dem Heimatmarkt nach

Die deutsche Allianz-Landesgesellschaft könnte schon bald in den Mutterkonzern integriert werden. Auch Rekordzahlen können Konzernchef Bäte nicht umstimmen.

Der Versicherer Allianz überlegt, ob er sein Deutschlandgeschäft neu ordnen will. Foto: dpa
Der Versicherer Allianz überlegt, ob er sein Deutschlandgeschäft neu ordnen will. Foto: dpa

Die Allianz steht möglicherweise schon im kommenden Jahr vor einem Umbau. Die deutsche Holding des Konzerns, die mit rund 8000 Mitarbeitern östlich von München in Unterföhring sitzt, könnte demnach zerschlagen, aufgespalten und in den Konzern integriert werden. So meldet es an diesem Donnerstag das „Manager-Magazin“ und beruft sich dabei auf Unternehmenskreise.

Nach Informationen des Handelsblatts gibt es solche Überlegungen bereits seit Längerem, der jetzige Zeitpunkt komme nach den jüngsten Rekordzahlen des Konzerns und auch dessen deutschen Tochter jedoch überraschend, heißt es im Haus. Vonseiten der Allianz wollte man sich dazu nicht äußern.

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Für die ersten drei Quartale hatte der Konzern Anfang November einen Konzerngewinn von 9,1 Milliarden Euro gemeldet, ein Rekord. Rund ein Fünftel davon steuerte die deutsche Tochter bei. Dass man sich auf diesem Niveau trotzdem nicht ausruhen will, wurde bereits wenige Tage nach der Präsentation sichtbar. Beim Vermögensverwalter AGI musste Andreas Utermann nach zuletzt schwachen Zahlen den Vorstandssessel räumen, beim seit Längerem defizitären Industrieversicherer wird Chris Fischer-Hirs abgelöst.

Die Allianz Deutschland AG hatte zuletzt zwar wieder starke Zahlen geliefert, aber auch hier zeichnete sich ab, dass Kompetenzen beschnitten werden. Der neue Direktversicherer Allianz Direct, der vor wenigen Wochen an den Start ging, wurde unter dem Dach des Mutterkonzerns angesiedelt. Rund 750.000 Verträge wanderten von der mäßig erfolgreichen Vorgängerorganisation Allsecur an Allianz Direct. Allsecur war noch unter dem Dach der deutschen Tochter angesiedelt. Die neue Direktversicherung darf nun jedoch eigenständig im Gründerzentrum am Münchener Ostbahnhof agieren.

Beobachter werteten das bereits als Schwächung der deutschen Holding. Konzernchef Oliver Bäte hatte in den vergangenen Jahren des Öfteren die Macht der Landesgesellschaften infrage gestellt. Das galt unter anderem für die Ausgestaltung der Produktwelt, die sich lange Jahre von Land zu Land unterschied. Viele Landesgesellschaften werteten diese Eigenständigkeit lange als Bestandsgarantie und sahen darin einen Teil ihrer Daseinsberechtigung.

Vergleichbare Produkte

Bäte war diese Komplexität stets ein Dorn im Auge. Schon 2016 und damit ein Jahr nach seinem Start als Vorstandschef ließ er die Chefs von drei Landesgesellschaften testen, ob die Produkte in ihren Regionen vergleichbar sind. „Heraus kam, dass das bei 85 Prozent der Fall ist. Unsere Aktuare kamen dagegen nur auf 50 Prozent“, sagte Bäte im vergangenen Sommer bereits im Handelsblatt-Interview.

Bei einer nochmaligen Überprüfung kam sogar heraus, dass in manchen Bereichen über 90 Prozent der Produkte vergleichbar sind. „Das Ergebnis ist, dass wir künftig in Europa das Produktdesign einheitlich gestalten“, so Bäte schon damals.

Bereits damit war klar, dass die Macht der Länderorganisationen sukzessive sinken wird. Den Auftakt macht nun Allianz Direct. Der Onlineversicherer ist gerade gleichzeitig in Deutschland und den Niederlanden gestartet. Im kommenden Jahr sollen Italien und Spanien dazukommen, mittelfristig soll ganz Europa abgedeckt werden.

