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Aldi, Lidl und Rewe wollen zu elektronischen Nahversorgern werden

Die Supermarktketten könnten zu entscheidenden Akteuren beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos werden. Doch die Förderrichtlinien bremsen sie aus.

Rund 400.000 Euro hat sich die Metro die jüngste elektronische Aufrüstung kosten lassen. Das Mitarbeiter-Parkhaus der Zentrale in Düsseldorf wurde mit einer 1000-Kilowatt-Trafostation und einer neuen Verkabelung versehen. Damit kann der Handelskonzern jetzt 62 zusätzliche Elektroladesäulen in Betrieb nehmen.

Mitarbeiter und Kunden können an den 22-Kilowatt-Anlagen nun kostenlos ihre E-Autos aufladen. Acht der Ladeboxen hat der kalifornische Autobauer Tesla im Rahmen einer Kooperation zur Verfügung gestellt.

Der Großhändler, der auch Gründungsmitglied der Elektromobilitätsinitiative EV100 ist, hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2023 die eigenen CO2-Emissionen pro Quadratmeter Verkaufs- und Belieferungsfläche zu halbieren. Für Christoph Knop, Geschäftsführer Metro Deutschland, hat die Beteiligung am Ausbau der Elektromobilität aber noch einen weiteren Grund und sagt: „Entscheidend ist auch, die Lebens- und Luftqualität in urbanen Regionen nachhaltig zu verbessern – also dort, wo ein Großteil unserer Kunden seine Gäste bewirtet.“

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Metro betreibt mittlerweile mehr als 350 Ladepunkte in 13 Ländern. „Die Ladesäuleninfrastruktur im Handel wächst, es ist eindeutig ein steigendes Interesse der Händler zu beobachten“, sagt Jan-Oliver Heidrich, Vorsitzender des Energieausschusses im Handelsverband HDE und Geschäftsführer der Energie-Handels-Gesellschaft (EHA), einer Tochter der Rewe Group.

„Etwa 2000 der rund 16.000 Ladepunkte in Deutschland werden mittlerweile vom Handel angeboten“, sagt Heidrich. Das Thema Nachhaltigkeit ist jetzt auch im Handel angekommen. „Die Stimmung im Lande dreht sich, Klimaschutz wird immer wichtiger, das spielt der E-Mobilität in die Hände“, ergänzt er. Für Händler seien deshalb die Ladesäulen „ein wichtiger Baustein“ in der Nachhaltigkeitsstrategie.

Einer Umfrage des Handelsforschungsinstituts EHI zufolge bieten bereits 54 Prozent der befragten Händler mindestens eine Ladestation an. Weitere 19 Prozent planen die Errichtung von Ladesäulen. Im kommenden Jahr dürfte die Zahl der Stationen weiter steigen.

Lidl zieht nach

Denn ab März 2020 tritt eine Regelung in Kraft, nach der bei Neubauten und großen Renovierungen an Nichtwohngebäuden mit mehr als zehn Stellplätzen ein Ladepunkt für Elektrofahrzeuge zur Verfügung stehen muss. Viele Händler haben deshalb bereits begonnen, sich darauf vorzubereiten.

Einer der Vorreiter war Aldi Süd. Der Discounter hat bereits 2015 angefangen, Märkte mit Ladesäulen zu versehen. Rund 80 solcher Stationen gibt es bisher, meist in Ballungsgebieten, der Strom kommt aus den eigenen Fotovoltaik-Anlagen. Für Kunden ist das Aufladen kostenlos.

Der härteste Konkurrent zieht nun nach. Lidl hat kürzlich angekündigt, das eigene Netz von bisher 30 Stationen auf rund 400 Ladepunkte zu erweitern. Jede neu errichtete Filiale soll künftig mit einer Ladesäule ausgestattet werden. Auch bei Lidl kostet der Strom für die Kunden nichts.

Offenbar treten die Händler in einen Wettbewerb, ihren Kunden den besten Service für ihre E-Auto zu bieten – und damit auch ihr eigenes grünes Image zu stärken. „Die starke Konkurrenz und die hohe Dichte der Läden im deutschen Handel treibt die Entwicklung zusätzlich voran“, bestätigt Experte Heidrich.

