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Alarmstufe Rot: Veranstalter senden Warnsignale

Über 4000 Gebäude in Deutschland sollen Montagnacht rot leuchten: Die Aktion soll darauf hinweisen, dass Tausende Veranstalter vor der Pleite stehen.

Montagnacht ab 22 Uhr werden in ganz Deutschland mehr als 4000 Gebäude erröten – von der Zeche Zollverein in Essen über Konzerthallen und Eventlocations bis zum Brandenburger Tor. Die Aktion ist allerdings kein Kunsthappening, sondern ein verzweifeltes Notsignal der Veranstaltungsbranche in Zeiten von Corona.

Die Farbe Rot ist bewusst gewählt: „Die Veranstaltungswirtschaft steht auf der Roten Liste der akut vom Aussterben bedrohten Branchen“, meint Tom Koperek, Initiator der „Night of Light“. Die Branche brauche echte Hilfe statt Kreditprogramme, sonst komme eine riesige Insolvenzwelle, warnt der 52-jährige Unternehmer aus Essen. „Wir wollen sichtbar machen, wie groß und bedeutsam unsere Branche ist.“ Sie werde von der Politik völlig unterschätzt und in der Coronakrise im Stich gelassen.

Knapp 130 Milliarden Euro setzt die deutsche Veranstaltungswirtschaft sonst im Jahr mit ihren 1,5 Millionen Beschäftigten um. Vom Umsatz her ist sie die sechstgrößte Branche hierzulande. Zum Vergleich: Das Bauhauptgewerbe erwirtschaftet nur rund 86 Milliarden Euro. Das zeigt eine aktuelle Metastudie des Rifel-Instituts im Auftrag der Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft.

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Dabei werden fast 90 Prozent des Umsatzes mit wirtschaftsbezogenen Events wie Messen oder Kongressen gemacht. Rund 423 Millionen Teilnehmer kamen 2019 zu 2,89 Millionen Tagungen und Events in Deutschland. Davon profitieren auch andere Branchen enorm.

Trotzdem fühlt sich die Veranstaltungswirtschaft zu wenig wertgeschätzt. Denn sie ist sehr heterogen und zersplittert. Soloselbstständige gehören genauso dazu wie börsennotierte Veranstaltungskonzerne wie Eventim oder Deag. Rund 150 verschiedene Disziplinen gibt es – vom Messebau zur Lichttechnik, von der Event- und Ticketagentur über Locations, Theater und DJs bis zum Opernagenten, Floristen und Caterer.

Mit Corona kam der Zusammenbruch. „Seit dem 10. März ist unserer Branche die Arbeitsgrundlage komplett entzogen“, klagt Koperek. Der Unternehmer gründete 1993 in Essen einen technischen Dienstleister für Veranstaltungen. Heute beschäftigt die LK AG 120 Mitarbeiter, davon 20 Auszubildende. Das Unternehmen ist zum Komplettdienstleister für Veranstaltungen aller Art angewachsen.

Unter dem Dach der Holding gibt es unter anderem eine Eventagentur, eine Firma für Veranstaltungstechnik und einen Web- und App-Entwickler. Für Kunden wie Evonik oder Hochtief bietet LK einen Rundumservice für Messeauftritte, Tagungen oder Hauptversammlungen. Koperek betreibt auch die Eventlocation Grand Hall Zollverein auf dem Gelände der alten Zeche in Essen. Dort haben bis zu 2500 Menschen Platz.


Hilferuf an die Politik

„Seit Monaten haben wir keinerlei Einnahmen mehr, so wie die meisten meiner Branche“, konstatiert Koperek. Kosten von monatlich mehr als 100.000 Euro laufen jedoch weiter. 80 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Bis Mitte 2021 wurden Events bereits storniert.

„Vor Corona waren wir ein kerngesundes Unternehmen mit einer satten Eigenkapitalquote von 60 Prozent.“ Inzwischen sind die Rücklagen aufgezehrt. „Nun geht auch die Altersversorgung von uns Gesellschaftern den Bach herunter. Denn wir haben alles in die Firma reinvestiert“, betont der Unternehmer.

Soforthilfe konnte Koperek für die LK AG nicht beantragen, weil die Firma eine Holding ist. Die neu beschlossenen staatlichen Hilfen für Unternehmen mit Umsatzeinbrüchen von mehr als 50 Prozent könnten höchstens einen Monat überbrücken.

Ein Ende der Krise scheint nicht absehbar. Gerade erst haben Bund und Länder das Verbot von Großveranstaltungen bis Ende Oktober verlängert. Konzerte, Fachmessen oder Tagungen sind zwar seit Kurzem in beschränktem Umfang wieder erlaubt. Die meisten Veranstaltungen werden trotzdem abgesagt oder ins Internet verlegt.

Denn viele Gäste bleiben aus Angst vor Ansteckung fern. Und mit wenigen Teilnehmern lohnt sich weder ein Konzertabend noch ein Kongress. Die Unternehmen verlieren so pro Monat einen durchschnittlichen Jahresertrag, rechnet die Studie vor.

KfW-Kredite würden die Malaise nur herauszögern, meint Koperek. „Wir bekommen eine künstliche Beatmung, aber am Ende des Jahres ist die Sauerstoffflasche leer.“ 2021 seien viele in der Branche so überschuldet, dass sie Insolvenz anmelden müssten. Die „Night of Light“, die der Essener initiiert hat, sieht er als Hilferuf an die Politik.

Die Illumination der mehr als 4000 Gebäude soll ein leuchtendes Mahnmal sein, ein flammender Appell zur Rettung der Veranstaltungswirtschaft. Sonst gehen vielerorts für immer die Lichter aus.