Auch an anderen Stellen sind die Einschnitte bei der deutschen Allianz-Tochter bereits erkennbar. In der gerade laufenden Tarifrunde im deutschen Versicherungssektor gilt die Allianz trotz Rekordgewinnen als der größte Bremser. „Am liebsten möchte man dort gar keine Tariferhöhung“, berichten Verhandlungsteilnehmer.

Auch auf Vertriebsseite klagten die rund 8000 Vertreter im Land im Jahresverlauf bereits über Einschnitte. Provisionen wurden gekürzt, das Murren im Intranet war groß. Wie sehr dabei seit Längerem bereits ein Konflikt zwischen Vorstand und Vertrieb schwelte, erfuhren die Besucher der Hauptversammlung im vergangenen Jahr zwischen den Zeilen in Bätes Rede.

Hohe Abschlüsse

Für die Mitarbeiter habe die Allianz 12,1 Milliarden Euro im Jahr 2017 an Löhnen, Gehältern, Boni und Sozialabgaben überwiesen. „Unsere Vertriebspartner erhielten 13,9 Milliarden Euro“, rechnete Bäte die hohen Kosten des Vertriebs vor. Dort zeigten die Worte Wirkung: Die Vertreter im Land erzielten zuletzt so hohe Abschlüsse wie noch nie.

Wesentlicher Treiber war dabei Joachim Müller, bislang Vorstand bei der deutschen Allianz und dort für die Schaden- und Unfallversicherung und den Vertrieb zuständig. Der 48-jährige Diplom-Kaufmann mit Wurzeln im bayerischen Teil von Schwaben ist ein Urgewächs der Allianz und trat bereits 1993 über ein Tochterunternehmen in den Konzern ein.

Nach Zwischenstationen bei der Dresdner Bank und der Commerzbank ist er seit 2010 wieder bei der Allianz. Zuletzt machte mit dem Umbau der Kfz-Versicherung sowie neuen Partnerschaften, beispielsweise zum Automobilclub ADAC auf sich aufmerksam. Künftig soll der erfahrene Vertriebschef den Industrieversicherer AGCS wieder auf Rendite trimmen.

Auch für andere verdiente Vorstände der deutschen Allianz zeichnet sich bereits ein Aufstieg ab. Deutschlandchef Klaus-Peter Röhler, der die Position im vergangenen Jahr vom eher sperrigen Manfred Knof übernommen hatte, könnte dem Vernehmen nach in den Konzernvorstand aufrücken und dort die Position von Axel Theis einnehmen, heißt es. Der 61-Jährige, der im Konzern bislang für den deutschsprachigen Raum sowie für Zentral- und Osteuropa zuständig ist, geht Ende kommenden Jahres in den Ruhestand.

Sein möglicher Nachfolger Röhler gilt als Vertrauter Bätes und hatte sich im Konzern zuvor bereits hohes Ansehen bei der Tochter in Italien erworben. In vielen Dingen gilt die Landesgesellschaft dort als Vorzeigeorganisation. Beispielsweise testet der Konzern dort gerade das Kartenprodukt Allianz Prime, das in weiteren Schritten auch in vielen anderen Ländern auf den Markt kommen soll. Gerüchten zufolge war Röhler auch einer der drei Landeschefs, die 2016 für Bäte testeten, inwieweit ihre Produkte vergleichbar sind.

Als ein mögliches Denkmodell bei der Aufspaltung der deutschen Allianz gilt in Konzernkreisen die Zusammenlegung der Sparten Sachversicherung und Vertrieb sowie von Lebens- und Krankenversicherung. Synergien ließen sich so nicht nur mit einem gemeinsamen Backoffice heben, auch fielen wohl eine Reihe von Führungspositionen in Bereichsvorständen sowie im Mittelmanagement weg. Auch hier hatte Bäte in der Vergangenheit bereits angekündigt, dass er das Management-Geflecht um ganze Ebenen entschlacken will.

Mehr und mehr nimmt der Versicherungsriese damit Konturen nach Bätes Geschmack an. Das gilt besonders für die Mitstreiter in der obersten Führungsebene. Sollte Vorstand Axel Theis im kommenden Jahr tatsächlich durch Klaus-Peter Röhler ersetzt werden, dann wäre nur noch der für das operative Geschäft zuständige Christof Mascher unter Bätes Führung nicht ausgetauscht worden. Zum Jahresende räumt Personalchefin Helga Jung ihren Stuhl für Renate Wagner.