Das gilt nicht nur für die bundesweiten Ketten. „Auch selbstständige Kaufleute entdecken jetzt die Ladesäule als Teil der Nahversorgung“, beobachtet der Energiemanager, der mit der EHA den Betrieb der Stromtankstellen für Rewe organisiert. Konsequent hat auch der Möbelhändler Ikea den Ausbau vorangetrieben. So hat Ikea an sämtlichen 53 Möbelhäusern Stromtankstellen aufgebaut, insgesamt sind es inzwischen 113 Ladesäulen. Rund sechs Millionen Euro hat sich der Konzern nach eigenen Angaben sein Engagement kosten lassen.

Die Händler tragen damit dazu bei, den größten Engpass bei der Verbreitung der Elektromobilität in Deutschland zu beheben. Denn viele Kunden zögern mit der Anschaffung eines Elektroautos, weil noch zu wenige Stromtankstellen zur Verfügung stehen. Für die Versorger aber rechnet sich der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur nicht, wenn noch zu wenig E-Autos auf der Straße sind.

Europaweit liegt Deutschland deutlich zurück. So verteilten sich im vergangenen Jahr gerade mal 31 Ladestationen auf 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: In der Schweiz gab es zur gleichen Zeit 237 und in Norwegen 215 Stationen pro 100 000 Einwohner.

Förderrichtlinien bremsen den Ausbau

Häufig tun sich inzwischen Energieversorger und Händler zusammen, um sich die Investitionen zu teilen. Denn die Ausgaben sind hoch. Eine Ladesäule kostet einen fünfstelligen Betrag, eine Schnell-Ladesäule mit 55 KW kann mit rund 50 000 Euro zu Buche schlagen.

Die Baumarktkette Hornbach beispielsweise baut zusammen mit dem Versorger Pfalzwerke ein landesweites Netz an den eigenen Filialen auf. Bis zu 100 Standorte sollen es werden. Ein ähnlich großes Ladestationsnetz will der Wettbewerber Hagebau gemeinsam mit dem Stromkonzern Energie Baden-Württemberg (EnBW) aufziehen.

Aldi Süd geht mit dem Versorger Innogy sogar noch einen Schritt weiter als die meisten Konkurrenten. Während in der Regel nur Ladepunkte mit 22 Kilowatt angeboten werden, errichtet der Discounter 28 Schnell-Lader mit 50 Kilowatt an Filialen in der Nähe von Autobahnen.

Der Abstand zwischen den einzelnen Ladestationen soll maximal 160 Kilometer betragen. „Mit den neuen Ladesäulen statten wir die Hauptverkehrsrouten durch West- und Süddeutschland flächendeckend mit Elektrotankstellen aus“, sagt Florian Kempf, Leiter Energiemanagement beim Discounter. Mit 30 Minuten Ladezeit sei je nach Typ eine Reichweitenverlängerung von 200 Kilometer möglich.

Rechnen wird sich das angesichts der hohen Investitionskosten in absehbarer Zeit nicht, es bleibt eine Marketingmaßnahme. Deshalb hat die Bundesregierung bereits vor zwei Jahren ein Förderprogramm aufgelegt, das die Einrichtung von Ladesäulen finanziell unterstützt. Der Handel mit seiner hohen Zahl an zentralen Standorten und bundesweit rund 1,9 Millionen Stellplätzen könnte dabei eine entscheidende Rolle übernehmen.

Doch alle bisherigen Fördermaßnahmen haben aus Sicht des Handels einen wesentlichen Schönheitsfehler: Die Unterstützung durch den Staat gibt es nur, wenn die Ladesäule auch rund um die Uhr erreichbar ist. Die Händler aber müssen nachts ihre Parkflächen meist abriegeln, damit ihre Kundenparkplätze nicht von Dauerparkern belegt werden.

„Die Förderrichtlinien sind ein großes Problem und bremsen den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur im Handel“, kritisiert Energiemanager Heidrich. „Wenn die Politik will, dass der Handel mehr Ladepunkte anbietet, muss sie da den Unternehmen entgegenkommen.“

Mehr: Innogy stieg bereits frühzeitig in die Elektromobilität ein. Inzwischen gibt es einen harten Wettbewerb zwischen Energieversorger und Autoherstellern – eine Konsolidierung scheint unausweichlich.